Artikel erschienen am 16.05.2014
E-Paper

Innovationsnetzwerke in der Gesundheitswirtschaft

Von Kathrin Ebeling, Wolfsburg

Innovation in Technologie, Produkten und Prozessen entscheidet über die Wettbewerbsfähigkeit eines Standorts, über Beschäftigung, über Wohlstand und Lebensqualität. Braunschweig ist europaweit Spitze bei der Forschungsintensität, Wolfsburg zählt zu den wirtschaftlich dynamischsten Orten Deutschlands, beide Städte und die Region ringsherum sind Kraftzentrum der Automobilindustrie. Entwicklungsabteilungen in Unternehmen, Forschungseinrichtungen von Weltruf und Hochschulen tragen dazu bei. Eine Chance für die Gesundheitswirtschaft in der Region Braunschweig-Wolfsburg?

Die demografische Entwicklung, der medizinisch-technische Fortschritt und das gestiegene Gesundheitsbewusstsein eröffnen grundsätzlich ein großes Wachstumspotenzial und ein weites Innovationsfeld für Produkte und Dienstleistungen in der Gesundheitswirtschaft. Die einführend genannten Fakten zeigen, dass in unserer Region Verständnis für die Bedeutung von Innovation und die Fähigkeit, Innovationen zu generieren, vorhanden sind. Ein lebendiges Unternehmertum von Start-up bis Weltkonzern arbeitet in der für unsere Region so prägenden Automobilwirtschaft bereits eng mit Forschung und Entwicklung zusammen. Die Chance liegt dabei in der netzwerkorientierten Zusammenarbeit. Diese fördert Vertrauen, verkürzt Wege, schafft Transparenz – die Grundlagen für eine Kooperation auf Augenhöhe. Davon kann auch die Gesundheitswirtschaft profitieren, die über die Leistung für die Gesundheit des Einzelnen hinaus von zentraler Bedeutung für gesellschaftliches Wohlergehen und volkswirtschaftlichen Wohlstand ist. Die Allianz für die Region GmbH und die Wolfsburg AG als regionale Wirtschaftsförderer und -strukturentwickler engagieren sich im Rahmen der Strukturentwicklung für die gesundheitswirtschaftlichen Themen. Sie treten als unabhängige Ideengeber, Koordinatoren, Förderer und Netzwerker auf und schaffen Entwicklungsplattformen für Gemeinschaftsprojekte. Beide Unternehmen geben Impulse für mögliche Projektthemen und begleiten bei der Umsetzung innovativer Ideen und marktfähiger Geschäftsmodelle.

Drei Projekte, die medizinische, demografische, strukturelle und wirtschaftliche Aspekten berücksichtigen, verdeutlichen dies:

Rollende Arztpraxis

Die rollende Arztpraxis

Was kann eine ländliche Region zur Stärkung der medizinischen Versorgung tun? Die Antwort: Die Ärzte mobil und flexibel dahin bringen, wo die Patienten sind. Im Pilotversuch testet dies seit August 2013 die „Rollende Arztpraxis“ im Landkreis Wolfenbüttel. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN), der Landkreis Wolfenbüttel, Krankenkassen sowie die Allianz für die Region GmbH gehören zu den Initiatoren des Angebots und realisieren es mit zahlreichen weiteren Partnern unter dem Dach der Initiative „Zukunftsregion Gesundheit“ des Niedersächsischen Gesundheitsministeriums. Ärzte, die typische hausärztliche Leistungen erbringen, fahren in einem medizintechnisch ausgestatteten VW Crafter regelmäßig in fünf Gemeinden des Landkreises Wolfenbüttel. Sie betreuen Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen sowie aufgrund eingeschränkter Mobilität keine Möglichkeit haben, eine Arztpraxis in der entsprechenden Gemeinde aufzusuchen. Ende 2014 wird geprüft, ob die „Rollende Arztpraxis“ langfristig eingesetzt wird.

+raum

Arbeitsplatte und Küchenschränke lassen sich individuell anpassen

Wie können alltägliche Aufgaben in der Pflege erleichtert werden und welche modernen assistiven Techniken im Wohnumfeld unterstützen auch andere Nutzergruppen? Der Überblick dazu fällt Pflegekräften oft genauso schwer wie Betroffenen und deren Angehörigen. Hier setzt die Wolfsburg AG in Kooperation mit rund 50 regionalen und auch überregionalen Unternehmen mit der Modellwohnung +raum an. In der realitätsnahen Wohnumgebung stehen generationengerechte Produkte und unterstützende Technologien im Mittelpunkt, die nicht nur die Pflege vereinfachen, sondern ein selbstbestimmtes Leben in jeder Lebensphase ermöglichen. Der +raum bietet Bürgern, Experten sowie Angehörigen unterschiedlicher Berufsgruppen aus Handwerk und Pflege eine Informations-, Qualifizierungs- und Kommunikationsplattform.

Online-Lotse

Vernetztes Wohnen: Raumsteuerung über mobile, internetfähige Geräte

Aufbauend auf der Erfahrung mit der Modellwohnung +raum verwirklichen die Wolfsburg AG und die Braunschweiger Lineas Informationstechnik GmbH den Online-Lotsen für Assistenzsysteme. Er stellt ab 2015 verfügbare innovative generationsgerechte Produkte und intelligente Lösungen für das eigene Zuhause und die häusliche Pflege auf einer Online-Plattform dar. Diese erleichtert den Zugang zu intelligenten Lösungen wie z. B. technischen Assistenzsystemen, die den Wohn- und Pflegealltag hinsichtlich Sicherheit und Komfort unterstützen. Anhand von Fragen und Szenarien präsentiert der Lotse bedarfsgerechte Lösungen. Funktion und Nutzen der empfohlenen Produkte und Dienstleistungen zeigt die Plattform in einer virtuellen Wohnung, inklusive dem Kontakt zu Anbietern und Beratungsstellen.

Diese Projekte zeigen, dass mit guten Konzepten und vernetztem Know-how Innovationen erfolgreich umgesetzt werden können. Gewappnet für kommende Herausforderungen tragen die Projekt-Beteiligten so gemeinsam dazu bei, die regionale Entwicklung zu stärken und die Lebensqualität zu fördern.

Ähnliche Artikel

Gesundheit

Generationsgerechte Wohnungen werden gebraucht

Dass die geburtenstarken Jahrgänge langsam in die Jahre kommen, ist längst bekannt und auch, dass in Deutschland weniger Kinder geboren werden. Daraus folgen große Aufgaben für die ganze Gesellschaft. Neben den erheblichen Herausforderungen für den Arbeitsmarkt, das Renten- und Gesundheitssystem fehlen vor allem Wohnungen für die alternde Gesellschaft.

Braunschweig 2012 | Katharina Rosch, Braunschweig

Gesundheit

Antrag abgelehnt – was nun?

Portrait SoVD in Braunschweig: Anträge bei den Sozialkassen werden auffällig häufig abgelehnt

Der Kreisverband Braunschweig des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) berichtet über eine Vielzahl abgelehnter Anträge durch die Sozialkassen. „Circa 30 – 50 % aller Anträge werden abgelehnt. Das zeigen uns unsere eigenen Fallzahlen, aber auch die Recherche bei den Sozialversicherungen“.

Braunschweig 2015/2016 | Kai Bursie, Braunschweig