Artikel erschienen am 22.06.2015
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Physiotherapie nach Hüftoperation

Von Olaf Meine, Langenhagen

Das Implantieren von Hüftendoprothesen (Hüft-TEP) zählt zu den häufigsten orthopädischen Operationen in Deutschland. Somit stellt das Nachbehandeln von Patienten mit H-TEPs einen thematischen Schwerpunkt in der unfallchirurgisch-orthopädischen Ausbildung von Physiotherapeuten schon ab Ausbildungsbeginn dar.

Viele Therapeuten, die in diesem Fach­gebiet in Kliniken oder Therapiezentren arbeiten, lassen sich nach der Ausbildung zum zertifizierten Manual­therapeuten fortbilden, was eine ca. zwei­einhalb­jährige Weiter­bildung bedeutet. Das ständige Erweitern des Wissens ist wichtig, um immer auf dem neuesten Stand der OP-Technik und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Therapie zu bleiben.

Ist ein künstlicher Gelenk­ersatz an der Hüfte geplant, kann schon vor der OP mit der Physiot­herapie begonnen werden. Hierbei kann ein gezieltes Kräftigungs­programm genauso sinnvoll sein, wie das Verbessern der eingeschränkten Gelenk­beweglichkeit und das Vorbereiten auf das Gehen an Gehstützen.

Während des stationären Aufenthaltes im Krankenhaus beginnt die Physiotherapie bereits am ersten Tag nach der OP. Der behandelnde Therapeut beginnt mit einigen Übungen zur Atem- und Kreislaufanregung sowie mit Spannungstraining für die Muskulatur. In der Regel ist das Stehen an der Bettkante am ersten Tag möglich, häufig auch einige Schritte an Unterarmgehstützen im Zimmer. Des Weiteren instruiert der Therapeut den Patienten über einige Bewegungen, die es zunächst zu vermeiden gilt. Als abschwellende Maßnahme bietet sich gezielte, gut dosierte Kältetherapie im Bereich von 12 – 17° C an. Außerdem sollte sofort mit der manuellen Lymphdrainage begonnen und weiterhin täglich durchgeführt werden. Ab dem zweiten Tag wird die Therapie i. d. R. intensiviert. Das Wiedererlangen der Gelenkbeweglichkeit mittels Dehnungen und Behandlungen der Muskulatur ist ebenso Schwerpunkt wie das Erlernen eines korrekten Gangbildes, von nun an auch auf dem Flur. Bei modernen Operationstechniken, bei denen der Weichteil­apparat geschont wird, ist dieses unter Vollbelastung der operierten Seite möglich, ein Schongang oder Hinken kann dadurch vermieden werden. Zusätzlich erklärt der Therapeut Eigenübungen. Auch das Stimulieren der Muskulatur mittels Elektrotherapie ist eine sinnvolle Unterstützung. In der Regel verlässt der Patient nach ca. 7 – 12 Tagen die Klinik und ist zu diesem Zeitpunkt selbstständig mobil, auch Treppensteigen wurde geübt und stellt keine Hürde dar.

Im Anschluss an den Klinikaufenthalt folgt eine stationäre Rehabilitation, die alternativ auch ambulant durchgeführt werden kann. Die beschriebenen Therapieziele bleiben weiterhin im Fokus, wobei nun auch das Vorbereiten auf Alltagsbelastungen zunehmend wichtiger wird. Das Behandlungsspektrum kann um Therapien wie Wasser­gymnastik und eine moderate medizinische Trainingstherapie erweitert werden.

Trotz aller Standards in der Nachbehandlung sollte die Therapie stets individuell und auf die Bedürfnisse und das Aktivitätsniveau des einzelnen Patienten zugeschnitten sein. In der Regel ist das Erreichen einer hohen Aktivitätsebene möglich, was auch das Wiedererlangen einer gewissen Sporttauglichkeit darstellt. Zwar sollte auf das Ausüben von Kontaktsportarten verzichtet werden, aber einige Sportarten wie Golf oder Nordic Walking sind problemlos zu betreiben. Grundsätzlich verbessert sich die Lebensqualität enorm, waren doch die meisten Arthrosepatienten vor der OP stark schmerzgeplagt und dadurch in ihren Freizeitaktivitäten entsprechend eingeschränkt.

Foto: Therapiezentrum Langenhagen

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