Artikel erschienen am 15.01.2018
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Strategische Liquiditätsplanung

Notwendigkeit einer Liquiditätsplanung und Maßnahmen zur Optimierung

Von Dipl.-Kfm. Carsten Rullmann, Salzgitter-Bad

Die Aufgaben eines Unternehmers bzw. Geschäftsführers bestehen nicht allein darin, das Tagesgeschäft zu leiten, sondern auch die Zukunft seines Unternehmens zu planen. Zukunftsplanung bedeutet aber nicht nur Finanz-, sondern ebenso Liquiditätsplanung. Gleichzeitig muss neben der allgemeinen Produkt- bzw. Auftragskalkulation auch die Finanz- und Ressourcen­planung (Mitarbeiter, Vorräte und Gerätschaften) umgesetzt werden. Die Finanz- und Liquiditätsplanung sollte auf möglichst realistischen Annahmen beruhen und jeder einzelne Planungsschritt aufeinander aufbauen. Der Unternehmer benötigt hierfür neben einem betrieblichen auch einen persönlichen Kostenplan.

Liquiditätsplan/Cashflow-Analyse

Der Liquiditätsplan zeigt, wie auch der Rentabilitätsplan, die Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens, allerdings mit einem wesentlichen Unterschied. Im Gegensatz zur Rentabilitätsplanung wird bei der Liquiditätsplanung das Augenmerk auf die Fristigkeiten der Ein- und Auszahlungen gelegt, d.h. wann mit welchen Geldein- und -auszahlungen zu rechnen ist. Der Plan zeigt also durch Gegenüberstellung von Ein- und Auszahlungsströmen des Unternehmens in den einzelnen Perioden an, ob und inwieweit die eingehenden Einnahmen ausreichen, um die anfallenden Betriebsausgaben zu bezahlen und gibt damit wesentliche Informationen zur Unternehmensführung und zu Liquiditätsunter- und -überdeckungen.

Grundsatz: Liquidität vor Rentabilität!

Der Liquiditätsplan unterscheidet sich primär durch die Zahlungsfristen von der reinen Rentabilitätsplanung und ist damit ein wichtiges Informations- und Kontrollinstrument für eine Vielzahl von Entscheidungen, die der Unternehmer immer wieder treffen muss. Die Unternehmensplanung ist ein unverzichtbares Basisinstrument einer erfolgreichen Unternehmensführung, insbesondere bei der Unternehmensgründung. Die Liquiditätsplanung gibt Auskunft darüber, ob der beantragte oder benötigte Kontokorrentkredit oder das Volumen der Unternehmensanlauffinanzierung ausreichend ist.

Während der Rentabilitätsplan die Frage beantwortet, ob ein ausreichend hoher Unternehmensgewinn erwirtschaftet wird, zeigt der Liquiditätsplan, ob das Unternehmen über genügend liquide Mittel verfügt. Um die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens dauerhaft zu sichern, ist es erforderlich, dass im Liquiditätsplan detailliert die Ein- und Auszahlungen erfasst, kontrolliert und analysiert werden. Planabweichungen werden so frühzeitig festgestellt, Engpässe werden sichtbar und notwendige Änderungen und Modifikationen in der Unternehmensführung sowie in der privaten Lebenshaltung sind rechtzeitig möglich. Der Liquiditätsplan sollte aber nicht nur bei Unternehmensgründung sehr detailliert und ausführlich erstellt werden, sondern die Frage der Geldverwendung ist laufend zu überwachen und zu kontrollieren. Liquiditätsengpässe sind grundsätzlich vermeidbar, wenn frühzeitig eine Planung erfolgt, die zeigt, was zu tun ist, wenn sich die Einnahmen rückläufig entwickeln, die Kosten sich erhöhen oder Ersatzinvestitionen erforderlich sind. Immer wieder führen fehlerhafte Liquiditätsplanungen zu existenziellen Schieflagen. Für eine erfolgreiche Unternehmensführung ist es wichtig, Cashflow-Engpässe zu vermeiden und die Liquiditätsplanung als probates Frühwarnsystem einzusetzen.

Eine sorgfältige und fortlaufende Liquiditätsplanung ist für den Unternehmer bei einer erfolgreichen Unternehmensführung ein absolutes Muss und umfasst zumindest einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten, der laufend aktualisiert werden sollte. Wichtig ist hierbei auch, dass in der Liquiditätsplanung bei Einzelunternehmen oder inhabergeführten Unternehmen die Kosten der privaten Lebenshaltung mit einbezogen werden, denn der Unternehmer muss aus dem Gewinn seines Unternehmens seine private Lebenshaltung, seine privaten Versicherungsbeiträge, seine private Vorsorge, seine private Miete, die Ausbildung der Kinder usw. finanzieren.

Maßnahmen zur Liquiditätsoptimierung

Die Möglichkeiten zur Liquiditätsoptimierung sind vielfältig und auf das jeweilige Unternehmen abzustimmen. Eingängige und allgemein gültige Optimierungsmaßnahmen sind:

  • Überprüfung des Mahnwesens
    Ist ein reibungslos funktionierender Forderungseinzug gegeben?
  • Überprüfung der Lagerbestände
    Ist der Lagerbestand (Bestand an Vorräten) angemessen oder besteht die Möglichkeit der mittelfristigen Reduzierung der Lagerbestände?
  • Überprüfung des Kontokorrentkredits
    Besteht die Möglichkeit der Kontokorrentausweitung, um einen kurzfristigen Engpass zu überbrücken oder besteht alternativ/ergänzend die Möglichkeit eines Lieferantenkredits?
  • Überprüfung der liquiden Mittel
    Bestehen derzeit nicht benötigte liquide Mittel, können diese ertragreich zwischen­geparkt werden?
  • Überprüfung der Betriebskonten
    Bei einer Vielzahl von Konten kann eine überschüssige Liquidität nur schlecht ermittelt werden. Gegebenenfalls besteht die Möglichkeit der Kontenreduzierung.

Empfehlung

Zur erfolgreichen Unternehmensführung gehört für den Unternehmer, dass er sich sehr ausführlich mit seinen unternehmerischen sowie privaten Liquiditätsströmen beschäftigt. Nur so kann frühzeitig festgestellt werden, ob und inwieweit über oder unter Plan gewirtschaftet wird, damit kontinuierlich Anpassungen im Unternehmens- wie im Privatbereich vorgenommen werden können.

Praxis-Tipp

Investitionen für geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) sollten nach 2018 verlagert werden. Geringwertige Wirtschaftsgüter sind abnutzbare bewegliche Güter des Anlagenvermögens und müssen selbständig nutzbar sein. Zudem dürfen deren Anschaffungs- und Herstellungskosten eine bestimmte Grenze nicht übersteigen. Bis zum 31.12.2017 ist diese Grenze mit 410 Euro festgelegt. Ab 2018 wird die Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter von 410 Euro auf 800 Euro angehoben. Bei Anschaffungs- oder Herstellungskosten bis zu diesem Betrag (ohne Umsatzsteuer) können die Kosten sofort in voller Höhe als Betriebsausgaben abgesetzt werden. Aufgrund der Anhebung sollten Sie prüfen, ob Investitionen nicht bis 2018 verschoben werden können, damit eine sofortige Geltendmachung erfolgen kann. Dies bringt einen positiven Liquiditätseffekt, da unmittelbar Steuern gespart werden.

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