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Der Keller – Kostbaren Raum effizient sanieren

Von Markus Kassenbeck, Braunschweig

Viele Besitzer, vornehmlich älterer Häuser, kennen das Problem der eingeschränkten Nutzung des Kellergeschosses durch Schäden am Bauwerk. Dabei bietet gerade der Keller ein enormes Potenzial an Wohnqualität. Ob als einfacher Stauraum zur Unterbringung von Hausrat, Nutzung der Räume als Werkstatt und Bastelkeller, Sauna, Platz für ein Hobby, oder im Idealfall als zusätzlicher Wohnraum und Rückzugsort.

Um dieses Potenzial nutzen zu können, bedarf es im Schadensfall einer genauen Analyse und eine auf das Ergebnis abgestimmte, qualifiziert ausgeführte Sanierung.
Der Keller ist der wohl am stärksten belastete Teil eines Gebäudes. Das Mauerwerk ist nicht nur dem Gebäude- und dem Erddruck ausgesetzt, sondern auch einer ständigen Belastung durch Feuchtigkeit. Eine Durchfeuchtung des Kellermauerwerks ist einer der oftmals anzutreffenden Sanierungsfälle an Bestandsgebäuden. Aber auch die gesetzlichen Anforderungen an den Wärmeschutz erzwingen häufig eine fachgerechte Sanierung.

Feuchte in Kellern ist ein komplexes Problem, das eine Vielzahl von Ursachen haben kann:

  • fehlende oder beschädigte Abdichtung der Wände/Fußböden
  • Setzungen des Gebäudes oder Teilen davon
  • schlechte oder keine Durchlüftung der Räume
  • Risse im Mauerwerk/Beton
  • fehlende Wärmedämmungen
  • falsch ausgeführte Gebäudeanschlüsse
  • steigende Grundwasserstände
  • fehlendes oder nicht funktionierendes Dränsystem.

Ein feuchter Keller ist dabei nicht nur ein optisches Problem, sondern hat erhebliche Auswirkungen auf die Bausubstanz und die Energieeffizienz des gesamten Gebäudes.

Nachfolgend genannte Auswirkungen können entsprechend den aufgeführten Ursachen auftreten:

  • Beeinträchtigung des Erscheinungbildes
  • Wärmeverluste
  • Einschränkung der Nutzbarkeit
  • Durchfeuchtung von Außenwänden, Innenwänden und Fußböden
  • aufsteigende Feuchtigkeit bis in Wände des Erdgeschosses
  • Wasserflecke, Ausblühungen und Schimmelpilzbildung
  • Frostschäden
  • Bildung von Hausschwamm
  • Schäden an tragenden Konstruktionen
  • Substanzzerstörung.

Wann eine Sanierung des Kellergeschosses erforderlich ist, liegt zunächst im Ermessen des Eigentümers. Das Erkennen einer Notwendigkeit und die Bereitschaft, eine Sanierung durchzuführen, sowie der nötige finanzielle Spielraum sind Faktoren, die es im Einzelfall abzuwägen gilt. Steht der Enschluss fest, sollte von Anbeginn ein Fachmann hinzugezogen werden. Eine genaue Schadensanalyse steht am Anfang jeder sorgfältig durchzuführenden Sanierung!

Bei Kellersanierungen kommt es nicht nur auf nachträgliche Abdichtungsarbeiten an, sondern besonders auf ein durchdachtes Sanierungskonzept. Grundlage dafür sind Ergebnisse, die durch eine richtige und ausführliche Schadensdiagnose ermittelt werden. Nur wenn Bestimmung der Schadensursachen, Wahl geeigneter Maßnahmen und korrekte Ausführungen ineinandergreifen, ist eine erfolgreiche Sanierung ohne spätere Baumängel nötig.

Die Ausführung der Arbeiten sollte unbedingt durch eine Fachfirma erfolgen, welche auf eine langjährige Erfahrung im Bereich Sanierung zurückgreifen kann. Ein falsch aufgestelltes Sanierungskonzept, eine fehlerhafte, auf Unwissen basierende Ausführung, wird dauerhaft keinen Erfolg bringen, ja unter Umständen die Probleme verlagern oder gar verstärken.

Je nach Schadensursache kann sowohl ein einzelner Sanierungsschritt, als auch eine Kombination mehrerer Maßnahmen, zum gewünschten Erfolg führen. Zu beachten sind die Koordination der einzelnen Arbeitssschritte, die zeitliche Abfolge, ein aufeinander abgestimmter Einsatz der zu verwendenden Materialien und nicht zuletzt eine saubere, handwerkliche Ausführung.

