Franchising – schlüsselfertige Geschäftskonzepte
Warum auch gestandene Unternehmer auf Franchise-Systeme vertrauen
Von Dipl.-Kffr. Sabine Kramer, MagdeburgDer Begriff Franchise wird schnell mit erfolgreichen Unternehmen aus der Systemgastronomie, wie McDonald’s, Burger King oder Subway, in Verbindung gebracht. Dabei haben sich Franchise-Systeme inzwischen in allen denkbaren Branchen etabliert. Über 80 % der angebotenen Franchise-Systeme agieren in den Bereichen Dienstleistung (38 %), Handel (27 %) und Gastronomie (19 %). Aber auch im Handwerk finden sich bereits 7 % aller deutschen Franchise-Unternehmen wieder. Zuletzt sind insbesondere Angebote in den Bereichen Gesundheit und Fitness sowie der Seniorenbetreuung stark gewachsen, die zusammen rund 9 % des Gesamtmarkts ausmachen.
Prinzip der Arbeitsteilung

Die Idee des Franchisings basiert auf Partnerschaft. Ein Grund für den durchschlagenden Erfolg liegt in dem einfachen Prinzip der Arbeitsteilung: Der Franchise-Geber bietet ein bewährtes, schlüsselfertiges Geschäftskonzept, das der Franchise-Nehmer gegen Gebühr nutzen darf. Beide Vertragspartner bleiben selbstständige Unternehmer, die in eigenem Namen und auf eigene Rechnung arbeiten.
Dennoch profitieren beide Partner in hohem Maß voneinander: Der Franchise-Nehmer erhält nicht nur eine starke Marke mit einem hohen Bekanntheitsgrad, sondern kann auf ein Gesamtpaket zurückgreifen, das u. a. aufwendige Standort- und Marktanalysen, regelmäßige Schulungen sowie erprobte Marketing- und Vertriebskonzepte beinhaltet. Der Franchise-Geber wiederum erhält wichtige Informationen über neueste Trends und Kundenwünsche, die zügig in die stetige Optimierung des Geschäftskonzepts einfließen können. Ein erfolgreiches Franchise-System verbindet somit die Vorteile eines selbstständigen Unternehmers mit den Vorteilen einer geführten, strukturierten Organisation miteinander.
Marktmacht eines Großunternehmens
Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen gelangen durch diese Konzentration der Kräfte zu der Marktmacht eines Großunternehmens, die sie als Einzelkämpfer so kaum aufbauen könnten. Es verwundert daher nicht, dass sich dieses Prinzip jetzt auch zunehmend gestandene Unternehmer zu eigen machen, die z. T. auf jahrzehntelange Erfahrung mit einem klassischen Einzelbetrieb zurückgreifen können. Häufig sind es beschränkende Faktoren, wie der zunehmende Wettbewerbsdruck oder Wachstumsgrenzen, die Einzelunternehmen zu einer solchen strategischen Neuausrichtung veranlassen.
Darüber hinaus bringen erfahrene Unternehmer aber auch genau das richtige Rüstzeug mit, um Franchise-Systeme zum Erfolg zu führen: Sie kennen den Markt und die Kunden. Als Selbstständige haben sie zudem bereits unter Beweis gestellt, dass sie über eine hohe Eigenmotivation, Unternehmergeist und betriebswirtschaftliches Know-how verfügen. Denn bei allen Vorteilen, die Franchise-Systeme bieten, sollte man nicht blauäugig und vorschnell an die Sache herangehen, sondern den Einstieg sorgfältig planen und alle Aspekte kritisch prüfen.
Franchising ist kein Selbstläufer
Franchising ist in Deutschland nicht gesetzlich geregelt und basiert daher nur auf dem zugrundeliegenden Franchising-Vertrag. Der DFV weist ausdrücklich darauf hin, dass unter der Bezeichnung Franchise-Systeme etliche schwarze Schafe Unternehmenskonzepte anbieten, die nicht ausgereift sind oder den Franchise-Nehmer von vornherein benachteiligen bzw. keine ausreichende Gegenleistung für die verlangten Gebühren bieten. Um unseriöse Angebote erkennen zu können, bietet der DFV auf seiner Website umfangreiche Checklisten und Informationen, die jeden Interessenten dabei unterstützen, die wesentlichen Punkte eines Franchise-Systems zu durchleuchten.
Auf diese Fragen sollte jeder Franchise-Geber konkrete und überprüfbare Antworten liefern können:
- Welche Vorteile hat das System im Markt,
- im Verkauf und Einkauf?
- Wie liegen die Produkte/Dienstleistungen im Markt?
- Wie ist die wirtschaftliche Situation des Franchise-Gebers?
- Ist das Franchise-Konzept „hieb- und stichfest“?
- Wie sind die Standort- und die Finanzierungsbedingungen?
Gleichermaßen gilt für seriöse Franchise-Geber, dass sie ihr Geschäftskonzept vor Einführung einer Franchise-Fähigkeitsanalyse unterzogen haben. Die Geschäftsidee sollte mindestens im Pilotbetrieb erfolgreich getestet worden sein – und dies im Idealfall an mehreren Standorten. Unternehmer, die mit ihrer Geschäftsidee über ein Franchise-System expandieren wollen, sollten sich in jedem Fall fachkundig und umfassend beraten lassen.
Individuelle Möglichkeiten und Bedürfnisse analysieren
Doch auch auf seriöse Franchise-Geber, die bspw. auf lange Vertragslaufzeiten Wert legen, Geschäftszahlen und -entwicklung transparent machen und vielfältige Unterstützung bereits bei der Geschäftsvorbereitung bieten, sollte sich der Franchise-Nehmer nicht einseitig verlassen. Wie bei jeder Unternehmensgründung benötigt der künftige Franchise-Nehmer einen belastbaren Business- und Finanzierungsplan, der auf seine individuellen Wünsche, Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten zugeschnitten ist.
Fazit
Für eine maßgeschneiderte Lösung ist die professionelle Beratung durch eine Unternehmens- und Steuerberatung daher ein elementarer Schritt auf dem Weg zum erfolgreichen Franchise-Unternehmer. Ebenso sollte ein Bewerber niemals einen Franchise-Vertrag unterzeichnen, der nicht durch einen fachkundigen Rechtsanwalt auf Herz und Nieren geprüft wurde.
Foto: Panthermedia/ojogabonitoo