Schwerhörigkeit
Von Christian Pogan, BraunschweigSchwerhörigkeiten können im gesamten Bereich der Hörorgane auftreten. Zu den Hörorganen zählen die Ohrmuschel, der Gehörgang, das Mittelohr, das Innenohr sowie der Hörnerv.
Der Hörverlust kann angeboren sein oder durch innere und äußere Einflüsse hervorgerufen werden. Er kann sich langsam entwickeln, aber auch plötzlich auftreten.
Arten von Hörverlusten und Schwerhörigkeiten
Unterschieden wird nach Erkrankungen im Innen-, Mittel- und Außenohr. Ist das Außen- oder Mittelohr betroffen, spricht man von einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Sind das Innenohr oder der Hörnerv betroffen, liegt eine Schallempfindungsschwerhörigkeit vor. Diese Hörstörungen können auch in Kombination auftreten.
1. Gehörgang | 2. Trommelfell | 3. Gehörknöchelchen | 4. Gleichgewichtsorgan | 5. Gehörschnecke | 6. Basilarmembran mit Haarzellen | 7. Hörnerv
Schallleitungsschwerhörigkeit
Die Schallleitungsschwerhörigkeit bezeichnet alle Blockaden im Außen- oder Mittelohr, die die natürliche Schallweiterleitung verhindern. Ein verstopfter oder fehlgebildeter Gehörgang kann ein Grund sein, aber auch eine Trommelfellperforation, eine Verkalkung der Gehörknöchelchen oder eine Infektion im Mittelohr. In manchen Fällen tritt die Schallleitungsschwerhörigkeit nur vorübergehend auf oder lässt sich operativ beseitigen.
Schallempfindungsschwerhörigkeit
Bei dieser Form der Schwerhörigkeit gibt das Mittelohr die Schallwellen zwar richtig weiter, die
Signale werden aber im Anschluss nicht richtig übermittelt und verarbeitet. Die Ursache sind fehlende oder beschädigte Sinneszellen (Haarzellen) in der Innenohrschnecke (Cochlea), die den Schall normalerweise verstärken, in elektrische Signale umwandeln und dann über die Nervenbahnen zum Gehirn weiter- leiten. Diese Art der Schwerhörigkeit bleibt in der Regel dauerhaft bestehen und ist nicht reparabel.
Kombinierte Schwerhörigkeit
Bei einer kombinierten Schwerhörigkeit liegt sowohl eine Schallleitungsschwerhörigkeit als auch eine Schallempfindungsschwerhörigkeit vor. Die Ursache dieser Schwerhörigkeit sind Probleme nicht nur im Außen- oder Mittelohr, sondern auch im Innenohr. Dies kann beispielsweise durch die Explosion eines Feuerwerkskörpers direkt neben dem Ohr entstehen. Durch den Druck der Schallwelle reißt das Trommelfell, zusätzlich schädigt der laute Knall die Haarzellen im Innenohr.
Neuraler Hörverlust
Ein neuraler Hörverlust kann auftreten, wenn der Hörnerv fehlt oder beschädigt ist. Es handelt sich dabei in der Regel um einen hochgradigen und dauerhaften Hörverlust. Hörgeräte oder Cochlea-Implantate können hier keine Abhilfe schaffen, da der Nerv nicht in der Lage ist, Schallinformationen an das Gehirn weiterzuleiten.
Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit
Bei dieser Art der Hörstörung liegt die Ursache der Schwerhörigkeit im Gehirn. Dort werden eingehende Signale normalerweise identifiziert und bekommen eine Bedeutung. Bei einer Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit leitet der Hörnerv die Informationen zwar richtig weiter, sie werden im Gehirn aber fehlerhaft verarbeitet. Die Folge: Der Betroffene hört zwar die Töne, kann aber nichts mit ihnen anfangen. Dies kann nach einem Schlaganfall auftreten.
Alltagsprobleme und Folgen der Schwerhörigkeit
Menschen, die einen Hörverlust haben, sind im Alltag sehr eingeschränkt. Gefahren können teils nicht erkannt werden und viele Sätze werden einfach nicht gehört. Die Probleme ergeben sich beim Einkauf an der Kasse oder stören die komplette Kommunikation im sozialen Umfeld mit der Folge der gesellschaftlichen Isolation.
Die Behandlung orientiert sich immer nach Art und Ursache der Schwerhörigkeit. Ist ein operativer Eingriff (Trommelfell, Gehörknöchelchen) nicht mehr möglich, kommen Hörgeräte zum Einsatz. Moderne Hörgeräte sind nahezu unsichtbare Helfer im Leben. Durch diese technische Unterstützung können eingehende Signale deutlich besser gehört und die Ohren wieder als fast normales Sinnesorgan genutzt werden. Hörgeräte erleichtern den Alltag Schwerhöriger erheblich.
Bilder: Kai.Beutler, Panthermedia/Maryna_Melnyk