Artikel erschienen am 14.01.2013
E-Paper

Gold-Ausblick 2013

Noch kein „Skyfall“ für den Goldfinger

Von Jürgen Cronberg, Bielefeld

Gold stabilisiert in der richtigen Dosis das Anlageportfolio. Der Goldpreis weist eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen wie beispielsweise Aktien auf. Im Unterschied zu vielen anderen Anlagen bleibt der Preis von Gold im Fall von Krisen oder wirtschaftlichen Schwächephasen oft stabil oder entwickelt sich sogar positiv. Auch 2013 ist mit einem Aufwärtstrend beim Goldpreis zu rechnen.

Gold ist mehr als ein Rohstoff. Das Edelmetall wird auch als Geld- bzw. US-Dollar-Alternative gesehen, weil nicht zuletzt auch die Zen-tralbanken weltweit Gold halten. Im Jahr 2012 ist der Goldpreis in den wichtigsten Währungen deutlich um über jeweils 10 % gestiegen. Die europäische Schuldenkrise in Verbindung mit der Ankündigung der EZB, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von überschuldeten Euro-Ländern kaufen zu wollen, um deren Finanzierungskosten auf ein erträgliches Niveau zu senken, trieb den Goldpreis in Euro zwischenzeitlich deutlich nach oben. Am 01.10.2012 erreichte Gold sogar einen Rekordwert von 1 389,55 Euro je Unze. Dabei kam es zu einem positiven Doppeleffekt für den europäischen Goldinvestor. Der Euro wertete im Vergleich zum US-Dollar ab und gleichzeitig stieg der Goldpreis in US-Dollar. Diese „Doppeleffekt“-Phase hielt bis September/Oktober an. Im Anschluss näherte sich die Performance wieder an, weil der Euro im Vergleich zum US-Dollar signifikant aufwertete. Per Jahressaldo stieg der Goldpreis in Euro und US-Dollar in etwa im gleichen Umfang. Auf US-Dollar-Basis wurde der Goldpreis von der Ankündigung der US-Notenbank, die dritte quantitative Lockerungsrunde – also das Aufkaufen von Staatsanleihen – zu starten, nach oben getrieben. Allerdings blieb der Goldpreis hinter dem Allzeithoch vom September 2011 zurück.

Alles andere als eine Goldblase

In den letzten Jahren ist der Goldpreis kontinuierlich angestiegen, ähnlich wie zu Beginn der 70er-Jahre. Durch die Islamische Revolution im Iran und dem folgenden Krieg zwischen dem Irak und Iran kam es zu erheblichen Rohöl-Angebotsstörungen, die in den Jahren 1979/80 zu einem Ölpreisschock führten. Die zweite Ölkrise war makroökonomisch durch negative Realzinsen und zweistellige Inflationsraten gekennzeichnet. Der Goldpreis erfuhr infolgedessen eine Preisexplosion. Neben der Tatsache, dass der starke Rohölpreisanstieg zu den makroökonomischen Wirrungen beitrug, kam es im Vorfeld auch zu einer relativ hohen M2-Geldmengenvermehrung. Im aktuellen Gold-Preisverlauf, der im Januar 2005 startete, blieb eine derartige Preissteigerung bisher aus. Im historischen Vergleich fällt die aktuelle Preisentwicklung also noch moderat aus. Eine Preisüberhitzung ist noch nicht auszumachen.

Alle Kursangaben per 03.12.2012, 07.30 Uhr, Quelle: DZ BANK AG, Bloomberg

Wie geht es für Gold auf Eurobasis 2013 weiter? Was kann der europäische Goldinvestor von 2013 erwarten? Einerseits ist die Euro-Krise noch nicht vom Tisch, andererseits scheinen wichtige politische Fragen fürs Erste abgearbeitet: Griechenland wird weiter finanziert und es gibt einen ersten Fahrplan für die Errichtung einer gemeinsamen Bankenaufsicht unter dem Dach der EZB. Damit hat die Euro-Krise in Verbindung mit den angekündigten EZB-Anleihekaufmaßnahmen ein wenig an Brisanz verloren. Ein Risikofaktor könnte 2013 die im April anstehende richtungsweisende Parlamentswahl in Italien sein. Je nach Wahlausgang besteht die Gefahr, dass die Euro-Krise dann wieder mit Vehemenz in den Anlegerfokus rückt.

