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Was ist Sicherheit ?

Von Stefan Priesmeier, Braunschweig

Sicherheit fängt bei der eigenen Person an – wie ernst man das Thema nimmt, wie man darüber denkt und damit umgeht. Die Bequemlichkeit ist in der Regel der größte Feind der Sicherheit. Viele Menschen sind sogar zu bequem, darüber nachzudenken.

  • Kaum jemand weiß, dass eine Alarmanlage kein Ersatz für fehlende mechanische Absicherung ist – sondern nur bei richtiger Planung eine sinnvolle Ergänzung, die auf mechanische Voraussetzungen aufbaut.
  • Kaum jemand weiß, dass ein Schlüssel ein mechanischer Geheimnisträger ist und meist ein Foto oder Abdruck ausreicht, einen Schlüssel zu kopieren.
  • Kaum jemand weiß, dass der eigentliche Sinn einer Schlüsseltasche im Bewahren des mechanischen Geheimnisses liegt.
  • Kaum jemand schließt bei Anwesenheit die Wohnungstür hinter sich zu, obwohl die Tür dann nur vom Türschnapper gehalten wird und selbst von Laien in Sekunden geöffnet werden kann.
  • Kaum jemand achtet auf seine mechanischen Schlüssel, obwohl die verbreiteten einfachen Zylinderschlüssel schon bei geringer Fachkenntnis mit einiger Übung aus 1 m Abstand auf dem Tisch liegend reproduziert werden können.
  • Kaum jemand weiß, dass über das Medium Internet jedermann anonym ein Schlüsselabgussset bestellen kann und wenige Sekunden ausreichen, fast alle gängigen Schlüssel zu kopieren – auch die meisten angeblich kopiergeschützten Schlüssel.

Lediglich die Tatsache, dass fast alle Schließzylinder selbst von Kindern mit sogenannten Pickingwerkzeugen geöffnet werden können, ist durch die Medien zwar bekannt, aber führt in den wenigsten Fällen zum Einbau eines Schließzylinders, der nicht derart einfach zu überwinden ist.

Viele Menschen wenden allgemeine Ignoranzformeln an, wie beispielsweise „bei mir ist nichts zu holen“ oder aber „wenn jemand reinkommen will, kommt er sowieso rein“. Dies ist falsch! Die meisten Einbrüche werden faktisch durch mechanische Sicherheitseinrichtungen verhindert. Im Raum Braunschweig wurden im Jahr 2009 insgesamt 782 Einbruchsversuche polizeilich registriert – man kann also im Mittel von zwei Einbruchsversuchen pro Tag ausgehen. Von diesen Einbruchsversuchen waren 634 erfolgreich und 148 erfolglos. Hier wird klar erkennbar, wie sinnvoll mechanischer Einbruchschutz ist.

Die Alarmanlage wird fachlich korrekt als Einbruchmeldeanlage (EMA) bezeichnet. Abgesehen von einem Abschreckungseffekt verhindert die EMA in der Regel keine Einbrüche, sondern minimiert nur die Einbruchfolgen. Sarkastisch gesehen melden die meisten Alarmanlagen nur, dass es nun zu spät ist oder aber ein Fehlalarm vorliegt.

Es soll hier nicht der Teufel an die Wand gemalt und Angst geschürt werden, wie es häufig aufreißerisch in den Medien passiert, sondern im Gegenteil, es soll beruhigen, dass es mit relativ einfachen Mitteln möglich ist, den Rest des Lebens in größtmöglicher Sicherheit zu leben. Dazu ist es notwendig, sich mit dem Thema Sicherheit zu beschäftigen und die Informationen verantwortungsbewusst nach den jeweiligen Bedürfnissen umzusetzen. Sowohl die Planung als auch die Ausführung sollte durch kompetente Facherrichter mit VdS-Anerkennung erfolgen.

