Das Fachwerkhaus – traditionell und wieder hochmodern!
Von Dipl.-Betriebswirt (FH) Tim Petereit, BraunschweigEs gibt also gute Gründe, über den Bau eines Fachwerkhauses nachzudenken. Zum einen ermöglicht es modernes Wohnen in traditionellem Gewand, zum anderen steht ein Fachwerkhaus für Werthaltigkeit und Stabilität.
Was ist ein Fachwerkhaus?
Von einem Fachwerkhaus spricht man, wenn ein Holzständerbau als tragende Konstruktion errichtet wird und die entstehenden Zwischenräume, die Gefache, mit anderen Materialien geschlossen werden. Die in unserer Region bevorzugte Bauart ist die Ständerbauweise. Dabei verlaufen lange, durchgehende Standbalken vom Boden bis zum Dach um die Grundlast des Hauses zu tragen. So trägt sich in einem Fachwerhaus also nicht Etage für Etage, sondern das Gesamtwerk ist in sich tragend.
Von einem Fachwerkhaus spricht man, wenn ein Holzständerbau als tragende Konstruktion errichtet wird und die entstehenden Zwischenräume, die Gefache, mit anderen Materialien geschlossen werden.
Schließung der Gefache
Anfangs wurden Weidengeflechte zwischen die Ständer und Riegel eingearbeitet, die anschließend mit Lehm ausgekleidet wurden. Später wurden zum Schließen auch Lehmbausteine, Ziegel und Klinker verwendet. Noch heute werden beide Varianten beim Bau von Fachwerkhäusern angewandt. Allerdings gibt es inzwischen auch moderne Methoden, die den aktuellen Ansprüchen der geforderten Wärmedämmung entsprechen. Bei einigen Herstellern werden heute vor den Gefachen Putzträgerplatten zum Verschließen von außen angebracht. Im Inneren des Gefachs – hinter der Trägerplatte – wird Dämmmaterial wie Holzwolle oder auch Steinwolle verfüllt. Gerade bei sogenannten „Modernen Fachwerkhäusern“ ist diese Variante stark verbreitet.
Welches Holz für das Fachwerkhaus?
Früher wurde – um Kosten einzusparen und weil es mehr Tannen- als Eichenwälder gab – oft Tannenholz verwendet. Dies ist natürlich nicht so witterungsbeständig wie Eichenholz und nach 100 – 150 Jahren muss dann auch die Schwelle (der unten liegende Balken, auf dem das Haus steht) mit den darauf angebrachten Stielen (die senkrechten Balken) ausgewechselt werden, weil diese morsch sind. Heute nimmt man gut abgelagertes Eichen- oder Douglasienholz, welches vor der Verarbeitung noch einmal für sechs Wochen in eine Trockenkammer kommt, um eine möglichst schwindungsfreie Holzfeuchte zu erreichen. Manche Fachwerkhaushersteller verwenden heute auch Leimholzbinder. Konstruktiv hat das keine Nachteile, optisch allerdings wirkt es nicht ganz so schön, denn man nun hat nur keine Holzbalken aus einem Stück und schaut somit auf diese verschiedenen Leimholzschichten. Dafür ist der Holzpreis geringer.
Leben im Fachwerkhaus – einem Haus ohne chemische Belastungen
Ein Ständerhaus hat keine tragenden Wände. Durch die traditionelle Bauart können die Zimmer so angeordnet werden, wie man es wünscht. Daher ist jedes Fachwerkhaus ein Unikat, entstanden in bester traditioneller Handwerkskunst, gebaut aus Holz, Holznägeln, Kalk, Lehm, Glas, Wolle und Ton – absolut frei von chemischen Farben, Putzen oder Kunststoffdämmungen.
Ein Fachwerkhaus gilt als allergiearm und die Naturmaterialien haben den weiteren entscheidenden Vorteil, dass sie alle atmungsaktiv sind. Hier muss nicht nach Plan zwangsgelüftet oder gleich eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage eingebaut werden, weil man die Fenster und Türen nicht öffnen soll. Das Fachwerkaus atmet selbständig.
Man wohnt in einem lebenswerten Haus und kann, schön behaglich mit einem Tee am Kamin sitzend, in den Garten schauen und hat dabei immer den angenehmen Geruch von Holz in der Nase.
Das Fachwerkhaus und der Energieverbauch
Ein altes Fachwerkhaus energetisch zu optimieren, ist möglich, muss aber mit Bedacht ausgeführt werden und erreicht irgendwann eine technische Grenze, da man sonst durch zu viel und/oder falsche Dämmarbeiten das Haus nur zerstört. Fehler, die in den 1950er- bis 1980er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zuhauf gemacht wurden.
Ein neu errichtetes Fachwerkhaus hat per se schon einen sehr guten Dämmwert, denn Holz ist einfach ein sehr gutes Dämmmaterial. Ein Fachwerkhaus kann im Regelfall einfacher als ein Massivhaus auch als Passivhaus errichtet werden. Dreifachverglasung, Fußbodenheizung oder Luftwärmepumpen gehören hier schon lange zum Ausstattungsstandard.
Das Fachwerkhaus wird wieder nachgefragt
Die Menschen sehnen sich heute anscheinend nach „mehr“ Heimat, nach Traditionen oder sie möchten ein wirklich nachhaltiges Haus bauen oder erwerben. In den letzten 20 Jahren ist die Nachfrage nach Fachwerkhäusern wieder stark gestiegen.
Die in unserer Region bevorzugte Bauart ist die Ständerbauweise.
Vielleicht ist auch der technische Fortschritt dafür ursächlich. Früher waren Fachwerkhäuser oft etwas zugig und die Fenster mussten alle 5 Jahre angeschliffen und neu gestrichen werden. Heute zieht nichts mehr, das Raumklima ist hervorragend und die Holzfenster sind so gut behandelt, dass sie über 100 Jahre alt werden können und nicht mehr alle 20 – 30 Jahre erneuert werden müssen.
Nachdem durch den Siegeszug der Massivhäuser in den letzten 70 Jahren kaum noch Fachwerkhausanbieter auf dem Markt vorhanden waren, ist – infolge der zunehmenden Nachfrage in den vergangenen Jahren – auch die Anzahl der Fachwerkshausanbieter wieder deutlich gestiegen. Es haben sich zahlreiche, zumeist kleinere Firmen gebildet, die sich auf den Bau/die Sanierung von Fachwerkhäusern spezialisiert haben.
Was kostet so ein Fachwerkhaus?
Ein Massivhaus ist günstiger als ein Fachwerkhaus, dass vor Ort von Hand verzapft wird. Die Quadratmeter-Preisspanne bewegt sich zwischen 2 800 – 4 000 Euro. Ein gutes Eichenfachwerkhaus mit Rundbogenfenstern und Lehmwänden kostet etwa 3 500 Euro pro Quadratmeter.
Bilder: Petereit, Fotolia/Christian
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