Artikel erschienen am 19.05.2014
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Chiropraktik

Der Beruf des Chiropraktors in Deutschland

Von Alexander Steinbrenner D.C., Wolfsburg

A. Definition

Die Chiropraktik ist ein Gesundheitsberuf, der sich mit der Prävention, Diagnose und Behandlung von Funktionsstörungen des Muskel- und Gelenkapparates sowie deren Auswirkungen auf das Nervensystem und die allgemeine Gesundheit beschäftigt. In der Untersuchung und der Behandlung kommen hauptsächlich manuelle Methoden zum Einsatz. Wichtiger Bestandteil der Behandlung ist die chiropraktische Justierung der Wirbelsäule und der Extremitäten. Die Wirkungsweise und Effektivität der Chiropraktik ist wissenschaftlich nachgewiesen. Sie ist daher eine sichere und sanfte Art, um Patienten mit wirbelsäulenbedingten Problemen zu helfen. Chiropraktik setzt auf die Heilungskräfte des Körpers und verordnet keine verschreibungspflichtigen Medikamente oder operativen Eingriffe. Wann immer dies nötig ist, werden Patienten hierfür an entsprechende medizinische Spezialisten weitergeleitet.

B. Ziele und Inhalte der chiropraktischen Behandlung

Der Mensch wurde von der Natur mit einer Wirbelsäule versehen, die nicht nur Schutz, sondern auch Mobilität gewährleistet. Die beweglichen Segmente der Wirbelsäule können durch verschiedene Ursachen – wie zum Beispiel eine falsche Bewegung, einen Unfall, Stress oder Überbelastung – ihre natürliche Beweglichkeit verlieren und somit das empfindliche Nervensystem beeinträchtigen. Der Chiropraktor ist darauf spezialisiert, diese Gelenkfehlfunktionen und ihre Ursachen im Körper zu finden und die normale Beweglichkeit wiederherzustellen. Dies geschieht durch die sanfte chiropraktische Justierung. Hierbei wird das betroffene Gelenk in einer bestimmten Richtung in Vorspannung gebracht und mit einem kleinen, genau dosierten Impuls bewegt. Dies ist nicht zu verwechseln mit dem umgangssprachlichen „Einrenken“. Von studierten Chiropraktoren ausgeführt, stellt die Chiropraktik eine sehr sichere Behandlungsform dar. Ernsthafte Nebenwirkungen sind extrem selten.

C. Ursprung des Berufstandes

Im Jahr 1895 wurde die Chiropraktik von Daniel David Palmer in Davenport, Iowa als eigenständiger Beruf begründet. Als weltweit drittgrößter Heilberuf neben der Schul- und Zahnmedizin nimmt die Chiropraktik heute eine immer stärker werdende Position zwischen Orthopädie, Neurologie und innerer Medizin ein. Seit ihrer Gründung hat sich die Chiropraktik im Gesundheitssystem in über 40 Ländern etabliert. Die nationalen Organisationen – wie z. B. die Deutsche Chiropraktoren Gesellschaft e. V. – sind Mitglieder des Weltverbandes der „World Federation of Chiropractic“ (Toronto/Kanada), welche wiederum offizielle Kontakte zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterhält. Weltweit praktizieren ca. 100 000 Chiropraktoren, jedoch weniger als 100 davon in Deutschland.

D. Rechtliche Stellung in Deutschland

Den Titel eines Chiropraktoren erwirbt man über ein Universitätsstudium, welches je nach Ausbildungsland 4 – 6 Jahre dauert. Es unterliegt weltweit einheitlichen Standards. Da es in Deutschland bisher noch keine international anerkannten Ausbildungsstätten gibt, ist das Studium zurzeit nur im Ausland möglich. Nach dem erfolgreichen Abschluss folgt ein einjähriges Weiterbildungsprogramm (GEP) in einer dazu qualifizierten Praxis. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass der Chiropraktor sowohl über fundierte medizinische Kenntnisse als auch eine Bandbreite verschiedener chiropraktischer Behandlungsmethoden verfügt. In den USA und Kanada schließt der Absolvent sein Studium mit dem Grad des Doctor of Chiropractic (D.C.), in England mit dem MChiro/Master of Chiropractic ab. Diese Hochschulabschlüsse sind international anerkannt und nicht zu verwechseln mit den Bezeichnungen „Chiropraktiker“ oder „Chirotherapeut“, die jeweils sy-nonym von Heilpraktikern und Ärzten mit entsprechender Zusatzausbildung verwendet werden. Im Gegensatz zu den USA, Kanada und den meisten europäischen Ländern ist die Chiropraktik in Deutschland bisher nicht als eigenständiger Heilberuf anerkannt. Aus diesem Grund müssen hier ansässige Chiropraktoren derzeit noch nach dem Heilpraktikergesetz zugelassen sein, um praktizieren zu dürfen.

E. Wem kann die Chiropraktik helfen?

Chiropraktoren haben ein sehr umfangreiches Tätigkeitsfeld. Durch die qualifizierte Ausbildung können sowohl Kinder als auch ältere Menschen effektiv und sicher behandelt werden. Chiropraktoren werden in der Regel bei Beschwerden des Muskel- und Gelenkapparates aufgesucht. Die chiropraktische Behandlung beinhaltet jedoch weitaus mehr.

Die wohl häufigsten Funktionsstörungen sind:

  • Bandscheibenvorfall
  • Hexenschuss
  • Ischias
  • Kiss-Syndrom
  • Kniebeschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Muskelbeschwerden
  • Rückenschmerzen
  • Schulter- und Schulterblattschmerzen
  • Sportverletzungen
  • Verspannungen

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