Artikel erschienen am 03.02.2016
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Erfolgsfaktor „Nachhaltigkeit“

Operative und strategische Sanierungsmaßnahmen wirkungsvoll umsetzen

Von Thomas Mazur, Hamburg

Ziele eines Sanierungskonzepts sind die schnelle Überwindung einer akuten Unter­nehmens­krise als auch die Wiedererlangung der Wett­bewerbs- und Rendite­fähig­keit. Neben der Sicherung der Liquidi­tät durch finanzielle Maß­nahmen sind dafür operative und strategische Maßnahmen notwendig. Sofern das Maß­nahmen­konzept von allen Stake­holdern als tragfähig erachtet wird, geht es um dessen Umsetzung. Zur Erreichung der Nach­haltigkeit einer erfolgreichen Umsetzung bedarf es des Finger­spitzen­gefühls beim Krisenmanagement und vor allem der Implementierung von notwendigen Instrumenten, um die dauernde Wirkung der Maßnahmen sicherzustellen.

Unabdingbar für den Erfolg einer Sanierung ist die schnelle und konsequente Umsetzung des Maß­nahmen­konzepts. Zu diesem Zweck wird in der Umsetzungs­phase ein Sanierungs­team häufig um einen externen Krisen­manager („Chief Restructuring Officer – CRO“) ergänzt. Allerdings zeigt sich meist erst nach dem Ausscheiden der Sanierungs­berater, ob die erzielten Effekte auch nachhaltig wirken.

Zur Sicherung der Nachhaltigkeit in der Sanierung gilt es, nicht nur die Krisen­ursachen sachgerecht zu adressieren, sondern es geht darum, dem Management Werkzeuge an die Hand zu geben, die leicht und mit Erfolg eingesetzt werden können, sodass Fehl­ent­wicklungen rechtzeitig erkannt und ein zielgerichtetes Gegen­steuern möglich ist. Es geht um die Verzahnung von Sanierungs­maßnahmen mit praxisbewährten Unternehmensführungsinstrumenten.

In der Sanierungspraxis wurden in inter­disziplinären Teams von Sanierungs­experten und Strategie­beratern entsprechende Ins­trumente entwickelt. Auf diese Weise werden die üblichen Sanierungs­konzepte erweitert, sodass sowohl einem externen CRO als auch dem eigenen Management klare „Leitplanken“ zur Verfügung gestellt werden, die sicherstellen, dass die Maßnahmeneffekte möglichst rechtzeitig und in der gewünschten Höhe eintreten.

Das nachfolgend dargestellte Vorgehen basiert auf einer „Erfolgspyramide“, die den konzeptionellen Rahmen bildet. Des Weiteren werden die notwendigen Maßnahmenschritte durch das Setzen von „Leitplanken“ konkretisiert.

Nachhaltige Sanierung auf Basis der Erfolgspyramide

Erfolgspyramide der Unternehmenssanierung

Die Erfolgs­pyramide erweitert die operativen und strategischen Maßnahmen um strukturelle Elemente, die die Nach­haltigkeit der Effekte sicherstellen. Die Pyramide zeigt hierbei fünf Dimensionen, die bei der Definition von operativen und strategischen Maß­nahmen zu berück­sichtigen sind. Dabei ist die wichtigste Dimension die „Kunden- und Mitarbeiter­orientierung“. Sollen bspw. die Produktions­kosten gesenkt werden, ist es entscheidend, nicht an den Stellen zu kürzen, die dem Kunden den höchsten Nutzen bieten. Bezogen auf die Dimension der Mit­arbeiter­orientierung geht es vor allem um den Aufbau bzw. den Erhalt eines motivierten Teams, das hinter dem Sanierungs­konzept steht. Die Dimension „Informations­fluss“ bedingt die Sicher­stellung des Informations­flusses z. B. innerhalb des Management­teams oder zwischen Management und Mitarbeitern. Es kommt darauf an, dass den verantwortlichen Mitarbeitern die Erfolgsauswirkung ihres Handelns transparent gemacht wird. Die Dimension „Entscheidungsbefugnisse“ zielt darauf ab, dass Entscheidungen unmittelbar getroffen und umgesetzt werden. Je besser die Mitarbeiter qualifiziert werden, desto eher können Ent­schei­dungen direkt vor Ort von den Mitarbeitern möglichst selbstständig getroffen werden. Ihnen wird ein breiterer Ent­­schei­dungs­­spielraum gewährt. Die weiteren Dimensionen „Anreize“ (z. B. Mitarbeiter­boni) und „Struktur“ (z. B. effektive Organi­sations­struktur) dienen dazu, den Erfolg des Sanierungs­konzepts zu fördern, sind aber keine notwendigen Basis­dimensionen.

„Leitplanken“ setzen

Wenn bspw. bei der Erreichung eines angestrebten Kostenziels die Dimension Kundenorientierung beachtet werden soll, sind Leitgrößen zu entwickeln, die regelmäßig (i. d. R. wöchentlich) ohne großen Aufwand gemessen und mit der Zielgröße abgestimmt werden können. Das heißt, es wird nicht nur – wie im Rahmen eines typischen Sanierungscontrollings üblich – die erreichte Kosteneinsparung gemessen, sondern es wird festgestellt, ob die notwendigen Schritte („Erfolgstreiber“) eingeleitet wurden und ob sich die Kundenzufriedenheit gleichzeitig in die richtige Richtung entwickelt. Auf diese Weise werden verlässliche Leitplanken etabliert, die das Management auf die wesentlichen Erfolgsfaktoren fokussiert und zeitnah die Effekte von Fehlentwicklungen und Zeitverzögerungen aufzeigen. Damit wird für alle Akteure einer Sanierung eine Selbstkontrolle und Selbstverpflichtung erreicht, die nachhaltig wirkt.

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