Artikel erschienen am 24.03.2015
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Portrait: Der sicher(nd)e Zaun

Schutz und Überwachung von außen

Von Dipl.-Ing., Dipl.-Wi Olaf Funke, Braunschweig | Dipl.-Verww. (FH) Helmut Marhauer, Polizeidirektor a. D., Hildesheim

Das Risiko, Opfer eines Diebstahls zu werden, ist allgegenwärtig – sowohl im privaten als auch im gewerblichen Leben. Es ist ein stetiger Anstieg von Einbruchdiebstählen zu verzeichnen. Gerade bei Industrieunternehmen sind heute viele – speziell im Freigelände gelagerte – Güter stark gefährdet. Hinzu kommt, dass beim Eigentumsangriff in einem Gebäude in aller Regel die vorherige Überwindung von betriebszugehörigem Freigelände vorausgeht.

Einem durchdachten Sicherheitskonzept zur Grundstücksabsicherung kommt daher eine besonders große Bedeutung zu.

Die Autoren beantworten in diesem Zusammenhang folgende sich stellende Fragen:

Herr Marhauer, wie ist die Entwicklung von Einbruchdiebstählen in der Bundesrepublik?
In den letzten sechs Jahren sind die Einbruchdiebstähle in der Bundesrepublik wieder kontinuierlich angestiegen. So verzeichnen wir seit 2009 einen Anstieg dieser Delikte um rd. 40 000 Taten bzw. um rd. 36 %.

Dieser Trend gilt gleichermaßen für Niedersachsen und hier auch in der Region Hannover. Im Übrigen machten in Niedersachsen die Diebstähle in und aus Wohnungen sowie in und aus Dienst-, Büro-, Fabrikations-, Werkstatt- und Lagerräumen im Jahr 2013 (die Statistik für 2014 liegt noch nicht vor) mit rd. 40 000 Delikten knapp 8 % der bekannt gewordenen Straftaten aus, wobei weit mehr als die Hälfte Einbruchdiebstähle sind.

Legt man die Aussage der Deutschen Versicherungswirtschaft zugrunde, dass pro Einbruch ein statistischer Schaden von 3 300 Euro entsteht, macht der Umfang des hochgerechneten Schadens von 80 bis 90 Mio. Euro im Jahr allein in Niedersachsen die Dimension dieses Deliktsbereichs deutlich.

Lediglich ein Viertel der Taten wird durch die Polizei aufgeklärt.

Herr Marhauer, welche Vorbeugemaßnahmen in Bezug auf Einbrüche können getroffen werden?
Die zunehmende Zahl versuchter (also nicht realisierter) Einbrüche zeigt, dass immer mehr potenzielle Opfer Vorbeugemaßnahmen treffen. Sie lassen Sicherheitstechnik installieren, die den Aufbruch von Toren, Türen, Fenstern als vorrangige Schwachstellen erschwert bzw. bei Angriffen auf das Objekt durch technischen Alarm/durch technische Aufzeichnungen Reaktions- bzw. spätere Aufklärungsmöglichkeiten bietet.

In diesem Zusammenhang gehören Zäune einschließlich von Türen/Toren, vornehmlich bei gewerblichen Projekten, von vornherein in ein komplexes Sicherheitskonzept eingeplant.

Herr Marhauer, wie beurteilen Sie die betriebliche Sicherheit in der öffentlichen Darstellung?
Sicherlich liegt heute der Fokus betrieblicher Sicherheit richtigerweise auch in der öffentlichen Darstellung, vornehmlich im Bereich der Sicherung von elektronischen Daten und dem Schutz vor Wirtschaftsspionage.

Aber auch hier gilt, dass die dafür notwendigen Datenzentralen sowie betriebliche Hardware besonders geschützt werden müssen. Dies geschieht u. a. dadurch, dass man den unberechtigten Zugang hierzu verhindert, also eine technische Sicherung von Betriebsgelände und -räumen einrichtet. Nun sind Zaunanlagen allein kein nachhaltiger Schutz gegen unberechtigtes Eindringen in ein Gelände. Erst wenn sie in ein Gesamtkonzept der Sicherheitsplanung eingebunden sind, bei dem Fragen der Beleuchtung, Alarmauslösung, Personeneinsatz und -kontrolle integriert sind, bilden sie einen optimalen Schutz.