Konjunkturell sieht es im Euro-Raum weiter düster aus. Die südliche Peripherie Europas steckt in einer Rezession und wird sich wohl erst Ende 2013 allmählich erholen. Aber auch für Kerneuropa bleiben die Konjunkturaussichten gedämpft. Vor dem Hintergrund der labilen europäischen Konjunkturaussichten wird die EZB weiter auf geldpolitischem Expansionskurs bleiben. Die Realzinsen erwarten wir gegen Jahresende bei minus einem Prozent. Der Sparer verliert also – um die Inflation bereinigt – bares Geld. Dementsprechend bleiben die Opportunitätskosten für den Goldbesitz in Europa weiterhin sehr gering. An Zinssteigerungen wird auch in 2013 überhaupt nicht zu denken sein. Weder die eingetrübten Konjunkturaussichten noch die durch eine Zinssteigerung tendenziell steigende Refinanzierungslast für einige südeuropäische Länder machen aktuell einen Zinsspielraum unmöglich. Eher ist eine weitere Leitzinssenkung der EZB zu erwarten.

Gold bleibt daher 2013 noch im Aufwärtsmodus. Ausschlaggebend für den erwarteten Preisanstieg werden wie in den Vorjahren die Investoren sein, welche Gold als Währungs-/Geldalternative sehen. Die Unsicherheit über die zukünftige Inflationsentwicklung wird weiterhin zu einer erhöhten Sachwertorientierung führen. Nach aktuellen Prognosen der DZ BANK wird Gold das Jahr 2013 mit einer Notierung von 2 100 US-Dollar je Unze beenden. Die wichtigsten Treiber des Goldpreises sind dabei das Zinsniveau, Liquidität, Inflation und die Werterhaltungsfunktion, die Gold zugesprochen wird. Diese werden im Folgenden kurz erläutert:

Weiterhin niedriges Zinsniveau

Der für den Goldpreis mit Abstand wichtigste Faktor ist die Realzinsentwicklung. Je höher die Realverzinsung ist, desto geringer fällt der Anreiz für den Goldbesitz aus. Sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks bleiben die Zinsen auf einem historisch niedrigen Stand. Die Realzinsen verharren in den USA und in Europa im negativen Bereich. Daher dürfte die Opportunitätskostendebatte des Goldbesitzes auch 2013 nicht geführt werden. Mangels festverzinslicher Anlagealternativen gibt es keinen Grund, warum sich ein physischer Goldanleger aktuell von seinen Beständen trennen sollte.

Liquidität

Die Liquiditätsschleusen wurden global weiter geöffnet. Besonders hervorzuheben ist, dass sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank eine weitere Runde der geldpolitischen Lockerung (Anleihenankauf) starten werden. So hat die Fed angekündigt, hypothekenbesicherte Anleihen im Umfang von 40 Milliarden US-Dollar zu kaufen. Notfalls kann diese Maßnahme unbegrenzt fortgeführt werden. Für die Fed steht insbesondere die nachhaltige Stabilisierung des US-Arbeitsmarktes im Mittelpunkt, die derzeit noch nicht abzusehen ist. Insofern bleiben die Leitzinsen in den Vereinigten Staaten bis Mitte 2015 im ultratiefen Bereich.

Inflation und Investoren

Anleger werden vor dem Hintergrund der lockeren geldpolitischen Ausrichtung der EZB und der Fed weiter auf Gold als Sachwert setzen und ihre Goldbestände ausbauen. Vor allem die Unsicherheit über die zukünftige Inflationsentwicklung bleibt für einige Anleger ein wichtiges Gold-Argument.

Gold als Währungs-/Geldalternative

Oftmals ist davon die Rede, dass Gold keinen inneren Wert besitzt, weil es weder verbraucht wird noch eine Dividende oder einen Kupon zahlt. Da Gold nicht nur ein Rohstoff ist, darf es auch nicht nur wie ein solcher bewertet werden. Weil nicht zuletzt auch die Zentralbanken weltweit Gold halten, wird das edle Metall auch als Geld- bzw. US-Dollar-Alternative angesehen.

