Artikel erschienen am 19.01.2019
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E-Mobilität spielt in der Reha eine große Rolle

Mit Scooter oder E-Rollstuhl werden Sie wieder mobil

Von Andrea Vogeler, Braunschweig

Wer E-Mobilität hört, denkt meist an elektrisch-motorisierte Autos oder an Fahrräder, die mit elektrischer Unterstützung fahren. Doch E-Mobilität ist mehr! Ob aktive Menschen mit einer Geh­behinderung oder Unsicherheiten im Gang oder Rollstuhlfahrer: Es gibt für jeden eine Möglichkeit, diese neue Technik für sich gewinnbringend einzusetzen! Es gibt sehr unterschiedliche Möglichkeiten, je nach Anspruch und Krankheitsbild.“ Die Palette reicht von kleinen zweirädrigen E-Rollern über vierrädrige Scooter unterschiedlicher Größe und faltbare E-Rollstühle bis hin zum E-Rollator.

E-Mobilität für unterschiedliche Ansprüche. Vom Faltrollstuhl über den elektrischen Rollator (rechts im Bild) bis hin zum Minniemobil (links im Bild) – einem Kraftpaket mit bis zu 225 kg Tragfähigkeit.

Die kleinen und schnellen elektrischen Roller auf zwei Rädern sind bspw. ideal für alle Menschen, die gut ihr Gleichgewicht halten können, denen aber längere Wegstrecken zu Fuß schwerfallen. Diese kleinen Roller sind wahre Leichtgewichte und können zusammengeklappt werden, sodass sie in den Kofferraum eines jeden Autos passen. Die Roller fahren bis zu 20 Stundenkilometer schnell und werden daher auf der Straße gefahren. Eine Helmpflicht besteht indes nicht. Die Roller gibt es in unterschiedlichen Ausstattungen – mit und ohne Einkaufskörbe. Allen gemeinsam ist, dass sie über einen bequemen Sattel und Beleuchtung verfügen. Diese Roller benötigen übrigens ein Versicherungskennzeichen.

Für den Fußweg geeignete E-Scooter

Wer lieber auf dem Gehweg fahren will, benötigt einen Scooter, der max. 6 Kilometer pro Stunde fährt. Diese Scooter haben i. d. R. vier Räder – und sind daher sehr gut für etwas unsicherere Menschen geeignet. Um einen solchen Scooter zu fahren, benötigt der Fahrer weder einen Helm noch ein Versicherungskennzeichen und natürlich auch keinen Führerschein. Viele dieser E-Scooter sind mit einem abnehmbaren Einkaufskorb ausgestattet. Es gibt – je nach Modell – die Möglichkeit, zusätzlich eine abschließbare Gepäckbox und weitere Dinge zu installieren. Meist sind diese Scooter auch mit Beleuchtung ausgestattet.

Eine echte Besonderheit ist der Mobilitätsroller Atto. Dieser faltbare Scooter hat vorne nur ein Rad, also insgesamt drei Räder. Dennoch hat der Scooter eine sehr gute Straßenlage und neigt keineswegs zum Kippen. Dieser Mobilitätsroller lässt sich sehr klein zusammenklappen und wie ein Trolley hinter sich herziehen. Aus diesem Grund ist der Atto ein extrem guter Reisebegleiter – im Auto, im Wohnmobil, aber auch auf Schiffs-, Zug- oder Flugreisen. Der Akku darf übrigens beim Flugzeug mit an Bord. Mit seinen max. 6 Stundenkilometern wird der Atto ebenfalls auf Gehwegen gefahren.

Ein E-Scooter für den Großeinkauf und mehr

Ohne Führerschein aber mit Versicherungskennzeichen zu fahren ist das Transportwunder Minniemobil. Dieser Scooter ist ein echtes Kraftpaket. Bei diesem dürfen bis 225 Kilogramm zugeladen werden. Die Zuladung ist so bemessen, dass ein echter Großeinkauf damit transportiert werden kann. Das Minniemobil kann zusätzlich mit einem abschließbaren Kofferraum und einem Rollatorhalter ausgestattet werden. Dafür ist das Minniemobil – entgegen seines Namens – ein eher größerer Scooter, der etwas mehr Platz benötigt, dafür aber mehr Komfort bietet als seine kleineren Brüder.

