Artikel erschienen am 01.05.2012
E-Paper

Hallux valgus

Ballenzehe

Von Dr. med. Kai-Uwe Heuer, Hildesheim

Es sieht nicht nur unschön aus, es macht auch jeden Schritt zur Qual: das Überbein am Fuß. Meistens entwickelt es sich am Ballen. Der Arzt spricht dann von einem Hallux valgus (Hallux = großer Zeh, valgus = lateinisch schief), wenn der große Zeh in Richtung der Kleinzehe abweicht.

Während bei Naturvölkern, die viel barfuß laufen, Hallux-valgus-Beschwerden kaum bekannt sind, ist das Problem bei uns weit verbreitet. Zumeist zeigt sich in den Familien eine Vererbungstendenz – rund 75 % der Betroffenen sind Frauen. Die angeborene Neigung sowie jahrelanges Laufen auf hochhackigen und nach vorne spitz zulaufenden Schuhen fordern früher oder später ihren Preis.

Der Fuß wird nicht richtig abgerollt, die Hauptbelastung liegt auf dem Ballen, welcher dadurch völlig überlastet ist, hierdurch verformt sich der Fuß allmählich. Schmerzhafte Entzündungen sowie frühzeitiger Verschleiß der falsch belasteten Gelenke tritt auf. Je nach Ausmaß des Schadens bleibt dann oftmals nur noch die Operation.

Abhängig von Stadium, etwaigen Begleiterkrankungen und Gesamtzustand des Patienten muss verantwortungsvoll zwischen verschiedenen individuell angepassten Therapieformen gewählt und diese mit dem Patienten besprochen werden.

In den USA wurde eine besonders schonende Spezialtechnik – die New-Methode – entwickelt, bei der das Gelenk erhalten bleibt und sowohl die Fehlstellung der Zehe als auch der breite Fuß behandelt wird. In Deutschland wird diese Methode bereits seit Anfang der 1990-Jahre an über 15 000 Patienten mit großem Erfolg durchgeführt. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Methoden bleibt das Gelenk erhalten. Die Operation kann zumeist ambulant durchgeführt werden, und zur Ruhigstellung und Nachbehandlung sind in der Regel weder Gips noch Schrauben oder Drähte notwendig.

Für die Operation an der Großzehe, welche im Schnitt zwischen nur 15 und 20 Minuten dauert, erhält der Patient im Allgemeinen eine leichte Vollnarkose. Über einen lediglich ca. 1 cm großen Schnitt entfernt der Arzt nun das Überbein mit speziellen Instrumenten. Der Knochen des Mittelfußes wird nicht, wie früher üblich, gerade, sondern V-förmig durchtrennt. Durch den V-förmigen Schnitt wächst er wieder gerade an und kann sich weder nach links noch nach rechts verschieben. Durch ein spezielles Tape (Pflasterverband) wird der Zeh dann anschließend in der richtigen Stellung gehalten.

Die Nachbehandlungsphase ist im Allgemeinen komplikationslos und der Fuß kann nach der Operation zügig wieder in einem Spezialschuh belastet werden. Für die ersten Tage der Nachbehandlung erhalten die Patienten zusätzlich noch Gehhilfen zur Entlastung. Der Pflaster-/Tape-Verband wird wöchentlich gewechselt und im Abstand von zwei Wochen werden Röntgenaufnahmen durchgeführt. Entsprechend der individuellen Knochenheilung kann dann in der Regel nach ca. sechs bis acht Wochen wieder der normale Schuh getragen werden. Operation und Nachbehandlung werden voll von den Krankenkassen übernommen. Sportliche Aktivitäten können ca. drei Monate nach erfolgter Operation wieder aufgenommen werden.

Durch einen kleinen Schnitt gleich drei Dinge erreicht:
1. Ballen weg, 2. Fuß schmal, 3. Zeh gerade

Fotos: Heuer, Panthermedia/Uwe Moser

Ähnliche Artikel

Gesundheit

Hüftprothesenlockerung, wie viele Wechsel sind möglich?

Der Operateur sollte über große Erfahrung verfügen

Nahezu jede Prothese lockert sich, lediglich die Zeit bis zur Lockerung ist variabel. Bei stetig zunehmender Rate an Prothesenimplantationen pro Jahr, und immer jünger werdenden Patienten zum Zeitpunkt des Ersteinbaus, steigt die Rate der Prothesenwechseloperationen kontinuierlich. In einer orthopädischen Fachklinik liegt die Rate der Wechseloperationen momentan etwa bei 15 %.

Hannover 2015/2016 | Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig

Gesundheit

Beschwerdebild oberes Sprunggelenk (OSG)

Vom „einfachen“ Umknicktrauma bis hin zur schweren Arthrose

Oftmals beginnen Beschwerden und entstehen schwerere Erkrankungen im Bereich des oberen Sprunggelenkes nach einem „einfachen“ Umknicktrauma. Dieses ist manchmal schon nahezu in Vergessenheit geraten, wenn auftretende Beschwerden den Patienten zu einer ärztlichen Vorstellung zwingen.

Braunschweig 2017/2018 | Deyan Tsolov, Braunschweig