Artikel erschienen am 01.05.2012
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Moderne Schmerztherapie nach orthopädischen Operationen

Von Dr. med. Igor Miheev, Braunschweig

Ziel der Schmerztherapie nach der Operation

Alle Patienten haben nach Operationen einen Anspruch auf eine effektive und nach aktuellem Standard basierende Schmerztherapie. Das Ziel der Schmerztherapie nach der Operation ist es, dass die Schmerzen zumindest in einem sogenannten „Erträglichkeitsbereich“ liegen. Diese Schmerzen, die in dem „Erträglichkeitsbereich“ liegen, werden von Patienten als nicht unangenehm empfunden. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es heutzutage verschiedene zuverlässige und erprobte Behandlungsmöglichkeiten.

Messung der Schmerzstärke nach der Operation

Nach einer Operation wird die Schmerztherapie über die sogenannte Schmerzstärke gesteuert. Die Messung der Schmerzstärke erfolgt mithilfe der sogenannten „Visuellen Analogskala“ oder „Numerischen Rating-Skala“.

Der Patient wird dabei gefragt, wie stark seine Schmerzen zwischen Null und Zehn sind. Null bedeutet dabei, dass der Patient absolut schmerzfrei ist. Zehn bedeutet den maximal vorstellbaren Schmerz. Erfahrungsgemäß werden die Schmerzen ohne körperliche Bewegung zwischen Eins und Drei und bei Belastung zwischen Eins und Fünf als „erträglich“ von den Patienten empfunden.

Medikamentöse Schmerztherapie

Nach den meisten orthopädischen Operationen kann man eine gute Schmerztherapie durch die Verabreichung von Medikamenten in Form von Spritzen oder Tabletten erreichen. Man unterscheidet unter diesen Medikamenten zwischen den sogenannten „Nichtopioiden“ und „Opioiden“. Zur den Nichtopioiden gehören Medikamente wie Diclofenac, Paracetamol, Novalgin, Dynastat etc. Von der schmerztherapeutischen Wirkung sind diese Medikamente deutlich schwächer als sogenannte „Opioide“.

Bei den „Opioiden“ unterscheidet man zwischen mittelstark und stark wirkenden Medikamenten. Zu den mittelstarken Medikamenten gehören z. B. Tramal oder Valoron. Zu den starken „Opioiden“ gehören Morphin, Fentanyl, Dipidolor, Oxygesic, Palladon etc. Diese Medikamente werden üblicherweise nach einem festgelegten Therapieplan über die Vene, unter die Haut oder in Tablettenform verabreicht.

PCA – Patientengesteuerte Schmerztherapie

Eine weitere spezielle Form der Schmerztherapie, bei der der Patient die Gabe von Schmerzmitteln selber steuern kann, stellt die sogenannte patientengesteuerte Schmerztherapie dar (Syn.: Patient Controlled Analgesia, „Schmerzpumpe“). Dabei entscheidet der Patient selber, wann ein Schmerzmittel gegeben werden muss. Die Patientenakzeptanz bei dieser Form der Schmerztherapie ist sehr hoch, da der Patient die Schmerztherapie im wahrsten Sinne des Wortes selbst „in der Hand“ hat (Abb. 1).

Abb. 1: PCA – Patientengesteuerte Schmerztherapie

Regionalanästhesie mit „Kathetertechnik“

Nach großen orthopädischen Operationen, wie Kniegelenksprothesen oder Schulterprothesen, können die Schmerzen besonders intensiv sein. Eine der effektiv­sten Formen der Schmerztherapie nach solchen Operationen ist die Regionalanästhesie. Hierbei wird vor der Operation ein spezieller Katheter in die unmittelbare Nähe der Nerven, die für das entsprechende Operationsgebiet (Knie, Schulter etc.) verantwortlich sind, platziert (Abb. 2). Über diese Katheter werden kontinuierlich Medikamente für die örtliche Betäubung verabreicht.

Abb. 2: „Schmerzkatheter“ nach einer Schulteroperation

Empfehlung für die Patienten vor einer geplanten Operation

  1. Ziele der Schmerztherapie mit dem Anästhesisten besprechen.
  2. Klären, welche Form der Schmerztherapie nach der geplanten Operation besonders effektiv ist.
  3. Klären, ob eine sogenannte „Regionalanästhesie“ zur Schmerztherapie infrage kommt.
  4. Klären, ob die Möglichkeit der patientenkontrollierten Schmerztherapie besteht.
  5. Klären, ob im Krankenhaus ein Akutschmerzdienst vorhanden ist.

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