Artikel erschienen am 19.01.2017
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Tumore des Gastrointestinaltraktes

Der richtige Spezialist zur richtigen Zeit

Von Prof. Dr. med. Nils Homann, Wolfsburg | Thomas Jungbluth, Wolfsburg

Bösartige Tumore des Verdauungstrakts (Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse, Dick- und Enddarm) sind für etwa ein Viertel aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland verantwortlich. Darmkrebs – eigentlich Dickdarmkrebs – ist die mit Abstand häufigste Krebsart im Verdauungstrakt. Das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, liegt im Schnitt bei 6 %, d. h., etwa jeder 15. Deutsche kann im Laufe seines Lebens betroffen sein.

Dickdarmkrebs entsteht nicht aus heiterem Himmel, sondern entwickelt sich über einen längeren Zeitraum aus Vorstufen, die noch nicht bösartig sind. Werden Vorstufen rechtzeitig durch eine Darmspiegelung entdeckt, können sie relativ einfach entfernt werden und die Entstehung von Dickdarmkrebs wird verhindert. Es gibt mittlerweile gute Daten, dass durch die Darmspiegelung, die im Rahmen von Vorsorgeprogrammen ab dem 55. Lebensjahr empfohlen und von den Krankenkassen bezahlt wird, die Zahl der Patienten, die an Darmkrebs versterben müssen, deutlich gesenkt werden kann.

Auch in der Speiseröhre gibt es Krebsvorstufen, die man durch engmaschige Überwachungsprogramme kontrollieren und ggf. mit einfachen endoskopischen Techniken im Rahmen einer Magenspiegelung entfernen kann, bevor daraus Krebs entsteht.

Ist jedoch bereits aus einer solchen Vorstufe ein bösartiger Tumor entstanden, muss zunächst untersucht werden, ob das Tumorwachstum auf das Ursprungsorgan, z. B. Darm oder Magen, begrenzt ist oder ob der Tumor bereits in andere Organe (z. B. Leber oder Lunge) gestreut hat. Ist der Krebs noch auf das Ursprungsorgan begrenzt, so ist in der Regel die (Teil-)Entfernung des erkrankten Organs die empfohlene Therapie mit dem Ziel der Heilung. Die Operationen werden meist mit einer für den Patienten schonenden minimalinvasiven Technik operiert. Besonders bei der laparoskopischen Resektion von Rektumtumoren werden die Nerven zur Versorgung der Blasen-, Sexual- und Schließmuskelfunktion subtil dargestellt und geschont. Die laparoskopischen Operationstechniken ermöglichen bei geringeren Schmerzen eine schnellere Mobilisation und Erholung der Tumorpatienten, was bei einer geplanten Nachbehandlung von großem Vorteil sein kann.

Die Ergebnisse der alleinigen Operation konnten bei vielen Erkrankungen des Verdauungstraktes durch die zusätzliche Anwendung weiterer Therapieverfahren wie z.B. Chemotherapie oder Strahlentherapie oder fokale Therapie, verbessert werden. Weitere Entwicklungen sind die endoskopischen Techniken („Entfernung durch Spiegelung“) aber auch moderne Methoden wie z. B. die Radiofrequenzablation, bei der mittels Wärmeabgabe über spezielle Katheter der Krebs sowie die Krebsvorstufen zerstört werden. So ist es mittlerweile Standard, die unterschiedlichen Therapieformen zu kombinieren (sog. „multimodale Therapie“). Auch steht die Operation nicht immer am Anfang der Behandlung, sondern es wird zunächst eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung einer möglichen Operation vorgeschaltet (sog. „neoadjuvante“ Therapie). Diese Behandlungen werden häufig bei z. B. bestimmten Stadien des Enddarm- und Speiseröhrenkrebs verfolgt. Bei anderen Erkrankungen, z. B. bei Dickdarm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, wird die Chemotherapie im Anschluss an eine Operation durchgeführt (sog. „adjuvante Therapie“).

Aber auch wenn der Krebs bereits Tochtergeschwülste z. B. in der Leber gebildet hat („gestreut hat“), kann die chirurgische Resektion oder auch ein Kombinationseingriff (Resektion und Radiofrequenzablation) zur Anwendung kommen, um den Tumor vollständig zu entfernen und gleichzeitig möglichst viel gesundes Gewebe zu erhalten.
Die behandelnde Klinik sollte auf dem Gebiet der Krebserkrankungen des Verdauungstraktes über große Erfahrung und Expertise verfügen. So sind eine langjährige Erfahrung sowie moderne Medizingeräte in der Endoskopie wichtig, damit alle modernen Methoden zur Entfernung von Krebsvorstufen durchgeführt werden können. Dazu zählen klassische endoskopische Techniken („Entfernung durch Spiegelung“), aber auch moderne Methoden wie z. B. die Radiofrequenzablation, bei der mittels Wärmeabgabe über spezielle Katheter der Krebs sowie die Krebsvorstufen zerstört werden.

Für den weiteren Fortschritt der Behandlung ist die Teilnahme an klinischen Therapiestudien für den Patienten unerlässlich. Ziel solcher Studien ist es häufig, neue Wirkstoffe und Substanzen zu erproben, die eine bessere Wirksamkeit als die bisherigen Therapien haben. Bei gleicher Wirksamkeit können aber auch besser verträgliche, nebenwirkungsärmere Therapien entwickelt werden. Hierdurch haben die Patienten Zugang zum neuesten wissenschaftlichen Fortschritt.

Bild: Fotolia/Sebastian Kaulitzki

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