Artikel erschienen am 10.05.2013
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Vorsorge statt Verdrängung

Möglichkeiten der Präventionsdiagnostik

Von Dr. med. Verena Henrike Scholz, Braunschweig

Immer wieder hört man es im Zusammenhang mit traurigen Ereignissen wie ernsten Erkrankungen oder Todesfällen: „Die arme Frau X hat ein schwerer Schicksalsschlag ereilt.“ Oder „Der liebe Herr Y wurde vom Schicksal hart bestraft.“ Doch – abgesehen von der letzten Unkalkulierbarkeit des Daseins – Krankheit muss kein bedrohliches Schicksal bedeuten und Fatalismus ist der schlechteste Berater auf dem Weg zu einem gesunden Leben.

Ergreifen Sie stattdessen die Initiative und tun Sie selbst etwas für Ihre Gesundheit. Die moderne Diagnostik bietet Ihnen die besten Chancen dazu und ermöglicht uns, auch ernsthafte Erkrankungen so früh zu erkennen, dass eine effektive Behandlung oder Heilung möglich ist.

Brustkrebs. Digitale Mammografie gibt Ihnen Sicherheit!

Der Brustkrebs gehört bei Frauen zu den häufigsten Krebsarten. Wie andere Tumorerkrankungen entwickelt sich auch der Brustkrebs im Frühstadium unauffällig und ohne Schmerzen oder andere körperliche Beeinträchtigungen. Umso wichtiger ist es, außer der selbst durchzuführenden Tastkontrolle, die regelmäßige radiologische Vorsorgediagnose. Hier gilt heute die digitale Mammografie als sehr zuverlässiges Verfahren, um gut- wie bösartige Erkrankungen der Brustdrüse zu erkennen, bzw. zu unterscheiden. Entscheidender Vorteil ist, dass mit der Mammografie Brustkrebs schon in einem Stadium nachgewiesen werden kann, in dem er noch keinerlei durch einen Tastbefund wahrzunehmende Symptome aufweist. Hierzu werden jeweils zwei Aufnahmen beider Brüste mit einem Untersuchungsgerät ermittelt, dessen Röntgenröhre eine spezielle „weiche“ Strahlung aussendet.

Prostata. Der häufigste Tumor des Mannes

Mit rund 50 000 neuen Fällen pro Jahr rangiert der Prostatakrebs weit oben in der Skala der bedrohlichen Erkrankungen und ist der häufigste bösartige Tumor beim Mann. Als Prostatakarzinom wird die maligne Neubildung des Prostatadrüsengewebes bezeichnet, das meist in der äußeren Region der Drüse entsteht. Der Tumor neigt dazu, sich über seine eigene begrenzende Kapsel hinaus entlang der Nervenfasern, in Lymphbahnen und -knoten sowie in die Knochen auszubreiten. Hier werden Tochtergeschwülste gebildet, die unter anderem plötzliche Knochenbrüche verursachen können. Eine rechtzeitige Vorsorge und Erkennung des Prostatakarzinoms in der frühen, unauffälligen und beschwerdefreien Entwicklungsphase ist entscheidend für die Heilungsaussichten, da auftretende Symptome oft auf ein fortgeschrittenes Stadium hinweisen.

Bauchorgane. Risiko steigt ab dem mittleren Lebensalter

Tumore der Bauchorgane entwickeln sich oft ohne spürbare Anzeichen. Das trifft beispielsweise auf Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder der Nieren zu. Daher empfiehlt sich, insbesondere bei vorliegenden ähnlichen Krebserkrankungen im Familienkreis, eine regelmäßige radiologische Vorsorgediagnose zur Organbeurteilung, die auch Erkenntnisse zu Steinerkrankungen der Gallenwege und der Niere liefert. Neben der konventionellen Ultraschalluntersuchung wird die überaus präzise Kernspintomografie (MRT) empfohlen. Bei dieser Methode ist auch die Bauchspeicheldrüse in ihrer gesamten Ausdehnung sehr exakt zu beurteilen. Zudem ermöglicht die MRT die Aufnahme von detaillierten Spezialbildern der Gallenwege.

