Artikel erschienen am 14.10.2016
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Lungenentzündung

Formen und mögliche Therapien

Von Dr. Urte Sommerwerck, Braunschweig

Die Pneumonie (Lungenentzündung) ist eine akute oder chronische Entzündung des Lungengewebes. Ursachen sind meist Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen. In seltenen Fällen ist die Pneumonie auch toxisch, durch Inhalation giftiger Stoffe oder immunologische Vorgänge bedingt. Ist das Rippenfell (die Pleura) beteiligt, wird die Verlaufsform als (Pleuro-)Pneumonie bezeichnet.

Die ambulant erworbene Pneumonie (AEP oder CAP = engl. community acquired pneumonia) entwickelt sich im täglichen Leben. Dazu zählen auch jene Erkrankungen, die in Alten- oder Pflegeheimen erworben werden. Häufige Erreger sind Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae, Chlamydophila pneumoniae und Legionellen. Sie haben meist eine gute Prognose und werden in nosokomiale Pneumonie und die Lungenentzündung bei Immunsupprimierten unterschieden.

Die nosokomiale Pneumonie bedarf einer aggressiven Behandlung. Sie entwickelt sich erst mehrere Tage nach stationärer Aufnahme und bis zu 14 Tage nach der Entlassung. Eine Sonderform ist die beatmungsgeräteassoziierte Lungenentzündung.

Pneumonien bei abwehrgeschwächten Patienten können durch Krankheiten wie AIDS hervorgerufen werden oder durch Medikamente wie Cortison herbeigeführt sein. Bei diesen Patienten können zudem spezielle Erreger wie Mykobakterien gehäuft auftreten, die Tuberkulose auslösen können.

Epidemiologie

Die ambulant erworbene Pneumonie ist die nach Durchfallerkrankungen weltweit zweithäufigste Infektionskrankheit. Damit führte sie öfter zur stationären Aufnahme als Herzinfarkt oder Schlaganfall. In Deutschland sterben an ihr jährlich rund 20 000 Menschen.

Risikogruppen

Gefährdet sind vor allem Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen wie COPD, Mukoviszidose oder Lungenemphysem. Aber auch eine allgemeine Abwehrschwäche u. a. aufgrund von Diabetes mellitus oder Alkoholismus kann zu gehäuften Pneumonien führen. Ursachen für eine ambulant erworbene Pneumonie können das Verschlucken von Magensäure, Öl (Feuerschlucker!), Wasser oder Fremdkörpern sein. Bei bettlägerigen Patienten mit einer flachen, behinderten Atmung treten Pneumonien ebenso häufiger auf wie bei Patienten, die mit einem Beatmungsschlauch beatmet werden.

Die typische Lungenentzündung entwickelt sich mit plötzlichem Beginn, Husten, Luftnot und angestrengtem Atmen. Dieser äußert sich in einer erhöhten Atemfrequenz, u. U. unter Einsatz der Atemhilfsmuskulatur. Weitere Symptome können eitriger Auswurf, hohes Fieber, Schüttelfrost, erhöhter Puls, Schmerzen in der Brust und Pleuraerguss sein.

Die atypische Pneumonie beginnt eher langsam mit Husten und geringer Luftnot. Deutliches Fieber und Auswurf finden sich nicht. Sie kann ihre Ursache in Legionellen haben. Diese Bakterien bilden sich in den Leitungen einer Dusche und verteilen sich mit dem Wasserdampf im Duschraum.

Zur Diagnose einer Pneumonie wird das untersucht. Meist ist die Anzahl weißer Blutkörperchen erhöht und es finden sich erhöhte Entzündungsmarker. Bei der körperlichen Untersuchung lassen sich u. a. feinblasige Rasselgeräusche wahrnehmen. Mit einer Röntgenaufnahme der Lunge von hinten und von der Seite kann eine Pneumonie lokalisiert und im Verlauf kontrolliert werden. Bei besonderen Fragestellungen und schweren Verläufen können weitere Untersuchungen wie ein CT der Lunge, ein Erregernachweis im Blut oder in seltenen Fällen eine Lungenbiopsie hinzukommen.

Therapie

Die Behandlung der Lungenentzündung erfolgt nach allgemein bekannten Leitlinien. Ob und wie Antibiotika verabreicht werden, richtet sich nach dem zu erwartenden Erreger, der Schwere der Erkrankung sowie nach Alter und Begleiterkrankungen des Patienten. Patienten können die Heilung unterstützen, in dem sie besonders bei Fieber auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Schleimlösende Medikamente und die Inhalationstherapie fördern den Heilungserfolg. Hustenstillende Medikamente sollten dagegen nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Bei bestimmten Risikofaktoren wie Herzrasen, schnelle Atmung, Bewusstseinstrübung oder nach individueller Einschätzung des Arztes sollte der Patient ins Krankenhaus aufgenommen werden, bei einer schweren Erkrankung eventuell auch auf die Intensivstation. Je mehr Risikofaktoren vorliegen und je länger der Patient bereits im Krankenhaus oder sogar auf der Intensivstation war, desto schlechter ist die Aussicht auf komplette Heilung.

Vorbeugung

Patienten mit geschwächtem Immunsystem, aber auch allen chronisch Lungenkranken wird eine Impfung gegen Pneumokokken empfohlen. Hierfür steht der Impfstoff Prevenar 13 zur einmaligen, lebenslang wirksamen Pneumokokken-Impfung zur Verfügung. Bei Immunsupprimierten muss eventuell kombiniert und wiederholt geimpft werden.

Foto: Krankenhaus St. Vinzenz

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