Artikel erschienen am 08.01.2025
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Prostatakrebs

Früherkennung und Screening

Von Prof. H.C. Dr. med. Peter Hammerer, Braunschweig

Foto: Adobe Stock /ActionGP

Ziele der Früherkennung

Die Krebsfrüherkennung zielt darauf ab, Tumore frühzeitig zu entdecken, die Sterblichkeitsrate zu senken und die Lebensqualität zu verbessern. In Deutschland existieren seit 1971 gesetzliche Früherkennungsuntersuchungen, u. a. für Brust-, Gebärmutterhals-, Darm-, Haut- und Prostatakrebs. Die Teilnahmequoten sind jedoch oft gering, weshalb personalisierte Einladungen und Aufklärungskampagnen eine wichtige Rolle spielen.

Bei der Prostatakrebsfrüherkennung wird zwischen individueller Vorsorge und bevölkerungsweitem Screening unterschieden. Trotz der Vorteile birgt die Früherkennung auch Risiken wie Überdiagnosen, die zu unnötigen Eingriffen führen können.

Vorsorgeprogramme der Gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland

https://www.krebsinformationsdienst.de/krebsvorsorge-und-krebsfrueherkennung

Früherkennungsangebote in Deutschland

Die gesetzlichen Krankenkassen bieten Männern ab 45 Jahren jährlich eine Prostatakrebsfrüherkennung an, die aus einer Anamnese, der digitalen rektalen Untersuchung (DRU) und einer Untersuchung des äußeren Genitales besteht. Ein PSA-Test (Prostata-spezifisches Antigen) ist keine Kassenleistung, es sei denn, ein konkreter Verdacht liegt vor.

Experten empfehlen den PSA-Test als primäres Verfahren, da er das Risiko eines Prostatakarzinoms besser vorhersagen kann als die DRU, die nur größere Tumore erkennt.

Methoden der Prostatakrebsfrüherkennung

PSA-Test

  • Funktion: Misst die Konzentration eines Proteins im Blut, das von der Prostata produziert wird.
    Vorteile: Frühe Erkennung von Prostatakrebs; besonders geeignet für Risikogruppen (z. B. familiäre Vorbelastung).
  • Nachteile: Unspezifität (falsch-positive Ergebnisse) und Überdiagnose klinisch unbedeutender Tumore

Digitale rektale Untersuchung (DRU)

  • Vorteile: Einfach, schnell und kostengünstig.
  • Nachteile: Nur größere Tumore können ertastet werden; Frühstadien bleiben oft unentdeckt.
    Bildgebende Verfahren
    Transrektaler Ultraschall (TRUS): Visualisiert die Prostata und ermöglicht gezielte Biopsien. Vorteile: Präzise, minimalinvasiv. Nachteile: Seltene Komplikationen bei Biopsien.

Magnetresonanztomographie (MRT):

Multiparametrische MRT (mpMRT): Kombination verschiedener Sequenzen zur genauen Diagnose.

  • Vorteile: Höhere Genauigkeit, bessere Differenzierung zwischen relevanten und nicht relevanten Tumoren.
  • Nachteile: Hohe Kosten, längere Untersuchungsdauer und Kontrastmittelrisiken.

Biopsie

  • Funktion: Entnahme von Gewebeproben zur histologischen Diagnose.
  • Indikationen: PSA ≥ 4 ng/ml, auffällige DRU oder PSA-Anstieg.
  • Vorteile: Klare Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen Veränderungen.
  • Nachteile: Invasiv, Risiken wie Blutungen oder Infektionen.

Empfehlungen für die Früherkennung

Männer ab 45 Jahren sollten jährlich eine Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen. Der PSA-Test wird empfohlen, insbesondere bei familiärer Vorbelastung, afrikanischer Herkunft oder steigendem Alter. Aufklärung über Risiken wie Überdiagnosen ist essenziell.

Nutzen und Grenzen von Screening-Programmen

  • Nutzen: Frühzeitige Diagnose und bis zu 20 % geringere Sterblichkeitsrate durch regelmäßiges Screening.
  • Herausforderungen: Überdiagnosen und psychosoziale Belastungen durch falsch-positive Ergebnisse.

Fazit

Die Früherkennung von Prostatakrebs ist ein wirksames Mittel zur Reduzierung der Sterblichkeitsrate und zur Vermeidung des Fortschreitens der Erkrankung. Männer sollten ab 45 Jahren individuell über die Vor- und Nachteile der Vorsorge informiert werden und gemeinsam mit ihrem Arzt eine personalisierte Strategie entwickeln. Zukünftige Fortschritte könnten die Genauigkeit und Sicherheit von Screening-Programmen weiter verbessern.

 

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