Artikel erschienen am 23.01.2019
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Hightech und Handarbeit in Symbiose

Moderne orthopädische Schuhtechnik nutzt die 3D-Technik

Von Georg Spies, Braunschweig

Wer heutzutage ein Paar orthopädische Maßschuhe verordnet bekommt, wird schneller versorgt als noch vor einigen Jahren. Das liegt daran, dass immer mehr Hightech die handwerkliche Fertigung von Maßschuhen unterstützt. In einer modernen Werkstatt sorgen ein 3D-Scanner sowie ein 3D-Leistendrucker dafür, dass die Fertigung eines Paars Schuhe wesentlich kürzer dauert als bisher. Insbesondere auch deswegen, weil längere Wartezeiten auf die Fertigung und Lieferung der Schuhleisten entfallen.

Der 3D-Drucker baut den Leisten vollautomatisch auf.

Bevor ein Paar orthopädische Maßschuhe gebaut werden kann, benötigt der orthopädische Schuhtechniker alle Daten der beiden Füße. Dazu wird ein Fußscanner eingesetzt, der den kompletten Fuß bis über den Knöchel im 3D-Messverfahren erfasst. Auch alle Besonderheiten beider Füße werden miterfasst, also nicht nur die Länge und Breite des Fußes, sondern auch die gesamte Beschaffenheit wie Zehenstellung und dergleichen.

Daten aus dem 3D-Scanner werden an den PC gesendet

Diese Daten sendet der Fußscanner an einen Computer. Dieser verarbeitet die Daten und erstellt daraus ein dreidimensionales, virtuelles Abbild des Fußes. Am Bildschirm kann der orthopädische Schuhtechniker den Fuß in alle Richtungen drehen und ihn aus jeder Perspektive ansehen. Bei Bedarf kann er das Abbild modellieren.

Die Leistenhülle wird aus einem Filament gedruckt

Im Anschluss errechnet der Computer aus dem virtuellen Fuß-Abbild die Daten, die der 3D-Drucker benötigt, um die Hülle des Schuhleistens zu drucken. Wenn der Drucker die Daten empfangen hat, positioniert sich der Druckkopf auf der Basis. Anschließend beginnt der Drucker ein flüssiges Filament auf der Basis zu drucken. Das Filament wird sofort fest, sodass die nächste Schicht gut darauf hält und sich nichts verformt. Nach etwa einer Stunde, die genaue Dauer hängt von der Größe des Fußes sowie dessen Details ab, ist die Hülle des Schuhleistens fertig. Im Anschluss wird die Hülle mit einem PU-Schaum gefüllt. Der Leisten ist fertig.

Zwei Drucker – ein Paar Leisten

Mit Hilfe dieser neuesten Technik kann ein Schuhleisten heute bereits am Tag der Messung fertig­-gestellt werden. Wie schnell ein Leisten tatsächlich fertig wird, hängt allerdings von der Auftragslage für orthopädische Schuhe ab. Denn jeder Drucker kann zu einer Zeit immer nur einen Leisten fertigen. In der Regel arbeiten daher zwei 3D-Drucker parallel –
und so entstehen beide Leisten nahezu gleichzeitig.

Vom Probeschuh zum orthopädischen Maßschuh

In dringenden Fällen kann sofort – nachdem der Leisten fertiggestellt wurde – mit dem Bau des Probeschuhes aus einem durchsichtigen Material begonnen werden. Dieser Probeschuh ist für den Kunden sehr wichtig, werden doch an ihm even­-tuelle kleine, unbequeme Stellen – insbesondere mögliche Druckstellen – detektiert und diese dann am jeweiligen Leisten nachgearbeitet.

Passt der Probeschuh gut, wird anschließend das gewünschte Schuhmodell auf dem Leisten aufgebaut. Auch der orthopädische Maßschuh wird zwischendurch anprobiert, sodass die optimale Passform garantiert werden kann. Erst wenn der Schuh optimal passt, wird er an den Kunden ausgeliefert.

Fotos: Sanitätshaus C. W. Hoffmeister

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