Artikel erschienen am 08.01.2025
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Adipositaschirurgie/ Metabolische Chirurgie

Von Dmytro Sherstyuk, Braunschweig

Foto: Adobe Stock / high_resolution

Diäten und Sport allein sind da nicht mehr ausreichend. Ziel kann nur eine Lebensumstellung und sichere dauerhafte Unterstützung sein.

Eine Operation in einem zertifizierten Zentrum für Adipositaschirurgie kann helfen, das lang ersehnte Ergebnis herzustellen und dem Betroffenen wieder neue Lebensqualität geben. In Deutschland leiden ca. ein Viertel der Erwachsenen, das sind 23% der Männer und 24% der Frauen, an krankhaftem Übergewicht und haben damit ein höheres Risiko für Herzinfarkt, Diabetes, Schlafapnoe, Schlaganfall oder sogar Krebs.

Weltweit haben sich der Magenbypass und der Schlauchmagen als häufigste Operation etabliert. Sie bilden den besten Kompromiss aus Risiko der Operation gegenüber Risiko der Adipositas. Beide Operationen bewirken nachweislich eine statistische Lebensverlängerung und Steigerung der Lebensqualität.

Magenbypass

Der Magenbypass wurde erstmals 1966 durchgeführt. Bei dieser OP wird nichts entfernt, nur umgeleitet. Daher ist die OP auch voll reversibel. Ein Rückbau wird allerdings nur in ganz wenigen Ausnahmen durchgeführt. Es wird am Mageneingang ein kleiner Teil des Magens vom Restmagen abgetrennt und direkt mit dem mittleren Teil des Dünndarms verbunden. Der größte Teil des Magens und der erste Teil des Dünndarms werden umgangen. So wird einerseits die Menge der Nahrungsaufnahme reduziert und zusätzlich kommt es zu einer Mangelverdauung. Bereits nach einer kleinen Mahlzeit tritt ein ausgeprägtes Sättigungsgefühl ein.

Schlauchmagen

Die Schlauchmagenbildung ist in den letzten Jahren immer häufiger geworden. Sie ist operativ etwas leichter durchzuführen. Hierbei werden 80 bis 90% des Magens dauerhaft entfernt, es bleibt nur ein schmaler Schlauch direkt von der Speiseröhre zum Zwölffingerdarm. Auch hierbei kommt es zu einer drastischen Gewichtsreduktion. Der Gewichtsverlust erscheint bei dieser Operation fast genauso effektiv, aber nicht ganz so nachhaltig wie nach Magenbypass. Durchschnittlich ist in den ersten zwei Jahren mit einem Gewichtsverlust von 60 bis 70% des Übergewichts nach allen OPs zu rechnen. Danach stabilisiert sich das Gewicht. In den weiteren Jahren kann es zu einem leichten Wiederanstieg des Gewichts kommen. Das ist normal und Ausdruck der großen Adaptationsmöglichkeit des menschlichen Körpers.

Alle Operationen werden minimalinvasiv mittels Schlüsselloch-Methode, zunehmend auch robotisch mit Hilfe von DaVinci, durchgeführt; ein großer Bauchschnitt ist fast nie erforderlich. Eine OP dauert ca. 30 Minuten bis 1,5 Stunden. Der Krankenhausaufenthalt umfasst meist drei bis vier Tage, die Arbeitsunfähigkeit sollte nur ein bis zwei Wochen dauern.

Fazit

Eine chirurgische Magenverkleinerung bleibt aktuell die wirksamste Behandlung von Übergewicht bei einem BMI von über 35 kg/m2 mit Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck und multiplen anderen Erkrankungen. Bei allen Methoden ist eine lebenslange Ergänzung der Nahrung mit Vitaminen und Calcium sowie eine jährliche Nachsorgeuntersuchung im behandelnden Adipositaszentrum empfohlen. Hier können dann auch ggf. erforderliche plastische Korrekturoperationen mit Entfernung überschüssiger Haut, meist am Unterbauch, besprochen und geplant werden.

 

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