Es zeigt sich immer wieder, dass es vorteilhaft ist, die Ursache und nicht die Wirkung zu beseitigen. Auch wenn es Fälle gibt, in denen die Beseitigung der Wirkung erfolgreich sein kann, sollte immer nach der Ursache geforscht werden.

Um zu verhindern, dass Feuchtigkeit an erdberührten Bauteilen Schäden verursachen kann, gibt es eine Vielzahl von geeigneten Maßnahmen.
Häufig angewandte und dem aktuellen Stand der Technik entsprechende, angewandte Methoden sind:

Vertikal

  • Abdichtungen auf der Außenwand in Form von bituminösen, kunststoffvergüteten Beschichtungen in Kombination mit Dränmatten als Schutz der Beschichtung und geleitete Abfuhr von Niederschlags- und Sickerwasser. Ausführung gegen drückendes oder nichtdrückendes Wasser je nach Lastfall (Variable in der Trockenschichtdicke) Dämmung durch Einsatz von Styrodur-Hartschaumplatten.
  • flexible Dichtungsschlämmen
  • pastöse, hybride Abdichtungen
  • Ausführung einer Hohlkehle am Fußpunkt mit Sperrmörtel
  • Abkleben der Außenwand mit Bitumenschutzbahnen und vorheriger Grundierung
  • Auftrag eines Sanierputzes, eines Schimmelsanierputzes oder eines Sperrputzes auf den Innenseiten der Außenwände und den Innenwänden
    Abdichtung des Sockelbereichs der Außenwand
  • Innendämmungen.

Horizontal

Drucklose und Niederdruck-Bohrlochinjektionen gegen aufsteigende, kapillare Feuchtigkeit an Innen- und Außenwänden sowie an einbindenen Bauteilen. Nötig werden kann u. U. eine vorherige Trocknung des Mauerwerks.

Eintreibung von Edelstahlplatten in die Lagerfugen zur Vermeidung von aufsteigender Feuchtigkeit. Ein abschnittsweises Vorgehen ist einzuhalten, um die Statik des Gebäudes nicht zu gefährden.

  • Verlegung einer Dränage um das Gebäude
  • Neueinbringung eines Kellerfußbodens
  • Auftrag eines Gussasphaltestriches
  • Maueraustauschverfahren
  • Mauersägeverfahren mit nachträglich eingesetzter Abdichtungsbahn.

Die genannten Verfahren bringen häufig eine Vielzahl weiterer Arbeitsschritte mit sich, die entweder durch den Schadensfall oder den Zustand der Gebäudesubstanz bestimmt werden.

Kein Wärmeschutz ohne Feuchteschutz!

Um den Gebäudebestand effizient zu sanieren, ist es erforderlich, auch in den Wärmeschutz zu investieren. In den letzten Jahren hat die Bedeutung der Kombination Wärme- und Feuchteschutz immer weiter zugenommen. Kein Wärmeschutz ohne Feuchteschutz gilt auch für das Kellergeschoss. Eine fachgerechte Dämmung der Kelleraußenwand, des Kellerfußbodens und der Kellerdecke sorgt für ein gutes Raumklima und hilft den CO2-Ausstoß zu minimieren. Der Gebäudebestand in Deutschland ist für ca. 30 % der CO2-Emmissionen verantwortlich. Daran lässt sich leicht abschätzen, welches Energieeinsparpotenzial und damit auch CO2-Einsparpotenzial auf diesem Gebiet vorhanden ist. Ein trockener Keller sorgt für ein behagliches Raumklima im gesamten Haus. Er lässt eine fast beliebige, intensive Nutzung zu. Die Energieeffizienz wird deutlich verbessert, eine Verringerung der CO2-Emmissionen wird erreicht und es wird wesentlich zu einem nachhaltigen Bestandsschutz beigetragen.

Normen und WTA-Merkblätter

  • DIN 4095: Baugrund, Dränung zum Schutz baulicher Anlagen
  • DIN 18195: Bauwerksabdichtungen (wird voraussichtlich Mitte 2017 ersetzt) durch
  • DIN 18 533 Abdichtungen für erdberührte Bauteile, Abdichtungen in und unter Wänden
  • DIN 68800: Holzschutz
  • WTA-Merkblatt4-3-98/D: Instandsetzung von Mauerwerk, Standsicherheit und Tragfähigkeit
  • WTA-Merkblatt 2-9-04/D: Sanierputzsysteme
  • WTA-Merkblatt 4-6: Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile

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