Von der Toskana in die Welt
Die Brille hat sich von einer Sehhilfe zum Modeaccessoires entwickelt
Von Steffi von Siegroth, Braunschweig
Foto: Adobe Stock/ Hickendorf
Die Bezeichnung Brille leitet sich wohl aus dem griechisch-lateinischen Wort „beryllus“ ab. Das Konstrukt besteht in der Regel aus Brillengläsern, die entweder als geschliffene Linsen eine lichtbrechende Wirkung besitzen oder aus gegossenen Scheiben unterschiedlichen Materials, die verschiedene Zwecke erfüllen können. Des Weiteren verfügt sie zur Stabilisierung und Fixierung der Brillengläser über eine Fassung, die aus unterschiedlichen Materialien, Größen und Formen bestehen kann, sowie aus einer Haltevorrichtung oder Ohrbügel. Die heutige Brillenherstellung in industrialisierten Ländern erfolgt auf der Grundlage von internationalen Richtlinien. In Deutschland benötigen zwei Drittel der Erwachsenen eine Korrektionsbrille.
Ein sensibles Konstrukt aus Glas oder Kunststoffverbund
Aufgrund des geringeren Gewichts, der Bruchsicherheit und der vereinfachten industriellen Herstellung werden Gläser aus Kunststoff bevorzugt. Neben der Materialauswahl, in der Regel Polycarbonat oder Polyallyldiglycolcarbonat sind alle aufeinander abgestimmten Fertigungsprozesse, von Formfüllung und Aushärtung über Kühlung, Entformung und Reinigung bis hin zu den Mehrfachbeschichtungen für Grundierung, Härte und Antireflex maßgeblich für eine optimale Sehkorrektur verantwortlich.
Mineralgläser werden gern aufgrund ihrer Kratzfestigkeit und einer geringeren Dispersion, also weniger Farbsäume, die beim Sehen stören, verwendet. Bei hohen Stärken können mineralische Gläser ebenfalls verhältnismäßig dünn gefertigt werden. Allerdings ist Mineralglas schwer und das Tragen der Brille logischerweise unkomfortabler. Diese Gläser werden über ein Gussverfahren aus Quarz, Pottasche, Soda und Oxide produziert. In einer Presse entstehen dann Brillenglas-Blöcke, die Mittels Diamantschleifer in ihrer Form geschliffen und anschließend poliert werden.
Das Wichtigste zu wissen ist allerdings, Brillenglas ist nicht gleich Brillenglas. Zwischen individuell gefertigten bzw. angepassten und vorgefertigten einfachen Gläsern besteht ein gravierender Unterschied, der über Sehen und sehr gutes Sehen entscheiden kann.
Gut für die Augen – komfortabel für den Brillenträger
Die multiple Anforderung an eine Brillenfassung hat es in sich. Sie muss funktional sein, langlebig, leicht, stabil, modisch, antiallergisch und sie soll keine Druckstellen verursachen. Die Vielfältigkeit an Brillenfassungen hat im Laufe der Zeit zugenommen. Mittlerweile gibt es Vollrandfassungen, Halbrandfassungen, Rimfassungen oder randlose Fassungen, jeweils in unterschiedlichen Größen, Formen, Materialien und Farben. Das Material der Fassung ist ein wichtiges Kriterium für Verträglichkeit und Haltbarkeit. Wobei manche Brillen sogar danach benannt sind, wie die Horn- oder Nickelbrille. Üblicherweise werden heutzutage hochwertige Metalle oder Legierungen aus Edelstahl, Titan oder Gold verarbeitet. Ebenso haben sich Kunststoffe wie Cellulose Acetat oder verschiedene Verbund-Spritzgussmaterialien auf der ganzen Welt durchgesetzt. Seltener kommen zum Beispiel Holz, Hanf oder Leder zum Einsatz. Selbst Verbundwerkstoffe aus Altpapier, Algen oder Jeans haben ihre Nische gefunden.
Auf dem Vormarsch sind allerdings Brillen aus dem 3D-Druckverfahren: Hier sind Form, Größe und Farbe keine Grenzen gesetzt. Fassungen werden individuell dem Gesicht entsprechend gestaltet und gedruckt. Man verzichtet ganz oder teilweise auf Schrauben, Scharniere und Nasenpads.
Ziel: Kein Fremdkörper im Gesicht
Eine Brille ist nicht eine Sehhilfe, sondern ein Accessoire - wie das Tuch, die Handtasche oder Schmuck. Man kann sich mit ihr identifizieren und sie verleiht ihrem Träger:in Image und unterstreicht die Persönlichkeit. Aber das Accessoire muss natürlich auch funktionstüchtig sein und daher sollte man gut überlegen, wo die Funktionen zum Tragen kommen. Brauche ich die Brille mehr Innen oder im Außenbereich? Nutze ich digitale Medien oder lese ich mehr in der Zeitung? Brauche ich die Brille ganztägig oder nur sporadisch? Im Straßenverkehr, beim Golf, Tennis oder Wandern? Um die Kombination von Funktionalität, Design und Individualität zu gewährleisten und damit wir keinen Fremdkörper im Gesicht wiederfinden ist eine Beratung bei einem Optiker unausweichlich. Optiker ist ein Handwerksberuf und somit reglementiert. Die Qualität beim Messen, Auswahl und Anpassen einer Brille bei einem Fachbetrieb ist somit sichergestellt. Und somit auch ihr Seherlebnis.
- Schlagwörter
- Brille|
- Tragekomfort|
- 3D-Druckverfahren|
- Sehhilfe|
- Accessoire|
- Optiker|
- Mindmap
- Gesundheit
- Gesundheit 2025