Artikel erschienen am 06.08.2019
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Spare in der Zeit, dann hast du in der Not!

Haben Sie das Sprichwort eventuell schon von Ihren Großeltern gehört?

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Es hat sich immer wieder gezeigt, dass es dem, der es beherzigt, besser geht als dem, der es ignoriert. „Warum sollte das so sein?“, werden Sie sich fragen und eben dieser Frage wollen wir uns im Folgenden annehmen und untersuchen, ob Sparen in der Zeit noch zeitgemäß ist. Der Vermögensaufbau dient dem Konsum, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt und nur mit Vermögensaufbau lassen sich die Bedürfnisse nach Freiheit und Sicherheit befriedigen.

Wie wichtig Sparen sein kann, sehen wir in vielen Ländern Europas

Wer seinen Haushalt nicht sparsam geführt hat, den trifft es in Krisensituationen besonders hart und die Bürger müssen in dieser „Not“ mit Einschränkungen leben. Die Nachrichten und Bilder aus Griechenland aus der jüngsten Vergangenheit sind sicherlich noch präsent. Unser Sprichwort findet hier durchaus seine Bestätigung. Betrachten wir einmal die gesellschaftliche Situation, so ist der Begriff Konsumgesellschaft allenthalben bekannt. Wir alle werden dazu animiert zu konsumieren und der technische Wandel macht es möglich, „online“ rund um die Uhr einzukaufen. Kaufen wird damit zu einer Freizeitbeschäftigung.

Laut Angaben des statistischen Bundesamtes besitzt im Jahre 2017 jeder Haushalt in Deutschland im Schnitt drei Telefone, anderthalb Flachbildschirm-Fernseher und etwas mehr als ein Auto. Für die meisten Menschen bedeutet zunehmender Besitz auch zunehmenden Wohlstand. Tatsächlich machen viele Konsumgüter das Leben kurzfristig leichter. Langfristig zahlen wir für unseren Konsum allerdings einen hohen Preis.

Je mehr wir verbrauchen, umso stärker schädigen wir unsere Lebensgrundlagen. Wichtige Rohstoffe werden knapp, die Böden laugen aus, der Grundwasserspiegel sinkt und Giftstoffe aus dem Müll belasten unsere Umwelt, wie bspw. der Plastikmüll unsere Meere. Verteilungskriege um die knapper werdenden Ressourcen, ganz besonders von Ackerflächen und Süßwasser, werden zunehmend wahrscheinlicher.

Ändern wir unser Konsumverhalten nicht, werden die natürlichen Ressourcen der Erde nicht mehr lange für alle Menschen reichen. Die Bürger der westlichen Industriestaaten leben seit Jahrzehnten weit über ihre Verhältnisse. Stehen rein rechnerisch jedem Menschen auf der Erde 1,7 Hektar zu, um den Verbrauch zu decken, benötigen sie meist mehr als das Doppelte. Sinnvolles Konsumieren und eine zeitlich längere Nutzung der Konsumgüter, indem man sich das Wegwerfen „erspart“, würden sicherlich gute Beiträge zum Wohle für uns alle darstellen. Spare in der Zeit, so hast du in der Not oder auch durch Sparen die Not mindern oder gar vermeiden.

Sparsamkeit und Nachhaltigkeit

Zwischen Sparsamkeit und Nachhaltigkeit besteht somit ein deutlicher Zusammenhang. Im Übrigen hat Sparsamkeit nichts mit Geiz zu tun hat. Denn „geizig“ bedeutet, dass man jegliche Ausgaben meidet, soweit es geht. Sparsam ist man dann, wenn man sich seinen gewünschten Lebensstandard erfüllt, jedoch bei den Kosten bewusst schaut, wo Einsparungen möglich sind. Es geht somit auch um Achtsamkeit und Bewusstheit mit sich selbst und seiner Lebensführung. Jeder von uns möchte sich auch einmal etwas leisten können und das ist auch in Ordnung. Doch zwei Dinge sollten wir uns vor Augen führen: Geld ausgeben kann wie eine Sucht wirken und das Lebenseinkommen ist nicht planbar. Insbesondere für jüngere Menschen gilt, dass der berufliche Weg nicht aus dem einen Beruf bestehen wird, sondern aus verschiedenen Berufen. Zeiten für den Erwerb oder den Ausbau von Kompetenzen müssen finanziell überbrückt werden.

