Artikel erschienen am 18.04.2016
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Mezzanine-Kapital als Baustein in strukturierten Mittelstandsfinanzierungen

Von Dr. rer. pol. Tobias Priesing, Hannover

Um Wachstumschancen wahrnehmen und im Wettbewerb bestehen zu können, müssen mittelständische Unternehmen mit Blick auf eine zunehmende Marktdynamik mehr denn je in der Lage sein, sich anzupassen.

Vor diesem Hintergrund spielt der Mix unterschiedlicher Finanzierungsinstrumente zu maßgeschneiderten Finanzierungskonzepten eine immer wichtigere Rolle. Hierbei verschwinden Grenzen zwischen Kredit- und Kapitalmarkt genauso wie zwischen Fremd- und Eigenkapital. Die intelligente Kombination der sich bietenden Finanzierungsinstrumente ermöglicht es Mittelständlern, flexibel an Markttrends zu partizipieren und die eigene Finanzierung auf eine stabile Basis zu stellen.

Das Finden der geeigneten Finanzierungsstruktur ist keine einfache Aufgabe. Ausgangspunkt sollte – auch mit Blick auf das aktuelle Zinsumfeld – die in Deutschland dominierende Kreditfinanzierung sein. Damit bleibt zu klären, wie viel Verschuldung das Unternehmen tatsächlich bewältigen kann. Zur Beantwortung dieser Frage spielt, neben der Betrachtung bereits realisierter Ergebnisse in der Vergangenheit, eine aussagekräftige Unternehmensplanung in die Zukunft eine wichtige Rolle. Nicht von ungefähr greifen die zur Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens geschaffenen internen Ratingsysteme auf (möglichst testierte) Jahresabschlüsse als Datengrundlage zurück.

Die im Rahmen der Bilanzanalyse ermittelte Verschuldungskapazität zeigt auf, bis zu welcher Gesamthöhe ein Unternehmen in der Lage ist, seine Kredite problemlos zu bedienen. Es kommt vor allem darauf an, mit welcher entsprechend hohen Wahrscheinlichkeit die zur Bedienung des Fremdkapitals notwendigen zukünftigen Cashflows anfallen. Um die Verschuldungskapazität zu ermitteln, wird der nachhaltig zur Schuldentilgung verfügbare freie Cashflow eines Unternehmens mittels Kapitalwertmethode über einen vorgegebenen Zeitraum mit einem definierten Zinssatz diskontiert. Die Beanspruchung der Verschuldungskapazität errechnet sich, indem man die vorhandenen Nettofinanzschulden zur Verschuldungskapazität ins Verhältnis setzt.

In der Praxis wird die Verschuldungskapazität zur Ermittlung eines „Kreditgeber-Wohlfühlbereichs“ herangezogen. Ihre Interpretation soll nicht als Kreditober- oder Vergabegrenze dienen. Überschreitet der Kapitalbedarf allerdings die ermittelte Verschuldungskapazität, bedeutet dies, dass der Kreditgeber faktisch nicht mehr risikoadäquat vergütet wird.

Sollte der Kapitalbedarf mit klassischen Kreditmitteln nicht gedeckt werden können, obliegt es den Beteiligten, diese „Finanzierungslücke“ intelligent zu schließen. Eine Möglichkeit ist die Einbindung von Mezzanine-Kapital. Mezzanine-Kapital lässt sich flexibel ausgestalten und somit an eine Vielzahl individueller Gegebenheiten anpassen. Ob Mezzanine-Kapital bilanziell im Eigen- oder im Fremdkapital auszuweisen ist, hängt wesentlich von der vertraglichen Ausgestaltung ab. Die Praxis zeigt, dass Mezzanine-Kapital dann den meisten Nutzen stiftet, wenn es im Rahmen strukturierter Gesamtfinanzierungskonzepte bilanzanalytisch als wirtschaftliches Eigenkapital eingestuft wird. Dies setzt neben einer qualifizierten Nachrangklausel für den Insolvenzfall sowie einem Verzicht auf die Besicherung an Vermögenswerten des Kapitalnehmers auch eine nicht kündbare Laufzeit von mindestens fünf Jahren sowie gewinnbezogene Vergütungskomponenten voraus.

Den Fall eines über die ermittelte Verschuldungskapazität einer Bank oder Sparkasse hinausgehenden Finanzierungsbedarfs aufgreifend, kann langfristig bereitgestelltes Mezzanine-Kapital mit einer nachgelagerten Tilgungsstruktur die Finanzierungslücke schließen, ohne den freien Cashflow zu belasten und Diskussionen zu Anteilsbewertungen führen zu müssen. Das erhöhte Risiko als Folge der nachrangigen Tilgung und unbesicherten Kapitalüberlassung wird durch die gewinnbezogene Vergütungskomponente aufgegriffen, die Zahlungen abhängig vom künftigen Unternehmenserfolg zulässt. Spätestens hier erhält die Unternehmensplanung ihre verdiente Aufmerksamkeit.

Fazit

Kombinationen innerhalb von strukturierten Gesamtfinanzierungskonzepten sind insbesondere dann mühelos möglich, wenn Kredit- und Mezzanine-Geber ihre Rollen beidseitig kennen und akzeptieren. Erfolgt das Angebot sogar „aus einer Hand“, kann durch eine Verschiebung zugunsten oder zulasten des Finanzinstruments Mezzanine-Kapital sogar einer unterschiedlichen Risikoeinschätzung der Beteiligten Rechnung getragen werden, ohne dass es der Einbindung weiterer Finanzierungspartner bedarf. Die damit einhergehende Reduzierung des Abstimmbedarfs und letztendlich der Transaktionskosten macht das Angebot aus einer Hand insbesondere bei Mittelstandsfinanzierungen attraktiv.

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