Erkrankungen und Fehlstellungen im Bereich der Zehen und des Vorfußes
Von Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, BraunschweigBeschwerdesymptomatik


Abb. 1: Typische Fehlstellung
Behandlungsstrategien
Therapeutisch unterscheidet man zwischen der konservativen (nichtoperativen) und der operativen Therapie. Kriterien für die Wahl des geeigneten Therapieverfahrens sind einerseits das Ausmaß der Fehlstellung bzw. der Verschleißerkrankung und andererseits die vom Patienten beklagten Beschwerden. Die Behandlungsziele sind die Beseitigung der Schmerzen sowie die Aufhebung der Fehlstellung und damit die Verbesserung der Lebensqualität.
Konservative Behandlung
In Frühstadien der Fehlstellungen oder der verschleißbedingten Veränderungen kann durch eine nichtoperative Therapie eine Beschwerdefreiheit oder Beschwerdelinderung herbeigeführt werden. Diese Therapieform besteht neben krankengymnastischen und physikalischen Therapieanwendungen in der Verschreibung von Einlagen und orthopädischem Schuhwerk. Auch gezielte Injektionen können sinnvoll sein.
Operative Behandlung der Zehenfehlstellungen und Vorfußerkrankungen
Sollten konservative Maßnahmen nicht helfen, so ist ein operativer Eingriff notwendig, um die gestörte Funktion des Fußes und die damit verbundenen Schmerzen zu beseitigen. Eine Spezialisierung auf diesem Gebiet ist sinnvoll, da zahlreiche Operationsverfahren im Bereich der Zehen und des Vorfußes beherrscht werden müssen. Es wird eine differenzierte Behandlungsstrategie, orientiert am Grad der Fehlstellung, der Beschwerdesymptomatik bzw. des Arthrosegrades angeboten. Bei reinen Fehlstellungen der Großzehe orientiert sich die Art des Behandlungsverfahrens und damit die Aufwendigkeit der Nachbehandlung an dem radiologischen Befund des Vorfußes.
Sowohl der Grad der Arthrose im Großzehengrundgelenk als auch die Stellung des ersten Mittelfußknochens zum 2. Mittelfußknochen bestimmen die Wahl des Operationsverfahrens.
Ohne Verschleiß im Großzehenrundgelenk wird entweder gelenknah korrigiert (Abb. 2) oder es wird in Abhängigkeit vom Winkel eine Korrektur im Mittelfußknochen (Abb. 3) vorgenommen. Im Falle einer Arthrose des Großzehengrundgelenkes sowie des Gelenkes zwischen dem Mittelfußknochen und dem Fußwurzelknochen kommen je nach Ausmaß der Arthrose gelenkversteifende Maßnahmen zur Anwendung. Nach einer Versteifung ist ein schmerzfreies Gehen ohne Probleme möglich. Oft werden begleitende Fehlstellungen der Zehen 2 bis 4 mittherapiert.

Abb. 2: Gelenknahe Korrektur (Chevron-Osteomie)

Abb. 3: Gelenkferne, sog. basisnahe Korrektur mit Korrektur im Grundglied (Akin-Osteomie)
Die Operationen können entweder ambulant oder stationär durchgeführt werden. Bei den aufwendigeren Operationen empfiehlt sich eine stationäre Behandlung. Die Rehabilitation beginnt bereits am ersten Tag nach der Operation. Für alle Fälle werden bei der Therapieform exakt angepasste Behandlungsschemata angewandt.
Nachbehandlung
Die Art der Nachbehandlung richtet sich nach dem Aufwand bzw. dem Umfang des Eingriffes.
Bei kleineren Operationen kann der Patient sofort nach der Operation unter Verwendung einer entsprechenden Schuhversorgung für die ersten vier Wochen direkt voll belasten. Bei aufwendigen Operationsverfahren im Mittelfußknochenbereich muss in bestimmten Fällen die betreffende Extremität entlastet werden.
Fußchirurgie ist keine Schönheitschirurgie!
Die Aufgabe der Fußchirurgie besteht darin, Schmerzen zu beseitigen. Kosmetische Probleme sind nicht der alleinige Grund für einen operativen Eingriff.
Foto: panthermedia/Oleg Kirillov