Ein Student (oder dessen Eltern) muss ein immer teurer werdendes Studium finanzieren. Denken Sie dabei auch an die monatlichen Kosten für die Studentenbude. Ein junges Paar möchte ein Haus kaufen oder bauen: Die Bank fragt nach Eigenkapital. Wir werden immer älter und die Bedürfnisse dadurch nicht weniger. Im Gegenteil, denn viel Ältere möchten sich in diesem Lebensabschnitt etwas gönnen und lang gehegte Träume realisieren. Wie steht es um Ihre Bedürfnisse? Wo stehen Sie in Ihrem Leben?

Das Thema aus wissenschaftlicher Sicht

Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow stellt die unterschiedlichen Bedürfnisse in einer Bedürfnispyramide dar, die vereinfacht wie folgt dargestellt werden kann:
Unsere Bedürfnisse lassen sich in die unterschiedlichen Stufen der Pyramide einordnen, wobei die Bedürfnisse, die weiter oben in der Pyramide stehen, immer weniger durch Konsum befriedigt werden können. Machen Sie sich Ihre Bedürfnisse stets bewusst. Daraus resultiert auch die Frage: „Brauche ich das (wirklich)?“ Der Kauf eines Autos erfolgt heutzutage immer öfter über einen Kredit. Das bedeutet, dass das Auto dann um beispielsweise 2 000 bis 3 000 Euro teurer wird, denn bei einem Kredit müssen ja auch Zinsen bezahlt werden. Wer vorausdenkt und die angenommene Kreditrate jeden Monat „in der Zeit“ spart, kann sich nach einigen Jahren das Auto auch ohne Kreditaufnahme leisten, spart die Kreditkosten und erfüllt sich zudem das Bedürfnis nach Freiheit (Nr. 5 in der Pyramide), indem die Abhängigkeit vom Kreditgeber, der Bank, vermieden wird.

Schärfen Sie Ihr Bewusstsein und Sie gelangen automatisch zu einem Ihren Bedürfnissen entsprechenden Konsumverhalten. Zur Erfüllung Ihrer Bedürfnisse gewinnt der Vermögensaufbau eine immer größere Bedeutung. Denn auch der Vermögensaufbau dient dem Konsum, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt und nur mit Vermögensaufbau lassen sich die Bedürfnisse nach Freiheit und Sicherheit befriedigen.

Der Ausgabenplan

Erstellen Sie einen Ausgabenplan. Wer erhält was von Ihrem Nettolohn? Wenn Ihnen Ihr monatlicher Ausgabenplan deutlich geworden ist, können Sie beginnen, Ausgaben sinnvoll zu optimieren. Machen Sie sich bewusst, welche größeren Anschaffungen bevorstehen. Mit den eingesparten Ausgaben können Sie Geldbeträge sparen, ohne Ihren Lebensstandard signifikant zu reduzieren.

Als nächster Schritt ist die Erstellung eines Budgetplanes zu empfehlen, der die Ausgaben den Einnahmen gegenüberstellt. Auf der einen Seite die monatlichen Einnahmen, auf der anderen die monatlichen Ausgaben. Denken Sie dabei auch an die wechselnden oder schwankenden Ausgaben, die vielleicht nur einmal im Jahr entstehen. Durch regelmäßige Kontrolle Ihres Budgetplans erlangen Sie ein gutes Gefühl für Ihre Einnahmen- und Ausgabensituation. Sie kennen die bevorstehenden Ausgaben und können diese bereits im Laufe des Jahres mit einplanen und ggf. an sich selbst eine feste Rate zahlen.

Zusammen mit Ihren geplanten Anschaffungen (Immobilen- oder Autokauf) entsteht eine Liquiditätsplanung, die Ihnen sehr realistisch darlegt, wann Sie, unvorhersehbare Ereignisse einmal ausgeklammert, Ihre Wünsche verwirklichen können. Mag das alles auf den ersten Blick kompliziert für Sie klingen, so machen Sie einfach den ersten Schritt und ja, Finanzplanung kann auch Spaß machen, insbesondere die eigene.

Stellen Sie sich vor, was es bedeutet, sich immer unabhängiger zu machen, indem die Summe auf der Habenseite sichtbar anwächst oder die vorhandenen Kredite schneller zurückgezahlt werden können. Sparen in der Zeit bedeutet Selbstbestimmung!

Wenn sich nach einiger Zeit Beträge auf dem Konto angesammelt haben, stellt sich ganz automatisch die Frage nach der Anlage. Die richtige Form der Anlage unterstützt Ihre Vorhaben. Doch das Angebot ist nahezu unerschöpflich. Hier nur einige wenige Beispiele:
Bank- und Sparkassenberater bieten Sparpläne und Fondssparpläne an.

Was rät der Versicherungsberater?

