Prostatakrebs – gute Aussicht auf Heilung für den häufigsten Tumor des Mannes
Von PD Dr. med. Stefan Conrad, HannoverÜber die Ursache von Prostatakrebs wissen wir derzeit nur wenig. Ein Einfluss bestimmter Nahrungsmittel auf seine Entstehung konnte bisher nicht bewiesen werden. Die Hormonspiegel des Mannes und seine sexuelle Aktivität, auch chronische Entzündungen der Prostata, werden mit der Krebsentstehung in Zusammenhang gebracht, genaue Erkenntnisse für die Praxis gibt es hier aber noch nicht. Ein sicherer Risikofaktor ist aber das Vorliegen einer Prostatakrebserkrankung innerhalb der Familie, sodass Männer, bei denen nahe Angehörige betroffen sind oder waren, früher und öfter zur Früherkennung gehen sollten.
Prostatakrebs, wenn er rechtzeitig erkannt und behandelt wird, ist in über 90 % der Fälle heilbar. In fortgeschrittenen Stadien und besonders, wenn bereits eine Streuung vorliegt, ist zwar immer noch eine Behandlung und eine Lebensverlängerung möglich, Heilung gelingt dann aber oft nicht mehr. Beschwerden wie Blutungen aus der Harnröhre, Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder Knochenschmerzen bei Metastasen macht das Prostatakarzinom erst in späten Stadien. Deshalb ist eine funktionierende Früherkennung bei diesem Tumor so wichtig.
Von den Krankenkassen wird ab 45 Jahren die jährliche Untersuchung des äußeren Genitales sowie das Abtasten der Prostata über den Enddarm bezahlt. Nur ein kleiner Teil der frühen Stadien des Prostatakarzinoms ist aber tastbar, mehr als die Hälfte der durch die Tastuntersuchung auffälligen Tumore ist bereits über die Prostata hinausgewachsen und in ihrer Heilbarkeit deshalb eingeschränkt. Frühzeitiger kann man Prostatakarzinome durch die Erhöhung eines Blutwertes, des prostataspezifischen Antigens (PSA) erkennen. Durch regelmäßigen Einsatz des PSA-Tests in der Früherkennung kann die Sterblichkeit am Prostatakrebs um etwa 35 % gesenkt werden, das hat eine große europäische Studie an etwa 200 000 Männern eindrucksvoll beweisen können.
Dennoch ist die Früherkennung anhand des PSA-Werts nicht ohne Probleme. Eine Erhöhung dieses Wertes wird in der Regel durch eine ambulante ultraschallgesteuerte Entnahme von Gewebeproben aus der Prostata in örtlicher Betäubung weiter abgeklärt. Nur etwa jeder dritte Mann mit einem mäßig erhöhten PSA-Wert hat auch ein Prostatakarzinom, daher wird zur Zeit an neuen Markern und bildgebenden Untersuchungen gearbeitet, um schon vor der Gewebsprobe Männer mit geringer Tumorwahrscheinlichkeit ausschließen zu können.
Außerdem werden durch den PSA-Wert neben dringend behandlungsbedürftigen aggressiven Tumoren auch solche gefunden, die in der verbleibenden Lebenszeit für den betroffenen Mann gar keine Bedrohung dargestellt hätten, denn viele Prostatakarzinome wachsen sehr langsam und benötigen viele Jahre, um von einem umschriebenen Befund zu einer metastasierten Erkrankung zu werden. Wenn man deshalb alle durch den PSA-Test erkannten Tumore sofort therapiert, dann behandelt man sicher zu viele Männer. Aus diesem Grunde wird der PSA-Test auch immer wieder in öffentlichen Debatten kritisiert oder sogar polemisch verdammt.
Dabei gibt es heute bereits eine vernünftige Lösung dieses Problems: Patienten, deren Tumor Kriterien erfüllt, die ein niedriges Risiko einer lebensbedrohlichen Erkrankung signalisieren, werden heute nicht mehr sofort behandelt, sondern aktiv überwacht und nur dann verzögert einer Therapie zugeführt, wenn ihr Tumor deutlich wächst und aggressiver wird.
Fazit
Prostatakarzinome mit höherem Risiko können heute durch Operationsverfahren, die die Kontinenz und die Erektion erhalten, sowie durch Strahlentherapie nebenwirkungsarm geheilt werden. Eine effektive Früherkennung und eine an das individuelle Risiko und die Lebenssituation angepasste Behandlungsstrategie sind heute demnach möglich. Fassen Sie also Mut und entscheiden Sie sich zur Prostatakrebsvorsorge – sie könnte lebensrettend sein.