Artikel erschienen am 19.05.2014
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Beweglichkeit bleibt Lebensqualität

Von Stefan Reimitz, Braunschweig

In jedem Alter und auch nach einer Amputation der unteren Extremität gilt dies. So vielfältig aber unser Leben ist, so verschieden sind die Anforderungen an eine Prothese.

Prothesen sind heute viel mehr als nur einfache Ersatzteile für den menschlichen Körper. Aus den simplen Holzstümpfen der Vergangenheit sind raffinierte Hightech-Konstruktionen geworden. Mit einer Prothese möchte man komfortabel und sicher gehen können. Das Gangbild soll dem natürlichen, gesunden Vorbild nahekommen. Prothesenträger können heute viele Alltags- und Freizeitaktivitäten ohne größere Einschränkungen mitgestalten. So steuern Mikroprozessoren bei Beinprothesen die künstlichen Kniegelenke und eröffnen dem Patienten deutlich mehr Bewegungsspielraum. In den 1920er-Jahren begannen die Experten, Prothesen nach wissenschaftlichen Kriterien zu bauen. Damals wurde eine Entwicklung angestoßen, die heute in computergesteuerten Hightech-Anfertigungen gipfelt.

Moderne Beinprothesen sind so konstruiert, dass man ihren Trägern beim Gehen das Handicap gar nicht mehr ansieht. Inzwischen ist es sogar möglich, mit einer Beinprothese auf dem Fahrrad oder mit Inlineskates zu fahren. Besondere Spezialanfertigungen für Spitzensportler haben in den letzten Jahren zu einer wahren Leistungsexplosion im sogenannten Behindertensport geführt. In einigen Disziplinen reichen die Ergebnisse inzwischen schon erstaunlich nah an die Resultate der nicht amputierten Sportler heran. Voraussetzung hierbei ist natürlich immer eine Versorgung, die den individuellen Bedürfnissen entspricht. Die bestmögliche Art der Versorgung wird im Gespräch mit dem Rehabilitationsteam erarbeitet. Besondere Bedeutung für Qualität und Tragekomfort der Prothese besitzt die individuelle Stumpfbettung. Sie ist verbindendes Element zwischen dem Körper des Amputierten und der Prothese. Die Produktion einer Prothese ist geprägt von technischem Know-how, handwerklicher Tradition und Präzision. In den letzten Jahren hat es durch den Einsatz neuer Werkstoffe wie Silikon-, Kunststoff- und Karbontechnik rasante Fortschritte gegeben.

Hilfsmittel sind wesentlich leichter geworden und kompensieren krankheitsbedingte Handicaps besser. Speziell bei der Herstellung von Prothesen profitieren Sie als Patient allerdings immer noch vom Erfahrungsschatz des Orthopädietechnikers. Die Techniker schöpfen bei der Anpassung der Hilfsmittel aus einem großen Erfahrungsschatz, wenn sie Sie z. B. in der Gehschule mit unterschiedlichen Bodenbelägen, Treppen und Schrägen auf den Alltag vorbereiten oder auch neueste Technik in die Herstellung bzw. Einstellung der Prothesen einfließen lassen, z. B. modernste Lasertechnik, um Ihr Gangbild zu kontrollieren. Grundlegend hat sich im Ablauf der Herstellung wenig geändert, vom Gipsabdruck des Stumpfes wird in weiteren Arbeitsschritten ein durchsichtiger Testschaft hergestellt, der zur Passformkontrolle verwendet wird. Danach wird der endgültige Prothesenschaft gegossen und mit den Modularteilen (wie Prothesenfuß und -knie) verbunden. Die gefertigte Prothese wird nun an die Kriterien des Patienten angepasst. Erst nach eingehender Analyse und Prüfung auf optimale Funktion und Passform wird das Hilfsmittel schließlich ausgeliefert.

Foto: Panthermedia/Monkeybusiness Images

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