Versicherungsberater raten zu fondsgebundenen Versicherungen oder Renten­versicherungen. Finanzberater möchten mit Ihnen ein ganzes Paket aus Versicherungen, Fonds und Sparplänen abschließen. Je unabhängiger Sie beraten und damit Ihre Interessen vertreten werden, desto weiter gelangen Sie in der Erfüllung Ihrer Bedürfnisse nach Freiheit und Unabhängigkeit (Nr. 5).

Denken Sie auch an das oben genannte Bedürfnis nach Sicherheit (Nr.2). Das könnte Sie zu einem schnellen Abschluss verführen, der nicht nur Ihre finanziellen Möglichkeiten ausreizt, sondern diese sogar überfordert. Fragen Sie daher ganz konkret, für welche Anschaffung oder Ausgaben Sie sparen möchten. Wann steht die Anschaffung (z. B. neue Heizung, neues Auto) an? Wie hoch wird der Preis voraussichtlich sein? Wie lange möchten Sie sparen, um z. B. eine eigene Immobilie zu erwerben?

Der Anlagehorizont

Aus den Antworten ergibt sich der sog. Anlagehorizont. Unter dem Anlagehorizont versteht man die Zeit, in der das Kapital voraussichtlich nicht benötigt wird und investiert werden kann.

Der Anlagehorizont entscheidet, welcher Teil des Vermögens höchstens in schwankungsintensive Anlagen investiert werden kann, wenn ein Verlust zum Ende des Anlagehorizontes möglichst vermieden werden soll. Insbesondere zu einer Zeit, in der die angesparte Summe am höchsten sein dürfte. Es ist also für den Anleger nicht unerheblich, mit welchem zeitlichen Horizont er seine Anlagen plant: Wer sein Geld die nächsten 10 Jahre nicht benötigt, kann mit einem höheren Anteil wertschwankungsintensiverer Anlagen (z. B. Aktien) planen und damit voraussichtlich eine höhere Rendite erzielen. Wer sein Geld in 2 Jahren benötigt, sollte mit einem geringeren Anteil schwankungsintensiver Anlagen planen, um sich nicht gezwungen zu sehen, im Falle eines sinkenden Marktes zu Niedrigstpreisen verkaufen zu müssen.

Die Frage nach Ihrem persönlichen Anlagehorizont ist die wichtigste Frage, die Sie für sich beantworten müssen. Danach richtet sich die Auswahl der Anlageformen, um ein gut austariertes Verhältnis zwischen Ertrag und Risiko für Ihre Vorhaben planen zu können.

Die Entwicklung einer individuellen Anlagestrategie kann beginnen. Doch neben der Frage, wer Sie dabei unterstützen darf, stellt sich auch stets die Frage nach den Bedingungen und Kosten.

Bei Geldanlagen (auch Versicherungen) geht es im Laufe der Zeit um immer höhere Summen. Daher ist es unabdingbar, sich bei Abschluss eines Vertrages Zeit zu lassen, abzuwägen und zu vergleichen, damit die Versprechungen, denen Sie geglaubt haben, nicht zu teuren Enttäuschungen werden.

Was sagen Verbraucherschützer zu Finanzdienstleistern?

Die Stiftung Warentest und die Verbraucherberatungen beschäftigen sich regelmäßig mit dem Thema der Beratung durch Finanzdienstleister. In Deutschland dominiert das Provisionsgeschäft. Selbst der netteste und ehrlichste Berater, dessen Verdienst zum großen Teil von Provisionen abhängt, die er für den Abschluss von Verträgen erhält, wird Ihnen immer wieder etwas Neues anbieten. In dem Begriff Anlagestrategie ist das Wort Strategie enthalten, was einen genauen, langfristigen Plan für ein Verhalten darstellt, um ein Ziel zu erreichen, und in dem man versucht, alle Faktoren von vornherein einzukalkulieren. Hier ist bereits ganz am Anfang eine gute „handwerkliche“ Arbeit zu leisten, welche Ihren Zielen und Ihrer Lebenssituation Rechnung trägt. Wenn Sie im Nachhinein feststellen, dass Ihnen unnötige Finanzprodukte angeboten werden, Risiken und Informationen nicht oder nur unvollständig dargelegt werden, neue Verträge angeboten werden, einhergehend mit der Kündigung von alten Verträgen und eine Nachbetreuung und Begleitung nicht oder nur unzureichend stattfindet, sollten Sie handeln! Ein Honorar nach Beratungsaufwand oder der Anlagesumme zu zahlen, ist eine ernst zu nehmende Alternative, zeugt sie doch von der Unabhängigkeit Ihres Gegenübers.

Bild: Fotolia/toxicoz

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