Artikel erschienen am 08.12.2016
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Der schnelle Weg zur Liquidität

Mit Factoring negative Folgen von Zahlungsverzug vermeiden

Von Kerstin Steidte-Megerlin, Dresden

Oftmals werden die Folgen von Zahlungsverzug bzw. -ausfällen unterschätzt, obwohl mangelnde Liquidität zu den wesentlichen Insolvenzgründen zählt. Umso wichtiger ist es für jedes Unternehmen, erbrachte Leistungen nicht nur umgehend in Rechnung zu stellen, sondern diese auch schnell bezahlt zu bekommen. Ein effektives Forderungsmanagement fehlt allerdings in vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen. Factoring kann Unternehmen nicht nur schnelle Liquidität für seine offenen Forderungen bieten, sondern mit der Unterstützung beim Forderungsmanagement für mehr Sicherheit sorgen.

Was passiert, wenn Kunden zu spät zahlen?

Jeder Unternehmer kennt die Situation, dass er viel Arbeit und ggf. Material in einen Auftrag investiert hat und der Kunde nicht rechtzeitig, nicht vollständig oder gar nicht zahlt. Der verspätete Zahlungseingang für offene Forderungen bindet für den Geschäftsbetrieb benötigte Liquidität oder kann sogar zu Zahlungsengpässen führen, die im schlimmsten Fall existenzbedrohend sein können. Fehlende Liquidität wirkt sich u. a. negativ auf das Unternehmenswachstum aus. Gründe dafür können beispielsweise aufgeschobene Neueinstellungen oder die Verzögerung notwendiger Investitionen sein.

Tipp: So können Sie Zahlungsverzug und Forderungsausfälle vermeiden

Erbrachte Leistungen sollten generell unverzüglich in Rechnung gestellt werden. Die Gewährung von Skonto kann Kunden zu einer schnelleren Zahlung animieren. Ausstehende Forderungen müssen konsequent überwacht und im Falle eines Zahlungsverzugs der Mahnprozess umgehend gestartet werden. Gegebenenfalls ist die Beitreibung unerlässlich. Aber eigentlich beginnt ein gutes Forderungs- bzw. Risikomanagement schon vor der Rechnungslegung. Ausfallrisiken müssen frühzeitig erkannt und ihnen wirksam vorgebeugt werden. Dazu zählt eine regelmäßige Bonitätskontrolle bei Neu- und Bestandskunden. Die Zahlungsbedingungen sind entsprechend der Bonität zu gestalten. Bei schlechter Bonität bietet sich Vorauskasse an. Eine andere Möglichkeit ist, jeden Neukunden durch eine Warenkreditversicherung abzusichern. Bei einer eventuellen Insolvenz eines versicherten Kunden werden unbestrittene offene Forderungen durch die Versicherung entschädigt. Lehnt die Warenkreditversicherung wegen schlechter Bonität des Kunden eine Versicherung ab, sollte Vorauskasse verlangt oder der Auftrag abgelehnt werden.

Mit Factoring offene Forderungen schnell in Liquidität umwandeln

Factoring ist eine attraktive Möglichkeit für Unternehmen, ihre offenen Forderungen innerhalb von maximal 48 Stunden zum Großteil (ca. 90 % der Bruttorechnungssumme) in Liquidität umzuwandeln. Dazu verkauft der Unternehmer seine offenen Rechnungen direkt nach Rechnungslegung an den Factor. Die restlichen 10 % zahlt der Forderungsschuldner direkt an den Factor, der diesen Betrag abzüglich der entstandenen Gebühren an den Factoringkunden weiterleitet. Der Factor stellt nicht nur schnell Liquidität zur Verfügung, sondern übernimmt gleichzeitig das Risiko des Zahlungsausfalls. Im Falle einer Insolvenz verbleiben die bevorschussten Rechnungsbeträge im Unternehmen und müssen nicht zurückgezahlt werden. Durch Factoring können den Kunden somit längere Zahlungsziele gewährt werden, ohne negative Auswirkungen auf die eigene Liquidität zu haben. Dies ist besonders bei den im Export üblichen langen Zahlungszielen (z. B. 90 Tage in Italien) ein Plus an Sicherheit. Im Rahmen des in Deutschland üblichen Full-Service Factoring übernimmt der Factor die Debitorenbuchhaltung sowie das Mahnwesen inklusive Beitreibung.

Voraussetzungen für Factoring

Im ersten Schritt muss grundsätzlich geprüft werden, ob das vorliegende Geschäftsmodell factorabel ist, d. h. die Forderungen müssen zum Zeitpunkt der Rechnungslegung vollständig erbracht, einredefrei und frei von Ansprüchen Dritter sein. Beim Factoring ist die Stellung von Sicherheiten im Gegensatz zur Kreditfinanzierung nicht notwendig. Während die Kreditprüfung einer Bank auf die Bonität des Kreditnehmers abzielt, stehen bei der Bonitätsprüfung des Factors der anzukaufende Forderungsbestand (die Bonität der Forderungsschuldner) und die Verität der Forderungen im Mittelpunkt.

Was kostet Factoring?

Factoringnutzer profitieren von der aktuell herrschenden Niedrigzinsphase. Die Höhe der Factoringgebühr bewegt sich im Skontobereich. Sie richtet sich nach dem Jahresumsatz, der Anzahl der Rechnungen, der Debitorenstruktur, der Branche sowie dem Zahlungsziel der Kunden. Der Zinssatz für die Bereitstellung der vorfinanzierten Rechnungssumme liegt bei marktüblichen Konditionen für Kontokorrentkredite bzw. sogar teilweise darunter. Die Zinsabrechnung erfolgt taggenau. Je nach Unternehmenssituation können die erzielten Kosteneinsparungen deutlich über den Factoringkosten liegen.

Weitere Kosteneinsparungspotenziale durch Factoring

Durch die schnelle Liquidität kann der Unternehmer bei der Bezahlung seiner eigenen Rechnungen von Einkaufsvorteilen wie Skonti, Boni und Rabatten profitieren. Factoring eignet sich ideal zur Ergänzung eines bestehenden Kontokorrentkredits, da die Kontokorrentlinie zurückgefahren und die Zinsbelastung dementsprechend reduziert werden kann. Factoring ist aber nicht nur zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen geeignet, sondern kann in Wachstumsphasen zur Absicherung des erhöhten Finanzbedarfs dienen. Wenn die durch Factoring gewonnene Liquidität zum Begleichen von Lieferantenverbindlichkeiten genutzt wird, bleibt lediglich der nicht bevorschusste Restbetrag von 10 % als offene Forderung in der Bilanz stehen. Die reduzierte Bilanzsumme (Bilanzverkürzung) führt damit zur Erhöhung der Eigenkapitalquote, was wiederum das Unternehmens-Rating verbessert und somit zu günstigeren Kreditkonditionen führen kann. Erfahrungsgemäß kann durch den Einsatz von Factoring in Verbindung mit dem professionellen Debitorenmanagement des Factors die durchschnittliche Forderungslaufzeit gesenkt werden. Gleichzeitig bringt die administrative Entlastung in der Buchhaltung weitere Zeit- und Kosteneinsparungen mit sich.

Bild: Fotolia/Robert

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