Herr Funke, welche Möglichkeiten der Umzäunung und Überwachung von Gebäuden und Objekten empfehlen Sie?
Eine rein mechanische Sicherung von Freigeländen mit Zäunen und Toren reicht – wie Herr Marhauer bereits angedeutet hat – heutzutage in den meisten Fällen nicht mehr aus. Wo Werte zuverlässig geschützt werden müssen, ist eine Voraussetzung, dass die mechanischen und elektronischen Komponenten perfekt aufeinander abgestimmt sind. Dieses gilt sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bereich.

Der Widerstandswert von Zäunen ist sehr unterschiedlich: Sie können optisch abgrenzen, deutlich abweisend wirken oder aber ein Eindringen mehr oder weniger verzögern. Grundsätzlich gilt: Je aufwendiger die Überwindung einer Grundstücksgrenze ist, desto abschreckender ist die Wirkung. Eine Zaunanlage ist nicht als Einzelkomponente wirksam, sondern als Teil eines Sicherheitskonzeptes.

Herr Funke, welche Ziele verfolgt man mit einem intelligenten Zaunsystem mit integrierter Sicherheitstechnik?
Ziel ist es, einen Eindringling möglichst schon zu erfassen (detektieren) und Maßnahmen zu ergreifen, noch bevor die Person auf das Gelände gelangt. Neben der herkömmlichen Videoüberwachung spielt die Vernetzung der gesamten Zaunanlage mit speziellen Sensoren eine immer größere Rolle. Bei Versuchen, das Gelände zu betreten, erfolgt eine Alarmierung des eigenen Wachpersonals oder privater Sicherheitsfirmen. Man spricht von einer sog. Interventionszeit, das ist der Zeitraum, der vom Zeitpunkt der Alarmierung eines Einbruchversuches bis zum Eintreffen von Sicherheitskräften am Ereignisort kalkuliert werden muss.

Ziel ist, dass der Überwindungswiderstand länger andauert als die Interventionszeit. In diesem Zusammenhang ist natürlich ein auf die örtlichen, technischen und personellen Gegebenheiten angepasster Maßnahmenplan zu schaffen.

Herr Funke, welche rechtlichen Bestimmungen bezüglich Zaunanlagen gibt es?
Die Höhe und Beschaffenheit von Zäunen wird in den bundesländerabhängigen Bauordnungen geregelt. Diese Regelungen finden sich in den Bebauungsplänen der Städte und Gemeinden wieder.

Ein Zaun dient der Kenntlichmachung von Besitz- und Eigentumsverhältnissen an Grund und Boden im öffentlichen Raum. Er festigt die Rechtsposition des Grundstückseigentümers einschließlich von Mitarbeitern und sonstigen Nutzern gegen Besitzstörungen.

Unternehmen verwenden Zäune zur Absicherung ihrer Gewerbe- und Industriegebiete gegen Unbefugte ebenso wie Privatleute zur Sicherung ihrer Grundstücke. Jedes widerrechtliche Überwinden dieser juristischen Grundstücksgrenze stellt einen strafrelevanten Tatbestand dar.

Herr Funke, welche zusätzlichen Sicherungsmöglichkeiten gibt es?
Neben der Zaunsicherung gibt es speziell gesicherte Drehtore, Schiebetore, Sondertore und andere Zutrittssysteme. Diese speziellen Absicherungen sind individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Kunden abgestimmt.

Herr Funke, welche Empfehlungen sprechen Sie potenziellen Kunden bei einer beabsichtigten Sicherung ihres Geländes aus?
Grundsätzlich ist es sinnvoll, eine vorausgehende Sicherheitsberatung in Anspruch zu nehmen. Eine Sicherheitsanalyse und -planung zeigt Schwachstellen auf und bildet den Ansatz bei der optimalen Grundstückssicherung.

Firmen in der Region, zeichnen sich durch professionelles Know-How gerade im Bereich der Zaunsicherungstechnik aus. Kompetente und erfahrene Mitarbeiter stehen für professionellen Zaunbau in der Region Hannover.

Bilder: Heras (Sicherheitszaun)

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