KiO feiert 10. Geburtstag
Die „Hall of Fame“ des Sports gibt sich die Ehre
Von Katharina KleinschmidtKiO ist eine Hilfsorganisation für ein lange vernachlässigtes Problemfeld. Meist aufgrund von angeborenen Organfehlbildungen müssen Kinder transplantiert werden – mit enormen psychischen und materiellen Belastungen für die ganze Familie. Auch auf der Festveranstaltung in Frankfurt wurden Kinderschicksale vorgestellt: So kann nur eine Herztransplantation das Leben des sieben Monate alten Marco retten. Das Leben der ganzen Familie ist aus dem Gleichgewicht geraten: Die Klinik ist über hundert Kilometer von zu Hause weg, der Vater pendelt fast täglich und hat seine Arbeitsstelle verloren. Daheim versorgt die Mutter die beiden älteren Geschwister, sie versucht ein- bis zweimal die Woche in die Klinik zu kommen. Wenn Marco dann nach einer erfolgreichen Transplantation nach Hause kommen wird, muss der Wohnraum transplantationsgerecht saniert sein: Schimmel muss entfernt, Fliesen müssen versiegelt und Fußbodenbeläge ausgetauscht werden. Nur mit Unterstützung der KiO können die Eltern das alles stemmen.
Auch Timo Boll, Claudia Kohde-Kilsch, Ulrike Nasse-Meyfarth und Klaus Wolfermann unterstützen die KiO (v. l. n.r .).
Verdienstvolle Medizin
Erfolgreiche Transplantationen werden ermöglicht durch den enormen medizinischen Fortschritt und durch den persönlichen Einsatz von Transplantationsmedizinern, der oft über einen „normalen Job“ weit hinausgeht. Die KiO würdigt daher jedes Jahr besondere Verdienste um organkranke Kinder. Dieses Jahr ging der Preis an Professor Knut Helmke für seinen mehr als zwei Jahrzehnte langen Einsatz für die Leber- und Nierentransplantation bei Kindern. Die „Crème de la crème“ der deutschen Transplantationsmedizin war nach Frankfurt gekommen und würdigte den engagierten Mediziner, der die Kinder-Transplant-Radiologie am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf leitet und Chefarzt der Kinderradiologie im Kinderkrankenhaus in Hamburg-Altona ist.
Bei aller Freude über die Erfolge der KiO trübte dennoch die derzeitige Situation die Stimmung: Seit 2012 sinkt die Bereitschaft der Deutschen zur Organspende, ein Trend, der sich auch im letzten Jahr fortgesetzt hat. Täglich müssen durchschnittlich drei Menschen sterben, weil sich kein Organ rechtzeitig für sie finden ließ. Die Redner und Rednerinnen betonten: Jedes einzelne Spenderorgan kann Leben schenken. Die Organspende habe nichts von ihrem humanen und moralischen Wert verloren.
Paul Breitner öffnet spontan das Portemonnaie und zeigt seinen Organspende-ausweis, den er seit 1979 bei sich trägt. Da staunen Hans Wilhelm Gäb, Moderator Johannes B. Kerner und Matthias Steiner (v. l. n.r .).
Nachhaltige Unterstützung
Wenn ein Kind eine Organtransplantation erhält, muss es sein ganzes Leben täglich Medikamente einnehmen, die sogenannten Immunsuppressiva, die eine Abstoßungsreaktion verhindern sollen. Doch Kinder werden größer, und gerade im Jugendalter fällt eiserne Disziplin schwerer. KiO hat reagiert und verfügt jetzt über zwei Angebote, die sich speziell an junge Menschen richten.
Seit Januar 2014 gibt es die KiO-App, mit der transplantierte Jugendliche ihren Medikamentenplan verwalten können. Per Signal wird jedes Mal an die lebenswichtige Einnahme erinnert. Damit ist die KiO-App, die für iPhone und Android erhältlich ist, ein wichtiger Schritt für mehr Unabhängigkeit und Freiheit. Ebenfalls neu ist das KiO-Phone. Hier gibt es für junge Transplantierte Informationen über Möglichkeiten und Rechte. Ebenso werden bei Fragen zur Berufswahl oder zu Themen wie Sport, Sexualität oder Ernährung kompetente Ansprechpartner aus dem KiO-Netzwerk vermittelt.
Die KiO wird regelmäßig von namhaften Unternehmen unterstützt. KiO-Botschafterin Britta Heidemann nimmt im Oktober 2013 eine 10 000-Euro-Spende entgegen, die ihr Dr. Karsten Wagner, Dr. Werner Groll und Christian Grau von DENTSPLY Implants überreichen (v. l. n.r .).
Jeder kann helfen
Der Verein KiO e. V. finanziert sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Auf Benefizturnieren, wie sie zum Beispiel der Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann veranstaltet, wird für den guten Zweck gesammelt. Verschiedene Unternehmen wie der Implantathersteller DENTSPLY Implants haben sich die Hilfe für die Kinder auf die Fahnen geschrieben. Doch bei allem guten Willen ist klar: Die größte Unterstützung wäre eine stärkere Bereitschaft in der Bevölkerung zur Organspende.
Im Falle der Kinder sind es die Eltern, die diese schwere Entscheidung treffen müssen. Auch diese Gruppe bekam in Frankfurt Gehör: Unter die Haut ging die Erzählung einer Frau, die ihren 16-jährigen Sohn durch einen Fahrradunfall verloren hatte. Fünf Organe konnten an vier Kinder oder Jugendliche vergeben werden. Geradezu euphorisch sei sie gewesen, sagte die Mutter, dass die Sinnlosigkeit dieses Todes nun doch einen Sinn gehabt hätte. Die Entscheidung der Familie zur Organspende, aber auch der Mut, so offen darüber zu reden, nötigte allen höchsten Respekt ab.
Leichtathlet Dieter Baumann wird umrahmt von dem Olympiasieger im Gehen von 1980, Hartwig Gauder (2. Vorsitzender der KiO), und dem Vorsitzenden Hans
Wilhelm Gäb (r.).
Nähere Informationen
www.kiohilfe.de
Spendenkonto Kinderhilfe
IBAN: DE 64 5502 0500 0008 6200 00
BIC: BFSWDE33MNZ (Bank für Sozialwirtschaft)
Professor Knut Helmke aus Hamburg erhält den diesjährigen KiO-Implantationspreis, der von Jens Werner (links) und Hans Wilhelm Gäb, Vorsitzender der KiO, übergeben wird.
Fotos: Treudis Naß/SICHTSTARK fotodesign, DENTSPLY Implants
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