Werterhaltungsfunktion

Die Geldmenge ist nahezu beliebig erweiterbar, die Goldförderung hingegen nicht, weil unter anderem die Produktionskosten stetig steigen. Bei Gold ist es zusätzlich schwieriger, das Angebot zu vergrößern, denn in den Vorjahren stagnierte die Minenproduktion. Die vorhandene Goldmenge bleibt daher im Vergleich zur Geldmenge relativ konstant. Diese Grundlage erklärt für viele Anleger im Wesentlichen die Werterhaltungsfunktion des Goldes.

Fazit

Gold wird sich weiterhin vor allem als Geld- bzw. US-Dollar-Alternative behaupten. Hinter dieser Aussage stecken insbesondere zwei wesentliche Argumente: Die Attraktivität der Geldhaltung ist bei negativen Realzinsen faktisch nicht vorhanden. Da davon auszugehen ist, dass die Realzinsen der zehnjährigen US-Staatsanleihen und der europäischen Pendants 2013 im negativen Bereich bleiben, wird sich die Geld-Attraktivität im Vergleich zu Gold nicht verbessern.

Neben der Attraktivität muss aber auch die Geldqualität bewertet werden, die vor dem Hintergrund des US-Geldmengenwachstums und der ansteigenden Liquidität im Wesentlichen an den vorhandenen Inflationsrisiken festzumachen ist. Zwar ist Inflation aktuell noch kein Thema, allerdings ist sich der Kapitalmarkt völlig uneinig über die zukünftige Inflationsentwicklung. Allein diese Tatsache reicht aus, dass Anleger weiterhin auf Gold als Sachwert setzen. Beide Faktoren werden 2013 die Goldpreisentwicklung stark beeinflussen. Für den Goldinvestor sind diese beiden Argumente 2013 am wichtigsten. Sie führen einerseits zu einer erhöhten Sachwertorientierung der Investoren und andererseits dazu, dass die Gold-Opportunitätskostendebatte nicht geführt wird. Die Investorennachfrage nach Gold dürfte in 2013 weiter steigen. Risiken für die Goldpreisentwicklung 2013 sind eine mögliche Deflationsdebatte, signifikante Verkäufe der Zentralbanken oder eine Abkehr der Investoren von Gold, weil die Realzinsen deutlich steigen. Entscheidend ist, dass Gold 2013 nicht linear steigen wird, sondern es auch immer im Zuge der oben genannten Risiken zu Preisrücksetzern kommen kann.

(Stand: Dezember 2012)

Foto: panthermedia/ Andriy Brazhnykov

Ähnliche Artikel

Finanzen Steuern Recht

Nachfolgemediation – ein guter Weg!

Jeder, der Unternehmer begleitet, die sich anders orientieren wollen, vielleicht den verdienten Ruhestand anpeilen, kennt die vielen praktischen Probleme einer gelungenen Unternehmernachfolge. Sei es, dass der richtige Zeitpunkt verstreicht, oder sich ein Nachfolgekandidat als ungeeignet erweist, oder gar kein Kandidat zur Auswahl steht.

Ostwestfalen/Lippe 2018 | Dirk Winthuis, LL.M., Salzkotten, Paderborn, Warburg, Höxter, Bielefeld, Bad Salzuflen

Finanzen Steuern Recht

„Family Office“ – das unbekannte Wesen?

Bestandsaufnahme über ein neues Marktsegment

Eine Dienstleistung, die bis vor wenigen Jahren nur dem Segment der „Reichen und Superreichen“ vorbehalten war, ist inzwischen auch für Vermögende erschwinglich geworden: die unabhängige, ganzheitliche und Generationen übergreifende Beratung für Familien und Unternehmer. Doch es lohnt also ein zweiter Blick, um zu erkennen, worum es geht.

Düsseldorf 2018 | Prof. Dr. iur. Maximilian A. Werkmüller, Düsseldorf