Artikel erschienen am 17.07.2017
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Die Nasenchirurgie im Wandel

Von Dr. med. Andreas Bodlien, Braunschweig

In den letzten Jahren haben sich das Verständnis und das operative Vorgehen in der funktionellen Nasenchirurgie erheblich verändert. Das Zusammenspiel von Knorpel, Knochen und Haut hat immensen Einfluss auf die operative Planung zur Besserung der Nasenatmung. Eine genaue Analyse der Pathologie, also der Veränderungen der inneren und äußeren Nase, die zu einer Nasenatmungsbehinderung beitragen, ist individuell vor jeder Operation zu betrachten, um das operative Konzept darauf abzustellen. Neben Endoskop, Mikroskop und radiologischer Technik ist auch die manuelle Untersuchung mit der Hand, um z. B. die Hautdicken zu testen, vor jeder Operation unerlässlich.

Geschlossene Operationstechnik vs. offene Operationstechnik

Hat man früher vornehmlich eine geschlossene Operationstechnik, also ohne äußerlich sichtbaren Schnitt durchgeführt, geht man heute bei erheblichen Formveränderungen der Nase und Engstellen im vorderen Nasenabschnitt dazu über, eher eine offene Technik zu verwenden. Das heißt, man öffnet die gesamte Nase über einen Hautschnitt im Nasenstegbereich, der in den Nasenvorhof weitergeführt wird. Die Nasenrückenhaut kann nun angehoben werden und erlaubt einen direkten Blick auf das Nasengerüst und die veränderten Nasenstrukturen, die zur Nasenatmungsbehinderung beitragen. Der erfahrene HNO-Chirurg kann so exakt Resektionen und Implantationen (Verpflanzung von Knorpel, Knochen etc.) zur Rekonstruktion der Nase planen. Ihm stehen neben Knorpel und Knochenmaterial aus der Nasenscheidewand auch Ohrknorpel, Rippenknorpel oder sog. alloplastisches Material (Stärkefolien und Titanimplantate) zur Verfügung. Diese ermöglichen eine funktionsverbessernde Nasenoperation und eine stabile Nasenscheidewand aufzubauen, die als wesentliche Voraussetzung für eine funktionierende Nasenatmung anzusehen sind. Man muss sich den Eingang eines Zeltes vorstellen, wobei die Nasenscheidewand der Firststange entspricht, ohne die ein Eingang in das Zelt bzw. kein stabiles Zelt aufgebaut werden kann. Allerdings hängt der operative Erfolg zur Verbesserung der Nasenatmung nicht ausschließlich an dieser Struktur. Auch die äußere Nase, also die Zelthaut hat Einfluss auf die Nasenatmung. Zu erwähnen sind hier beispielhaft Schiefnasen, Sattel- oder Spannungsnasen bzw. Nasengerüste, die ein schweres Trauma mit Narbenbildungen erlitten haben und die im Laufe der Entwicklung ein Fehlwachstum bewirken.

Eindrucksvoll sind für jeden Operateur immer wieder die vielen Überraschungen, die man nach Eröffnung einer Nase erfährt. So sind manchmal nur geringe Formabweichungen der äußeren Nase mit schwersten Veränderungen in der Nase verbunden, die eine zeitlich aufwendige Präparation und Rekonstruktion nach sich ziehen. Die Nase bleibt somit immer eine kleine „Wundertüte“ vor jedem operativen Eingriff.

Fazit

Diesen vielen pathologischen individuellen Veränderungen geschuldet, hat sich die Nasenchirurgie zunehmend zu einem hoch spezialisierten Eingriff entwickelt, vom Operateur wird viel Erfahrung verlangt.

Foto: Dr. med. Andreas Bodlien, Prof. Behrbohm Tardy Band I

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