Artikel erschienen am 19.05.2014
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Minimalinvasive Chirurgie (MIC)

Patientenschonende Verfahren in der Bauch- und Gefäßchirurgie

Von Thomas Jungbluth, Wolfsburg | PD Dr. med. Tomislav Stojanovic, Wolfsburg

Die Weiterentwicklung der minimalinvasiven Chirurgie ist über die Jahre der große Fortschritt für die Chirurgie. Durch die Verkleinerung des Zuganges zum eigentlichen Operationsgebiet bei der laparoskopischen Chirurgie und dem feineren Umgang mit dem Gewebe durch moderne Instrumente konnten die Operationsverfahren immer weiter optimiert werden. Bei gefäßchirurgischen Operationen profitieren die Patienten einerseits von immer kleiner werdenden Operationszugängen, aber auch von den immer besser werdenden Kathetersystemen zur intraoperativen Gefäßbehandlung im Inneren der Gefäße. So werden die minimalinvasiven Verfahren immer umfangreicher, schneller und sicherer angewendet.

MIC in einem modernen Konzept zur Behandlung des Dickdarmkrebses

Anwendungsgebiete zur laparoskopischen minimalinvasiven Tumorchirurgie erstrecken sich auf alle Organe des Bauchraumes von Speiseröhre, Magen, Dünn- und Dickdarm, Leber, Milz aber auch des Urogenitaltraktes und der gynäkologischen Organe. Die Schlüssellochchirurgie eignet sich besonders gut zur Entfernung von Tumoren des Dickdarmes und des Mastdarmes. Unter dem Einsatz hochauflösender Videotechnik wird der gesamte Bauchraum untersucht, der Darm mobilisiert und die zum Darm führenden Gefäße direkt am Ursprung abgesetzt. So werden mögliche tumortragende Lymphknoten sicher mit entfernt. Nach Entfernung des tumortragenden Darmabschnittes werden die Enden des Darmes wieder zusammengefügt. Bei Operationen des tief im Becken gelegenen Mastdarmes wird der Erhalt des Schließmuskels angestrebt.

Durch die Schonung der Bauchdecke bei der Schlüssellochchirurgie haben die Patienten nach der Operation weniger Schmerzen, können früher wieder essen und sind schnell wieder auf den Beinen. Je nach Ausdehnung des Tumors ist anschließend eine Nachbehandlung durch eine Chemotherapie oder Bestrahlung erforderlich. Patienten profitieren dann besonders von der minimalinvasiven Chirurgie, weil sie erholter in diese Behandlung gehen.

Über kleine Inzisionen wird im Bauch am Dickdarm operiert.

MIC in einem modernen Konzept zur Behandlung des Bauchaortenaneurysmas

Unter einer Erweiterung der Bauchschlagader, auch Bauchaortenaneurysma (BAA) genannt, versteht man die Erweiterung einer Schlagader (Aorta), welche am häufigsten die Bauchschlagader betrifft. Das Risiko besteht darin, dass das Aneurysma plötzlich platzen und es zur inneren Verblutung kommen kann. Die meisten Aneurysmen werden durch die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) hervorgerufen. Fünf von hundert Männern über 65 Jahre haben eine krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader, welche überwacht werden sollte. Bei einem von hundert Patienten ist eine umgehende Behandlung notwendig! Aktive und frühere Raucher sind besonders gefährdet, darüber hinaus wird auch eine erbliche Veranlagung beobachtet. Frauen haben ein niedriges Risiko, sollten aber bei Vorliegen von Risikofaktoren (Nikotinabusus, Arteriosklerose) ebenfalls untersucht werden.

Eine besondere Gefahr des Bauchaortenaneurysmas ist es, dass es kaum Beschwerden ver­ursacht. Durch Größenzunahme können Rücken­-
schmerzen auftreten. In den Fällen, in denen ein Bauchaor­tenaneurysma platzt, wird vom Patienten ein unerträglicher Bauchschmerz mit Ausstrahlung in den Rücken, Übelkeit und Brechreiz bemerkt. Durch die innere Blutung kommt es zu einer lebensbedrohlichen Situation.

Bei der offenen Operation erfolgt die Eröffnung des Bauches. Oberhalb und unterhalb der Gefäßerweiterung wird das Blutgefäß abgeklemmt, längs geöffnet und eine Gefäßprothese als Ersatz eingenäht. Nach Freigabe des Blutstromes wird die ursprüngliche Gefäßwand zum Schutz der umgebenden Organe wieder um die Prothese gelegt und vernäht.

Beim endovaskulären Verfahren mit der Stent-Prothese (Gefäßstütze) wird über die Leistenschlagader eine durch Draht verstärkte Prothese von innen in das Aneurysma eingebracht. Der Eingriff ist schonender, weil die Bauchhöhle nicht eröffnet wird. Nachteilig ist eine regelmäßige, oft lebenslange Überwachung. Während die offene Operation in allen Fällen möglich ist, eignet sich eine Stent-Prothese nur in bestimmten Fällen.

Endovaskuläre Behandlung der Bauchschlagader bei Aorten-aneurysma – Menschen wie Albert Einstein, Thomas Mann, Charles de Gaulle sind an einem geplatzten Bauchaortenaneurysma (BAA) gestorben.

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