Artikel erschienen am 10.05.2013
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Neurologische Rehabilitation von Patienten nach Schlaganfall

Von Dr. med. Thomas Hölzer, Bad Harzburg

Ein Schlaganfall kommt meist unerwartet und plötzlich. Der Schlaganfall ist eine häufige Erkrankung, die jeden Menschen treffen kann. Mit zunehmendem Alter sind mehr Menschen betroffen. Die häufigste Ursache ist ein Verschluss einer Schlagader, die einen Teil des Gehirns mit Blut versorgt. Dauert diese örtliche Mangeldurchblutung zu lange an, kommt es zu einem Absterben von Gehirnzellen, dem Hirninfarkt.

Die Behandlung in den ersten Stunden nach dem Auftreten der neurologischen Ausfälle kann die Größe des Hirninfarktes verringern. Dies erfolgt meist auf einer spezialisierten Schlaganfallstation (Stroke Unit).

Je nachdem, an welcher Stelle die Hirnverletzung aufgetreten ist, kommt es zu unterschiedlichsten Störungen der Gehirnfunktion. Sind alltagsrelevante Schlaganfallfolgen eingetreten, benötigt der Patient eine Rehabilitationsbehandlung.

In der neurologischen Rehabilitationsklinik sehen wir Funktionsstörungen, die von Patient zu Patient in unterschiedlicher Weise kombiniert sind, z. B. der Muskelkraft, des Fühlens, des Sehens, der Sprache und anderer kognitiver Funktionen. Hieraus resultieren z. B. Einschränkungen der Fortbewegung, der Selbstversorgung und Alltagsaktivitäten, des Lernens und der Wissenanwendung sowie der Kommunikation. Begleiterkrankungen wie z. B. Arthrose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Zuckerkrankheit erfordern Beachtung. Daher benötigt jeder Patient eine individuell auf ihn abgestimmte Behandlung.

Eine wirksame Rehabilitation ist ausschlaggebend für die Lebensqualität und Lebens­perspektive des betroffenen Menschen. Die erfolgreiche Wiedereingliederung des Patienten in den Alltag oder das Berufsleben ist auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

Eine ausreichende Diagnostik vor oder zu Beginn der Rehabilitation ist wichtig. Auf bereits vorliegende diagnostisch relevante Befunde des Patienten – z. B. aus dem Akutkrankenhaus – wird zurückgegriffen, auch um Mehrfachuntersuchungen zu vermeiden.

Die Rehabilitation ist therapiebestimmt. Daher nimmt noch erforderliche Diagnostik so wenig Zeit wie möglich ein. Während im Akutkrankenhaus die Zuordnung zu einer bestimmten Erkrankungsursache oder einem bestimmten Erkrankungsmechanismus im Vordergrund steht, gilt in der Rehabilitationsneurologie eine therapeutisch individuelle, aktivitätsfördernde Sicht. Die Übernahme des Patienten in eine Rehabilitationsklinik erfolgt häufig aus dem Akutkrankenhaus, seltener auch von zu Hause. Die Behandlung bzw. Weiterbehandlung von Nebenerkrankungen (wie z. B. Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Infektionen etc.) erfolgt begleitend während der Rehabilitation. Hier soll auch alles getan werden, um einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden.

Vordringliches Ziel in der Rehabilitation ist es, größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag zu erzielen. Dazu zählen die Wiederherstellung relevanter Hirnfunktionen wie Orientierung, Aufmerksamkeit und Konzentration, Gedächtnis, die Fähigkeit zu planvollem Handeln und die Kommunikationsfähigkeit.

Hilfe bei der Krankheitsverarbeitung und der Entwicklung einer ausreichenden Motivation gegenüber den therapeutischen Angeboten und die Vermittlung der patienteneigenen Rolle für den weiteren Rehabilitationsfortschritt ist meist notwendig.

Hinzu kommt die Verbesserung motorischer Leistungen wie Stehen, Gehen sowie der Arm- und Handfunktion. Ziel ist es, die Wiedereingliederung in den Alltag oder das Erwerbsleben bestmöglich vorzubereiten, auch durch den Einsatz technischer Hilfsmittel.

Basis der Rehabilitation ist ein Krankheitsfolgenmodell, das den Patienten als Partner begreift.

Alle beteiligten Berufsgruppen arbeiten in einer Teamstruktur in eng abgestimmter Kooperation zusammen. Auf den regelmäßigen patientenbezogenen Teamkonferenzen werden Rehabilitationsziel, Rehabilitationsplan und die jeweils eingesetzten Rehabilitationsverfahren entsprechend dem Behandlungsverlauf und den sich einstellenden Fortschritten erörtert und angepasst.

Die Stationsatmosphäre und die Begegnung mit Gleichbetroffenen sowie die anleitende Unterstützung durch Therapeuten, Psychologen, Pflege und Ärzte fördern die Selbstständigkeit im Alltag und dienen dem Erwerb sozialer Kompetenzen.

Die Rehabilitationsmedizin hat in den letzten beiden Jahrzehnten eine rasante Entwicklung erlebt. Folgen von Erkrankungen oder Verletzungen des Gehirns, des Rückenmarks oder der peripheren Nerven können heute durch gezielte Rehabilitationsmaßnahmen erheblich verbessert werden. Das menschliche Gehirn ist lern- und umstellungsfähig. Die Mechanismen, mit denen sich die Neuorganisation von Nervengewebe anregen und beschleunigen lässt, bilden die Grundlage moderner Rehabilitationsmedizin. Wichtiges Ziel dieser neurologischen Rehabilitation ist es, die funktionellen Beeinträchtigungen und ihre Folgen für Alltag und Beruf zu beseitigen oder wenigstens zu vermindern. Hinzu kommt die Förderung aller Maßnahmen, die den Rehabilitationserfolg nachhaltig sichern.

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