Lebenswerk erhalten und Stolpersteine für Nachfolgeregelungen umgehen
Generationswechsel in Betrieben mit vorausschauenden Strategien reibungslos ermöglichen
Von Tanja Werner, HamburgDas Anschieben der Nachfolgeregelung wird im Mittelstand gern auf „später“ vertagt. Zu emotional und zu ungewiss sind die Perspektiven, wenn der Chef selbst seinen Sessel räumen und das oft „eigene Baby“ in fremde Hände abgeben will. Einfach ist es wahrlich auch nicht immer, wenn die eigenen Kinder in die Fußstapfen treten möchten. Häufig geht der Nachwuchs aber eigene Wege. Manchmal lassen sich dann bewährte Führungskräfte gewinnen, die bereit sind, nicht nur Verantwortung, sondern finanzielle Verpflichtungen zu übernehmen. Funktioniert das nicht, muss ein externer Käufer gefunden werden.
Egal, ob Management-Buy-out oder eine externe Regelung: Der Zeitfaktor darf nicht unterschätzt werden. Fünf bis zehn Jahre sind eine angemessene Planungsgröße, um den Fortbestand des Unternehmens erfolgreich zu sichern. Je stärker der Betrieb auf den bisherigen Inhaber ausgerichtet ist, desto mehr Zeit wird benötigt.
Unternehmer, die den Generationswechsel zu spät einleiten, schaden sich selbst. Die Verhandlungsposition ist schwächer, wenn man wegen hohen Alters oder gesundheitlicher Probleme unter Handlungsdruck steht. Auch zukunftssichernde Finanzierungsgespräche mit Kreditinstituten können bei fehlender Nachfolgeregelung negativ verlaufen.
Stolperstein Kaufpreisvorstellung: Der Nachfolger muss auch noch Geld verdienen können
Rechtzeitiges Kümmern ist also das Kernelement einer gelungenen Nachfolgeregelung. Ein weiterer Stolperstein ist eine unrealistische Kaufpreisvorstellung. Zu hohe Erwartungen aufgrund marktferner Bewertungsmethoden oder auf alleiniger Basis von Vergangenheitswerten stellen ein erhebliches Risiko dar. Vor allem behindern zu hohe Preisvorstellungen, dass der Neu-Unternehmer durch einen überdurchschnittlich hohen Kapitaldienst den Betrieb in eine erfolgreiche Zukunft führen kann. Ein Unternehmensmodell, das auf persönlichem Know-how des Alteigentümers beruht oder relevante Führungskräfte, die mittelfristig nicht mehr zur Verfügung stehen, sind Risiken, die eingepreist gehören.
Um ausscheidende Unternehmer für Risiken und Lösungswege zu sensibilisieren, lohnt es sich, einen kompetenten Berater einzuschalten. 70 % aller Unternehmensnachfolgen scheitern, weil auf eine frühzeitige professionelle Beratung verzichtet wurde. Der Experte analysiert schon in einer ersten Phase die Ausgangsituation, strukturiert Prozesse und definiert Stolpersteine. Dabei wird unter anderem geprüft, wie der Nachfolgeprozess den Lebensabend finanziell absichern kann, inwiefern das Unternehmen zukunftsfähig an die Marktsituation angepasst werden muss, ob der Betrieb auch ohne den Verkäufer überleben kann oder welche finanziellen oder rechtlichen Strukturen verändert werden sollten.
Mit professioneller Beratung lässt sich fast jede Nachfolge zum Erfolg führen
Entscheidend ist dann – in einer Phase zwei – die Identifikation eines geeigneten Nachfolgers, der die Anforderungen des Verkäufers erfüllt, ohne eine „eierlegende Wollmilchsau“ zu sein. Aufgabe des Beraters ist es, die Vertragspartner und deren Vorstellungen in einer Kennlernphase zusammenzuführen, bevor es in einer weiteren Phase um Kaufpreis und vertraglichen Abschluss geht. Mit der Unterschrift sollte der Prozess nicht abgeschlossen sein. Es empfiehlt sich, den Prozess in einer letzten Phase auch nach der Übertragung professionell begleiten zu lassen.
Fast jede Schließung eines gesunden Betriebs lässt sich abwenden, wenn eine Nachfolge professionell begleitet wird. Unternehmer müssen sich aber rechtzeitig mit dem Thema auseinandersetzen und unabhängig von ihrem Alter – und damit ohne Druck – die richtigen Weichen stellen. Mithilfe von Experten bleiben Erwartungshaltungen realistisch und optimale Veränderungsprozesse können angestoßen werden, die den Wert des Unternehmens nicht nur erhöhen, sondern auch die Zukunftsperspektiven verbessern – für Mitarbeiter, Lieferanten und einen Nachfolger, der bis zum nächsten Generationswechsel einen angemessenen Gewinn erzielen möchte.
Bild: Fotolia/Freepik
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