Artikel erschienen am 18.07.2019
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Von der Innenstadt ins Grüne

Steigende Immobilienpreise vertreiben Unternehmen aus den Städten

Von Maren Paas, Grasleben

N. Tiedcke: Frau Paas, immer mehr Unternehmen ziehen aufs Land. Wie kommt das?
M. Paas: Der Hauptgrund sind die gestiegenen Immobilienkosten. Das gilt für Unternehmen, aber auch für Privatpersonen. Das Wohnen in der Stadt ist für viele Menschen zu teuer geworden. Außerdem gibt es in den Städten auch oft ein Platzproblem. Die Innenstädte sind überfüllt und es ist schwierig, freie Parkplätze zu finden.

N. Tiedcke: Das ist interessant, denn in den Nachrichten hört man doch immer wieder, dass viele ländliche Regionen aussterben.
M. Paas: Das stimmt. 77 % der Deutschen leben immer noch in Großstädten und 15 % auf dem Land. Das liegt daran, dass in den ländlichen Regionen oft keine ausreichende Infrastruktur vorhanden ist. Im sogenannten Speckgürtel von Wolfsburg und Braunschweig bin ich der Meinung ist es jedoch anders, wie mir auch meine persönliche Erfahrung zeigt. Als Hamburgerin bin ich ganz bewusst in diese Region gezogen und genieße die Vorzüge. Es gibt eine sehr gute Versorgung für die Dinge des täglichen Bedarfs und auch die ärztliche Versorgung ist gegeben. Schnelles Internet wird inzwischen auch besonders bei den Neubaugebieten angeboten. Aufgrund der steigenden Immobilienpreise in den Städten würde ich sagen, dass immer mehr junge Ehepaare und Familien aufs Land ziehen. Dort haben sie die Möglichkeit, in ruhiger Natur zu leben und ein Häuschen im Grünen zu besitzen. Mit den jungen Familien leben die angrenzenden Orte auch wieder neu auf. Es gibt vermehrt Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Restaurants und Sportvereine.

N. Tiedcke: Wie sieht die Situation in der Region Braunschweig/Wolfsburg aus? Wenn man den Stau auf der A39 beobachtet, könnte man meinen, dass die Mehrheit vom Land in die Stadt pendelt.
M. Paas: Viele Menschen in unserer Region sehnen sich nach einem Eigenheim. In den Städten Braunschweig und Wolfsburg fehlt dafür oft der Platz. Entweder werden neue Luxusimmobilien gebaut oder die vorhandenen Häuser sind älter und renovierungsbedürftig. Baugrundstücke sind rar. Auf dem Land haben Interessenten die Möglichkeit, günstige Baugrundstücke zu erwerben und ein Haus nach ihren Wünschen zu bauen. Es gibt dann genug Platz für einen schönen Garten, in dem man sein eigenes Obst und Gemüse anpflanzen kann oder in dem man einfach die Ruhe genießt. Gerade für Familien mit Kindern sind ein eigener Garten und die Nähe zur Natur sehr wichtig.

Positiv ist auch, dass der Glasfaserausbau in unseren Städten und Gemeinden stark vorangetrieben wird. Somit wird schnelles Internet in den angrenzenden Orten bald verfügbar sein und noch mehr Menschen für einen Umzug aufs Land begeistern. Laut einer Studie des ZDF träumen 44 % der Befragten von dem Leben auf dem Land. Wenn die Infrastruktur weiterhin ausgebaut wird, ist der Umzug auf das Land bald für mehr Menschen möglich.

Bezüglich der Unternehmen beobachten wir immer öfter, dass Erst- oder Zweitstandorte in den angrenzenden Industriegebieten gebaut werden. Diese Gebiete sind für die Unternehmen sehr beliebt, da es eine gute Verkehrsanbindung sowie viele Parkmöglichkeiten gibt. Auch immer mehr Geschäfte lassen sich in den Industriegebieten nieder. Das kommt den Arbeitnehmern, die im Speckgürtel leben und dort arbeiten, sehr entgegen.

N. Tiedcke: Was ist den Unternehmen besonders wichtig, wenn sie sich für einen Standort entscheiden?
M. Paas: Die Nähe zur Autobahn und anderen Verkehrsmitteln ist wichtig. Gerade produzierende Unternehmen sowie große Handelsbetriebe brauchen sichere Verkehrswege für ihre LKWs. Das ist in den Städten oft schwierig. Auch Kunden und Mitarbeiter sollen die Firma einfach erreichen können und genügend Parkmöglichkeiten vorfinden. Da die meisten Arbeitnehmer noch mit dem eigenen PKW anreisen, sind kostenfreie Parkplätze sehr gefragt. Viele Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern bereits an, von zuhause aus zu arbeiten, um somit das Pendeln und das Verkehrschaos in den Städten zu umgehen.

Einige Betriebe bieten ihren Mitarbeitern auch eigene Shuttles an, damit sie schneller und stressfreier zur Arbeit kommen können. Doch natürlich ist der Arbeitsweg zeitsparender, wenn die Mitarbeiter nicht durch die ganze Stadt fahren müssen und im Stau stehen.

Wenn sich eine Firma entschließt, ein neues Gebäude am Ortsrand zu bauen, hat sie zusätzlich auch die Möglichkeit, es komplett in ihrem Design und nach ihren Bedürfnissen gestalten zu lassen. Moderne und ästhetische Firmengebäude werden heutzutage immer beliebter. Auch die Energieeffizienz ist in Neubauten besser. In den Städten sind die Immobilienpreise meist viel zu hoch und das Immobilienangebot ist gering.

Fazit

Es entscheiden sich immer mehr Unternehmen, in die angrenzenden Ortschaften zu ziehen.

Bild: Fotolia/coolhand1180

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