Artikel erschienen am 19.05.2014
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Ein künstliches Hüftgelenk – immer mehr junge Menschen sind betroffen

Von Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig

Ein künstliches Hüftgelenk ist heute schon lange nichts Befremdliches mehr. Immerhin zählt der endoprothetische Hüftgelenksersatz zu einer der häufigsten Operationen, welche in deutschen Krankenhäusern durchgeführt werden. Mit heute jährlich ca. 220 000 Ersteingriffen sind dabei aber längst nicht nur ältere Patienten betroffen, sondern auch zunehmend jüngere, sodass auch neuere Verfahren und Prothesenkonzepte zum Tragen kommen.

Ursächlich für den operativen Eingriff sind in der Regel Abnutzungserscheinungen der Knorpelschicht im Hüftgelenk, welche fachspezifisch als Coxarthrose bezeichnet wird. Der Verschleiß führt verstärkt zu einem direkten Knochen-auf-Knochen-Kontakt, der bei den Bewegungsabläufen zu immer mehr Schmerzen führt, die dann auch am Ende im Ruhezustand, beispielsweise in der Nacht beim Schlafen, spürbar sind.

Dabei ist schon lange nicht mehr das reale Alter mit einer Grenze >65 Jahren als Indikation für einen Gelenkersatz zu sehen. Vielmehr sind auch immer mehr jüngere und vor allem aktive Patienten von der Diagnose Coxarthrose betroffen.

Zu beachten gilt, dass viele dieser Patientengruppen noch voll im Berufsleben stehen und höchste Anforderungen an ihren Hüftgelenkersatz stellen.

Nach heutigen Erfahrungswerten erreichen die Implantate gute bis sehr gute Standzeiten bei normalen Bewegungsabläufen und Belastungssituationen, zu welchen auch Sport gehört. Allerdings sollte das Bewusstsein vorhanden sein, dass Implantatkomponenten nicht für die Ewigkeit ausgelegt sind. So ist es von besonderer Bedeutung, gerade bei der oben genannten Patientengruppe, „heute schon an morgen zu denken“.

Weiterentwicklungen bei den Implantaten und den Werkstoffen, aber nicht zuletzt auch die Einführung von weniger invasiven Zugangstechniken wie die Navigationstechnologie, unterstützen heute die Operateure bei dem operativen Vorgehen. Standardisierte Abläufe in den Kliniken begleiten die Patienten von der Aufnahme bis zur Rehabilitation und erlauben somit die schnelle Genesung.

Je nach Indikation, Knochensubstanz und Beweglichkeit der Patienten wird ein Implantat ausgewählt. Dieses wird dem Patienten ausführlich vorgestellt und das Verfahren erläutert. Dabei kann man die Implantate sicherlich nicht nach Altersgruppen spezifizieren und einteilen, jedoch lassen sich gewisse Richtungsvorgaben ableiten.

So unterscheidet man heute verschiedene Verankerungsvarianten. Nicht nur, ob eine Prothesenkomponente zementfrei oder zementiert implantiert wird, sondern auch, wie viel natürlicher Knochen entfernt werden muss und an welcher Stelle das Implantat im Oberschenkelknochen zum Liegen kommt, verankert und die Kraft überträgt. Dabei kann man sicherlich sagen, je weiter oben im Oberschenkelknochen, desto knochensparender.

Ein solch knochensparendes Implantat ist der Kurzschaft, welcher für eine völlig neue Generation von Implantaten steht. Grundsätzlich unterscheidet sich ein Kurzschaft in seinem Grunddesign, seiner verkürzten Erscheinung und der Verankerung wesentlich von den bis heute bekannten Standard- Prothesenschäften. Wie bei einem Baukastensystem kann die ursprüngliche Anatomie rekonstruiert werden.

Metha® – Kurzschaftprothese

Ferner ist der Kurzschaft das Implantat, welches sich am ehesten für alle weniger invasiven Zugänge zum Hüftgelenk eignet, sodass wichtige Muskel- und Knochenstrukturen geschont werden und die Wundheilung schnell voranschreiten kann. Speziell entwickelte Instrumente des Kurzschaftsystems ermöglichen den weichteilschonenden Eingriff.

Nach der Operation

Bereits am ersten Tag erfolgen die ersten Schritte mit dem neuen Gelenk. Nach und nach wird durch gezielte Rehabilitationsmaßnahmen eine Rückführung in einen normalen, schmerzfreien Alltag erzielt.

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