Leichte und faltbare E-Rollstühle, die mit auf Reisen gehen

Für Menschen, die noch ein paar Schritte laufen können, sonst aber viel im Rollstuhl sitzen, sind die faltbaren E-Rollstühle hervorragend geeignet, um auch längere Ausflüge mit der Familie oder dem Partner mitmachen zu können. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen. Der große Vorteil bei diesen faltbaren Rollstühlen ist: Sie dürfen in öffentlichen Verkehrsmitteln mitgenommen werden und sogar mit auf Flugreisen gehen. Klein zusammengefaltet passen sie gut in den Kofferraum, in eine Nische in der Wohnung, in die Garage oder in einen Abstellraum.

Der Rollstuhl wird zum E-Mobil

Mit einem Handbike ausgestattet wird ein Rollstuhl nicht nur optisch schon fast zum Trike. Ein Handbike wird mit dem Rollstuhl fest verbunden und dient als Antrieb für den Rollstuhl. Handbikes für Rollstühle gibt es in vielen Varianten: mit Handkurbel und E-Unterstützung oder reine E-Handbikes. Die Handbikes fahren – je nach Modell und Ausführung – zwischen 6 und 25 Stundenkilometer schnell und dürfen somit entweder auf dem Gehweg oder auf der Straße gefahren werden. Eine Helmpflicht besteht für keines der Modelle. Gebremst werden die Handbikes mit V-Brakes und/oder Scheibenbremsen. Ein Handbike wird auf den individuellen Bedarf des Nutzers angepasst. Daher ist eine fachkundige Beratung unbedingt erforderlich.

Mehr Sicherheit für den Rollator – mit Elektrizität

Ganz neu auf dem Markt ist der elektrische Rollator Ello. Wer schon mal einen Rollator benutzt hat, weiß, dass es durchaus eine große Anstrengung sein kann, einen mit Einkauf beladenen Rollator einen Berg hinauf zu schieben. Auch bergab ist es nicht einfach, der Rollator muss ständig gebremst werden. Mitunter können auch Hindernisse nur schwer zu überwinden sein. In solchen Situationen sorgt der Ello für mehr Sicherheit und Komfort. Beispielsweise bremst er automatisch ab bzw. drosselt die Geschwindigkeit – auch am Berg –, wenn der Benutzer die Daumen vom Sensor nimmt. Zusätzliche Funktionen wie der integrierte SOS-Notruf, die Ortungsfunktion per GPS und die Beleuchtung sorgen für noch mehr Sicherheit.

Wichtig vor dem Kauf ist die individuelle Beratung.

Je nach Alter, Erkrankung oder Beeinträchtigung eignet sich eher das eine oder das andere elektrische Mobil. Weil der Markt hierbei vielfältig und kaum überschaubar ist, sollten sich Kunden vor dem Kauf fachkundig beraten lassen. Sinnvoll ist es, das in Frage kommende Elektromobil vorher Probe zu sitzen und – sofern möglich – unter fachkundiger Anleitung eine kleine Probefahrt zu machen. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass das Modell für den Kunden auch wirklich passt.

Bei den individuell angepassten Handbikes ist eine Probefahrt vorher in der Regel nicht möglich – das liegt in der Natur der Individualität. Deswegen ist bei den Handbikes eine fachkundige Beratung besonders essenziell. Das Fachpersonal sollte über den Krankheits- und Beeinträchtigungsumfang sowie unter Umständen auch den Verlauf der Krankheit informiert werden. Auf diese Weise wird das Fach-Personal gemeinsam mit dem Kunden das geeignete Handbike mit der geeigneten Motorisierung und maximalen Geschwindigkeit herausfinden und das ideale Modell kann mit allen Anpassungen in Auftrag gegeben werden.

Fotos: Sanitätshaus C. W. Hoffmeister

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