Artikel erschienen am 11.05.2017
E-Paper

Was ist eigentlich ein Coworking-Space?

Die Arbeitswelten im Wandel

Von Dr. rer. pol. Ulrich Bittihn, Paderborn

Die Form des Arbeitsplatzes hat sich an der zu leistenden Arbeit auszurichten. So kann es heute noch sinnvoll sein, Tätigkeiten, die eine hohe Konzentration bedürfen, in einem altbewährten Zellenbüro (Einzel- oder Doppelbüro) durchzuführen. Auch Kombibüros, eine Mischung von Zellen und größeren Kommunikationsflächen und auch Open-Spaces – früher auch despektierlich Großraumbüros genannt, nur viel moderner als damals – haben ihre Daseinsberechtigung.

Nun haben sich auch neue Arbeitsplatzformen entwickelt, die zumeist jenseits des Atlantiks zu uns herübergeschwappt sind und eigentlich erst durch die Digitalisierung möglich geworden sind. So können wir Menschen sehen, die Ihre Arbeit im Park oder in einer der zahlreichen Filialen eines Erlebniskaffees erledigen. Hip ist auch das Arbeiten in sogenannten Coworking-Spaces.

Was ist das eigentlich und welchen Sinn hätten diese in unserer Region?

Eines vorweg. Coworking ist keinesfalls die moderne Bezeichnung für die Tätigkeit einer Hilfskraft. Coworking ist aber auch viel mehr als ein Schreibtisch zur Miete, sondern es ist eine besonders kreative Form einer Arbeitswelt. Coworking ist ein seit mehreren Jahren abzeichnender Trend, der Freiberufler, Kreative und kleinere und zum Teile auch Vertreter größerer Unternehmer in einem eigens hierfür gestalteten Arbeitsfläche zusammenarbeiten lässt.

Nutzen und Vorteile

Die Nutzer von Coworking-Spaces suchen hier den Kontakt zu anderen Mietern, um sich über ihre Ideen auszutauschen, Inspirationen von anderen zu erfahren, Netzwerke aufzubauen oder vielleicht einfach mal nicht wie in ihrem Homeoffice allein sondern unter Leuten zu sein. Vorteil ist, dass auf der einen Seite der Nutzer unabhängig und selbstständig arbeiten kann, auf der anderen Seite sich aber auch sicher sein kann, hier eine Gemeinschaft von Mitstreitern zu finden.

In der Regel wird dieses durch den Betreiber eines Coworking-Spaces in Form von regelmäßigen Veranstaltungen und Seminaren für ihre Kunden unterstützt. Auf der Fläche selbst müssen sich moderne Arbeitsplätze mit gut gestalteten Kommunikationsbereichen abwechseln. Auch die allseits bekannten Besprechungsräume – z. B. für den persönlichen Kontakt des Nutzers zu seinen Kunden – dürfen nicht fehlen. Ergänzt wird dieses durch eine hochwertige aber vor allen Dingen flexible Infrastruktur, wie zum Beispiel ein schnelles WLAN, Drucker oder auch klassische Briefkästen, die durch den Nutzer angemietet werden können, um eben auch der analogen Post eine Adresse zu geben. Darüber hinaus erwartet der Nutzer bestimmte Services, die der Betreiber anbieten muss. Dabei muss es nicht unbedingt die Buchung einer Flugreise sein. Aber die Bereitstellung von Getränken in Besprechungsräumen und das Ordern von Schnittchen vielleicht auch eines Blumenstraußes durch die Person am Counter müssen selbstverständlich sein.

Kosteneinsparung

In der Regel ist die Anmietung in einem Coworking-Space kostengünstiger. Untersuchungen zeigen, dass im Vergleich zu einer herkömmlichen Büroanmietung mit allen notwendigen Ausstattungen eine Einsparung von bis zu 50 % erzielt werden kann.

Coworking-Space in unserer Region?

In Deutschland hat sich diese Arbeitsplatzform in großen Städten etabliert. In Berlin zum Beispiel werden mehrere große und kleinere Coworking-Spaces erfolgreich betrieben. Auch in unserer Region gibt es eine überschaubare Anzahl solcher Einrichtungen. Nun stellt sich die Frage, ob unsere Region weitere Coworking-Spaces verträgt, besser: benötigt. Unsere Untersuchungen sagen eindeutig: ja. Die Arbeitsplätze in der Kreativwirtschaft werden in der Zukunft zunehmen. Durch die Möglichkeiten, die sich aus der Digitalisierung der Arbeitswelten ergeben, werden zukünftig fast alle dieser Jobs ortsunabhängig gemacht werden können, eben auch in einem Coworking-Space. So prüfen wir derzeit die Errichtung eines zusätzlichen Coworking-Spaces in der Stadt Braunschweig – in einer exponierten Lage, in der sich heute schon sehr viele Kreative angesiedelt haben.

Alternativen für das Gemeinwohl

Aber auch in der Fläche lohnt sich eine solche Arbeitsplatzform, und dieses nicht nur für Personen, denen es in ihrem Homeoffice zu langweilig wird, sondern auch für diejenige, die mit ihrer Familie wegen fehlender Alternativen auf dem Immobilienmarkt aber auch bewusst auf das „flache Land“ gezogen sind und den täglichen Stau zu ihrem Arbeitsplatz ausweichen wollen. Warum sollten es nicht eines Tages in infrastrukturschwachen Regionen sogenannte Mehrzweckhäuser geben, in denen sich neben einem Paketshop, einem Frisör, einem Versicherungsfachbüro mit einem Geldautomaten eines Finanzinstitutes, einem kleinen Café zum Treffen und Austauschen auch eine Coworkingfläche ansiedeln und damit einen Beitrag zum Gemeinwohl beitragen? Auch diese Alternative wird von uns derzeit geprüft.

Ähnliche Artikel

Finanzen Steuern Recht

Die Befristung von Arbeitsverträgen

Befristung – (k)ein Buch mit 7 Siegeln

Die befristete Einstellung von Arbeitnehmern in dem Gesetz über die Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverträge (TzBfG) geregelt. Demnach kann ein Arbeitnehmer befristet eingestellt werden, wenn entweder ein sachlicher Grund für die Befristung vorliegt oder die Voraussetzungen für eine kalendermäßige Befristung ohne Sachgrund gegeben sind.

Halle (Saale) 2011/2012 | André Nickel, Halle (Salle

Finanzen Steuern Recht

Arbeitsrechtliche Besonderheiten bei der Beschäftigung schwerbehinderter Arbeitnehmer

Viele Arbeitgeber haben Bedenken, schwerbehinderte Menschen einzustellen. In Zeiten sich ausweitenden Fachkräftemangels werden Arbeitgeber jedoch nicht umhinkommen, ihre Zurückhaltung bei der Einstellung Schwerbehinderter aufzugeben. Dass dies nicht nur sozialpolitisch wünschenswert ist, liegt auf der Hand.

Hannover 2012 | Dr. iur. Martin Sievers, Hannover | Naby Oberbeck, Hannover