Darm. Unsere Lebensweise begünstigt Erkrankung

Darmkrebserkrankungen zählen hierzulande sowohl bei Frauen wie bei Männern zu den zweithäufigsten Krebsarten, was auch durch die Lebensumstände in unserer Zivilisationsgesellschaft bedingt ist. So gehören vor allem Personen mit Bewegungsmangel und Übergewicht zur Risikogruppe. Weitere Faktoren, die eine Darmkrebserkrankung begünstigen, sind z. B. eine ungesunde Ernährungsweise sowie auffälliger Alkoholkonsum. Doch nicht nur für derart gefährdete Personen empfiehlt sich eine regelmäßige radiologische Vorsorgeuntersuchung. Auch bei einer familiären Vorbelastung sowie ersten Anzeichen einer vorliegenden Störung ist der Gang zum Radiologen Pflicht. Außer dem Auftreten von Blut im Stuhl können Blähungen, Verdauungsprobleme sowie häufigere Verstopfungen auf eine Erkrankung hinweisen.

Herz. Noch immer Volkskrankheit Nr. 1

Nahezu jeder zweite Todesfall in den Industrienationen ist auf kardiovaskuläre Funktionsstörungen zurückzuführen. Und beinahe 50 % aller Infarkte oder Fälle des spontanen Herztodes treten ohne deutlich spürbare Vorzeichen auf. Daher empfiehlt es sich unbedingt, gerade wenn Ihre Lebensumstände nicht hundertprozentig als „gesund“ zu bezeichnen sind, Ihr persönliches Risiko rechtzeitig klären zu lassen – z. B. mit einer Kardio-MRT, die uns auf nichtinvasivem Weg und völlig strahlenfrei die exakte Visualisierung des gesamten Herzens und der großen Gefäße auf hohem Qualitätsniveau ermöglicht (beachten Sie bitte auch unseren Artikel „Nichtinvasive kardiovaskuläre Bildgebung“).

Lungen. CT lässt feinste Veränderungen erkennen

Der Lungenkrebs ist noch immer eine der häufigsten Tumorerkrankungen, die leider in vielen Fällen einen negativen Verlauf nimmt. Besonders gefährdet sind Raucher oder Personen, die beruflich bedingt intensiv belastenden Luftschadstoffen ausgesetzt sind. Dennoch kann auch beim Karzinom der Lunge eine rechtzeitige Erkennung Leben retten. Daher sollten Angehörige der Risikogruppen nicht nur bei bedrohlichen Anzeichen wie anhaltendem Husten, blutigem Auswurf oder Gewichtsverlust regelmäßig den Radiologen aufsuchen. Verlässliche Aussagen zum Zustand der Lunge liefert die Computertomografie, da mit ihr auch kleinste Veränderungen im Frühstadium der Erkrankung visualisiert werden können. Eine solche CT wird in der Low-Dose-Technik durchgeführt, das heißt, dass die Strahlendosis unwesentlich stärker als beim konventionellen Röntgen ist.

Osteodensitometrie. Schützen Sie sich vor Knochenbrüchen im Alter!

Die Osteodensitometrie erlaubt die Bestimmung der Knochendichte. So kann z. B. rechtzeitig eine altersbedingte Minderung von Kalksalzen erkannt und durch anschließende Therapie behandelt werden. Diese Untersuchung wird vor allem bei älteren Menschen angewandt, um der beschwerlichen Osteoporose vorzubeugen. Diese Messung wird zumeist nach der DEXA-Methode durchgeführt, die das verlässlichste wie gebräuchlichste osteodensitometrische Verfahren darstellt. Hierbei tasten sehr schwache Röntgenstrahlen in zwei unterschiedlichen Stärken die Lendenwirbelsäule sowie die Hüfte im Oberschenkelhalsbereich ab, da in diesen Bereichen im Fall einer Osteoporose am häufigsten Knochenbrüche entstehen.

Ganzkörper-MRT. Der komplexe Gesundheitscheck

Dank zukunftsweisender Entwicklungen wurden uns eine Vielzahl neuer Möglichkeiten an die Hand gegeben. Das betrifft auch die Ganzkörperdia­gnostik, bei der in einem einzigen Schritt nicht nur einzelne Regionen, sondern größere Körperpartien oder zusammenhängende Organsysteme untersucht werden können. Zu den Vorteilen dieser innovativen MRT-Technik gehört die parallele Bildgebung, bei der die Bildinformationen aus größeren Körperabschnitten gleichzeitig verarbeitet werden. Dadurch ist ein kompletter Aufnahmeprozess innerhalb von 30 bis 40 Minuten durchzuführen. Hinzu kommt, dass die Ganzkörper-MRT nicht nur morphologische, sondern auch funktionelle Informationen liefert, die Aussagen über die Tätigkeit der jeweiligen Organe ermöglichen.

INFO

Nutzen Sie die Perspektiven, die Ihnen die zahlreichen diagnostischen Vorsorgeuntersuchungen bieten. Früherkennung kann entscheidend sein!

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