Grundsätzlich ist hierzu eine sinnvolle Kombination von mechanischer und elektronischer Sicherheit notwendig. Sicherheit ist und bleibt relativ. Die mechanische Sicherheit wird aus fachlicher Sicht als Widerstandswert gegen gewaltsame Überwindung verstanden. Der Widerstandswert ergibt sich aus den Faktoren Zeit unter Berücksichtigung der benötigten Werkzeuge und des zur Überwindung notwendigen Wissens. Die einschlägigen Bauelemente können so in Widerstandsklassen (z. B. DIN EN 1627 WK 1 bis WK 6) eingeteilt werden. Eine Widerstandszeit von drei Minuten wird als Standardsicherheit eingestuft und wird erst in der Widerstandsklasse 2 erreicht. Die Klasse WK 3 wird als erhöhte Sicherheit klassifiziert und bietet eine Widerstandszeit von fünf Minuten.

Es gilt die Grundregel: Mechanik vor Elektronik. Die mechanische Sicherheit aller ebenerdig erreichbare Gebäudeöffnungen (Fenster, Türen) ist unabdingbar notwendig und nicht durch eine Alarmanlage zu ersetzen. Über diesen mechanischen Grundschutz hinaus ist eine EMA sinnvoll. Auch hier haben sich die Weiterentwicklung der Technik und der Preiskampf positiv für den Verbraucher ausgewirkt.

Als Abfallprodukt der Handytechnik ist die Funkübertragung sicher und preiswert geworden. Diese Technik hat auch die Zuverlässigkeit und Sicherheit von Funk-alarmanlagen revolutioniert. Es gibt mittlerweile relativ preiswerte Funk-alarmanlagen mit VdS-Anerkennung, bei denen sogar mechanische Schlösser mit integrierten Magnetfeldkennungsmeldern lieferbar sind. Dies ist aus sicherheitstechnischer Sicht die optimale Kombination von Mechanik und Elektronik, da hier die Alarmauslösung bereits bei Gewaltanwendung generiert wird, lange bevor das Schloss überwunden ist. Sofern der Täter nicht flüchtet, wird er bei ordnungsgemäßer Alarmverfolgung entdeckt, bevor er in das Objekt eindringt.

Bei den generellen Überlegungen zur Sicherheit wird häufig nur der gewaltsame Angriff bedacht. Nicht außer Acht zu lassen ist die Sicherheit vor Missbrauch durch korrekte Schließmedien. Um hier ein erlebtes Beispiel zu nennen, hilft die beste Sicherheitstechnik in einer Arztpraxis nichts, sofern eine Arzthelferin eine Tochter hat, die einen drogensüchtigen Freund hat und dieser Freund sich letztendlich nachts Zugang zu den Schließmedien der Arztpraxis verschaffen kann.

Die meisten klassischen Schließzylinder mit einer Stiftreihe ohne bewegliches Element am oder im Schlüssel bieten keine ausreichende Sicherheit. Die wenigsten mechanischen Schlüssel bieten einen nachhaltigen Kopierschutz. Sofern mechanische Zylinder eingesetzt werden, sollte auch hier auf VdS-konforme Produkte geachtet werden. Ein vorhandener Kopierschutz kann zwar die Erstellung von unberechtigten Schlüssel-­
kopien verhindern, jedoch nicht den Missbrauch der Schlüssel. Zur Lösung dieses Problems ist der Einsatz von Elektronikzylindern angezeigt.

Fazit

Elektronische Schlösser, die Personen den Zugang nur zu den berechtigten Zeiten ermöglichen, stellen eine enorme Sicherheitserhöhung dar und sind mittlerweile ebenfalls relativ preiswert realisierbar. Sofern doch unberechtigtes Betreten registriert wird, kann über die Protokollfunktion der Elektronikschlösser nachvollzogen werden, mit welchen Schließmedien geschlossen wurde. Weiterhin lässt sich problemlos und kostengünstig auf Schlüsselverluste reagieren und den Veränderungen in den Schließhierarchien und Zutrittsberechtigungen sind keine Grenzen mehr gesetzt.

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