Artikel erschienen am 05.09.2017
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Die Schiene gegen Schnarchen

Der Weg zu einem erholsamen Schlaf

Von Hans-Friedrich Gronwald, Braunschweig

Anstatt mit frisch gewonnener Energie beginnt der Tag mit Kopfschmerzen, Müdigkeit und mangelnder Konzentrationsfähigkeit. Mehr als ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung bekommt die Folgen des nächtlichen Schnarchens regelmäßig zu spüren, sei es als Betroffener oder als Partner des Schnarchenden. Die Tendenz steigt mit dem Alter sogar an. So sind etwa 60 % der Männer und 40 % der Frauen über 60 Jahre vom Schnarchen betroffen. Eine dauerhafte Lösung kann hier die im zahnärztlichen Labor angefertigte Schnarch- oder Protrusionsschiene bieten.

Protusionsschiene gegen Schnarchen

Wie entsteht das störende Schnarchgeräusch?

Vor allem in der Rückenlage sinkt die Zunge im Schlafzustand aufgrund der erschlafften Muskulatur nach hinten. Auch der Muskeltonus der Kaumuskulatur nimmt ab und lässt somit den Unterkiefer nach hinten gleiten. Der Rachenraum wird eingeengt, es kann weniger Luft in die Atemwege gelangen. Um dem Körper aber dennoch genug Sauerstoff zuführen zu können, wird die Atemluft mit erhöhter Geschwindigkeit durch den verengten Luftweg gepresst. Das beim Schlafen entspannte Gaumensegel – so bezeichnet man den hinteren beweglichen Teil des Gaumens – sowie die Zungenhinterwand und der hintere Bereich des Rachens beginnen durch das stärkere Durchströmen der Luft zu vibrieren und verursachen dabei das typische Schnarchgeräusch.

Wie gefährlich ist das Schnarchen?

Für viele bedeutet das Schnarchen in erster Linie eine Lärmbelästigung für den Partner. Tatsächlich kann es aufgrund der dauerhaften nächtlichen Störung nachweislich zu Beziehungsproblemen bis hin zur Scheidung kommen.

Doch Schnarchen gilt auch als Auslöser für gravierende gesundheitliche Erkrankungen. Traumphasen während des Schlafens können ausbleiben; die Schlafqualität lässt spürbar nach. Chronische Schlafstörungen, ein gestörter Tag-/Nachtrhythmus, Konzentrationsstörungen und Tagesmüdigkeit können die Folge sein. Die Betroffenen fühlen sich häufiger gereizt oder leiden sogar unter Erschöpfungssymptomen bis zu depressiven Stimmungsschwankungen. Wird bei der Rückverlagerung der Zunge der Rachenraum komplett verschlossen, leidet der Körper zeitweise unter Sauerstoffmangel. Hierbei entsteht eine Vergrößerung des Herzens; der Körper versucht durch eine Verstärkung der Herzleistung die Sauerstoffversorgung zu gewährleisten. Herz- Kreislauferkrankungen werden begünstigt. Kann durch einen Verschluss des Rachenraumes länger als 10 Sekunden keine Atemluft mehr in die Lunge gelangen, spricht man von einer Schlaf-Apnoe. Diese Situation kann mehrfach vorkommen und führt zu bedrohlichen Körperreaktionen wie Blutdruckanstieg und Absinken der Herzfrequenz. Gleichzeitig fällt die Sauerstoffsättigung im Blut drastisch ab.

Insgesamt kann die Lebensqualität erheblich beeinflusst werden und auch eine verkürzte Lebenserwartung lässt die tatsächliche Problematik des Schnarchens deutlich werden. Aber nicht nur der Schnarcher ist gesundheitlich gefährdet. Auch beim Partner können aufgrund des regelmäßigen Schlafmangels Symptome wie Gereiztheit und Erschöpfung auftreten.

Wie kann die Protrusionschiene helfen?

Der Körper reagiert mit einer Schutzfunktion, um einen Erstickungstod durch eine Schlaf-Apnoe zu verhindern. Eine Aufweckreaktion des Gehirns bewirkt eine Anspannung der Muskulatur und somit einen Vorschub des Unterkiefers. Die Atemluft kann wieder ungehindert einströmen. Die Schnarcherschiene beruht auf einem ähnlichen Prinzip. Die Schiene besteht aus zwei transparenten Kunststoffschienen für den Ober- und Unterkiefer. Diese werden über ein Scharnier miteinander verbunden und bewirken einen Vorschub von Unterkiefer und Zunge – der Raum zwischen Zunge und Gaumensegel wird somit vergrößert. Die Atemwege bleiben frei; und die Ursache des Schnarchens ist beseitigt. Somit kann die Luft mit geringerer Geschwindigkeit eingesogen werden und eine Vibration der Weichteile bleibt aus. Das störende Schnarchgeräusch wird gemildert und der gefährlichen mangelnden Sauerstoffversorgung wird entgegengewirkt.

Wie wirkungsvoll ist die Schnarcherschiene?

Eine Protrusionsschiene ist nur bei leichten bis mittelschweren Fällen des Schnarchens sinnvoll. Die Indikation dieser Behandlung sollte daher vorher mithilfe eines HNO-Arztes und eines Lungenfacharztes überprüft werden. Erweist sich die Anwendung einer Schiene als hilfreich, kann das Schnarchen stark reduziert oder sogar ganz verhindert werden. Klinische Untersuchungen belegen eine Verringerung des Schnarchens bei einem großen Teil der Untersuchten. Auch Schlaf-Apnoen können gemildert und die zuvor aufgeführten Folgen des Schnarchens vermieden werden. Der Schlaf wird wieder fühlbar erholsamer.

Birgt die Behandlung Risiken?

Risiken durch den Gebrauch einer Schlafschiene bestehen nicht. Auch die Herstellung der Schiene ist schmerzfrei. Der Zahnarzt erstellt mithilfe eines Abdrucks von Ober- und Unterkiefer zwei Gipsmodelle, auf denen die Schienen produziert werden können. Anhand von Kiefervermessungen kann die Protrusionsschiene optimal auf die individuellen Kieferverhältnisse angepasst werden. Dennoch sollte die Funktion der Schiene alle drei bis sechs Monate vom Zahnarzt kontrolliert werden. Somit können seltene Nebenwirkungen beseitigt werden. Es kann zu morgendlicher Mundtrockenheit oder überempfindlichen Zähnen kommen. Bei Schmerzen in der Kaumuskulatur oder in den Kiefergelenken und auch bei der Verschiebung der Zähne kann der Zahnarzt helfen, indem er den Vorschub des Unterkiefers etwas reduziert.

Die Behandlung mittels einer Schnarcherschiene ist aufgrund ihrer geringen Risiken und Nebenwirkungen eine wirkungsvolle Alternative zu einem operativen Eingriff. Der Nutzen dieser Behandlung sollte jedoch individuell überprüft werden. Ihr behandelnder Zahnarzt oder ein speziell geschulter Kollege wird Ihnen für eine sinnvolle Entscheidung zur Seite stehen.

Foto: MediaWorld GmbH

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