Artikel erschienen am 09.01.2025
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Die Prostata…

das leidvolle Kreuz des Mannes?

Von Dr. med. Armin Leitenberger, Wolfsburg | Dr. med. Jose Sotelino-Crespo, Wolfsburg

Foto: Adobe Stock / Best

Die Komplexität dieser Erkrankung ist die Domäne der Urologie. Leider spiegelt das gesetzliche Früherkennungsprogramm (ab 45 Jahre, 1x jährlich) mit der Frage nach möglichen Beschwerden, der körperlichen Untersuchung mit Abtastung der Prostata nur ein unzureichendes Bild einer „wirklichen“ Vorsorge wider. Der bekannte und unersetzbare Tumormarker der Prostata (PSA-Wert im Blut) ist leider nicht Bestandteil der gesetzlichen Früherkennung und ist immer wieder Grund kontroverser Auseinandersetzungen. Das Risiko eines Prostatakrebses steigt mit dem Alter und ein eindeutiges Symptom, das auf eine bösartige Geschwulst hinweisen könnte, gibt es nicht.

Der PSA-Wert

Was tun bei einem erhöhten PSA-Wert? Hier ist der Urologe gefragt: Die urologische Anamnese, Symptom-Score-Fragebögen, die Untersuchung und die urologische Sonographie der Nieren- und Harnabflusswege sowie der Prostata bilden die grundlegenden Pfeiler der Diagnostik, um andere Ursachen einer PSA-Erhöhung auszuschließen (z.B. gutartige Prostatavergrößerung, Prostataentzündung). In Abhängigkeit der Untersuchungsbefunde wird sich meist die systematische transrectale-ultraschallgesteuerte Biopsie der Prostata oder, als Kombination, die zielgerichtete Magnetresonanztomographie (MRT)-Fusionsbiopsie der Prostata mit modernsten Ultraschallsystemen anschließen.

Der maligne Tumor der Prostata

Bei Nachweis einer malignen Erkrankung der Prostata ist die individuelle Therapiefindung ausschlaggebend.

Bei lokalem Krebsbefall der Prostata ist die vollständige Heilung das Behandlungsziel. Dieses kann mittels einer operativen, nervprotektiven Therapie (komplette Entfernung der Prostata mit Erhaltung der Nerven zur Kontinenz und Potenz) und durch eine gezielte Strahlentherapie der Prostata, unter Zuhilfenahme von implantierten Bestrahlungsmarkern und Spacer-Systemen zur Schonung angrenzender Organe (Harnblase und Enddarm) erfolgen. Durch diese unterstützenden Maßnahmen ist es möglich, die Bestrahlungsdauer zu verkürzen und deutlich höhere Strahlendosen zu applizieren. Als weitere Verfahren steht die Hoch Dosis Radiation (HDR)-Therapie der Prostata zur Verfügung.

Die individuellen Behandlungskonzepte werden im Prostatazentrum ebenfalls bei fortgeschrittenen Prostatatumoren ausführlich beraten, wobei Empfehlungen moderner kombinierbarer Hormonapplikationen (New Hormonal Agents), Chemotherapeutika, nuklearmedizinischen Diagnoseverfahren (PSMA PET CT) oder Systemtherapien (z.B. Radioligandentherapie) in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kooperationspartnern erfolgen.

Dem Urologen steht somit ein weites Portfolio zur Diagnostik und Behandlung des Prostatakrebses zur Verfügung. Eine sinnvolle Ausschöpfung aller therapeutischen Möglichkeiten ist individuell und zum Wohle des Patienten maßgebend.

Die gutartige Prostatavergrößerung

Wie sieht es denn mit der gutartigen Prostatavergrößerung aus, dem sogenannten benignen Prostatasyndrom, das in Deutschland ca. 5 Mio. Männer betrifft. Wer kennt nicht jemanden mit solchen Beschwerden? Der Harnstrahl lässt nach, die Miktionsmengen werden kleiner, dafür aber häufiger, Man(n) muss nachts zur Toilette aufstehen, das Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung. Diese Beschwerden treten in der Regel dann auf, wenn die Prostata so groß ist, dass diese auf die Harnröhre „drückt“ und die Blasenentleerung gestört ist.

Das benigne Prostatasyndrom wird in der Regel zunächst medikamentös behandelt, bei fortbestehenden Beschwerden oder gar bei Verschlimmerung, z.B. einer Harnverhaltung, rezidivierenden Harnwegsinfektionen oder einer zunehmenden Nierenschädigung ist der Schritt zur Operation unumgänglich.

Verschiedene operative Verfahren stehen hier zur Verfügung und werden in Abhängigkeit der Prostatagröße und dem Wunsch des Patienten mit dem Urologen gemeinsam entschieden. Und die Zahlen sprechen für sich. In Deutschland werden hierzu weit über 80.000 Operationen pro Jahr durchgeführt.

Die klassische, seit über 90 Jahren angewandte transurethrale Resektion (TUR) der Prostata galt bis vor kurzen als Goldstandard bei der Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung. Durch dieses Verfahren wird überschüssiges Prostatagewebe mittels einer Drahtschlinge abgetragen (abhobeln) und entfernt.

Jedoch ist die bewährte TUR-Prostata in den vergangenen Jahren zunehmend durch moderne Laserverfahren ersetzt worden. Mittlerweile ist die Holmium- (HoLEP) oder Thulium (ThuLEP)-Laser-Enukleation der Prostata in den vergangenen Jahren zum Goldstandard avanciert. Der Laser entfernt dabei vollständig die vergrößerten Anteile der Prostata und kann somit auch bei sehr großen Prostatadrüsen blutungsarm eingesetzt werden und ist eine sinnvolle Alternative zu den offenen Operationen.

Die neueste Entwicklung bei der Behandlung der vergrößerten Prostata ist die Wasserdampf-Behandlung (RezümR) und wird bei zunehmender Nachfrage von Patienten sehr erfolgreich eingesetzt. Im Rahmen einer leichten Narkose (Sedierung) werden unter Kameraführung eine spezielle Nadel und steriler Wasserdampf in das gutartige Prostatagewebe eingebracht. Im Folgenden schrumpft dieses Gewebe und wird vom Körper abgebaut. Der Vorteil dieses Verfahrens ist neben einem kurzfristigen stationären Aufenthalt (zwei Tage), dass unverändert „Blutverdünner“ (Anticoagulantien) vom Patienten eingenommen werden können und eine Umstellung dieser Medikamente nicht notwendig ist.

Weitere alternative endoskopische Behandlungsmethoden wie die Transurethrale Elektrovaporisation der Prostata (TUEVP) zur elektrischen Verdampfung des Prostatagewebes oder die Transarterielle katheter-basierte Prostata-Embolisation (zusammen mit der radiologischen Klinik), aber auch die klassische offene Prostataoperation stehen als Behandlungsoptionen zur Verfügung.

 

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