Artikel erschienen am 08.08.2023
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Operationen an der Halsschlag- ader (Carotis) bei Einengung derselben

Ungefähr 200.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall. Frühe Warnsymptome eines Schlaganfalls können plötzlich einsetzende und vorübergehende Sehstörungen, Sprachstörungen,

Von PD Dr. med. Tomislav Stojanovic, Wolfsburg

Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen der Arme oder Beine sein, bei deren Auftreten eine sofortige medizinische Abklärung erfolgen muss. Die Einengung der Halsschlagader ist hierbei eines der Hauptrisiken.

Ursache einer Einengung der Halsschlagader (Carotisstenose) ist in der Regel die Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), bei der es zu einer Plaquebildung (Ablagerungen aus Blutfetten, Blutgerinnseln und Kalkschollen) an der Gefäßwand mit resultierender Verengung des Gefäßes kommt. Risikofaktoren, die eine Arteriosklerose begünstigen, sind Rauchen, hoher Blutdruck, Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus), erhöhtes Cholesterin sowie eine familiäre Veranlagung.

Verschleppung von Kalk und/oder Gerinnsel aus der Halsschlagader in das Hirn sind häufige Ursachen eines Schlaganfalles. Eine Behandlung der Einengung ist dann angezeigt, wenn es entweder schon zu einem Schlaganfall gekommen ist oder die Einengung sehr hochgradig ist. Der Eingriff hat das Ziel, zukünftige Schlaganfälle sicher zu verhindern.

Seit der ersten Ausschälplastik 1953 von DeBakey ist der Nutzen der Operation vielfach wissenschaftlich bestätigt. Grundsätzlich stehen zwei Behandlungsmethoden zur Verfügung: die Operation und das Stentverfahren.

Die Operation wird in allen gängigen Leitlinien als erste Behandlungsoption genannt. Das Stentverfahren ist in ausgewählten Fällen eine Alternative. Das Ziel der Operation ist es, den Kalkplaque aus der Halsschlagader komplett zu entfernen und so zukünftige Schlaganfälle zu verhindern.

Bei der Operation wird die Halsschlagader abgeklemmt und eröffnet. Der Kalkplaque wird ausgeschält und das Gefäß wieder verschlossen.

Dies kann zum einen im Sinne einer Eversion (Umstülpen) oder mittels Längeröffnen des Gefäßes und Verschluss mittels Patch (eine Art von Flicken) erfolgen.

In der Phase der abgeklemmten Halsschlagader wird das Gehirn über sogenannte Kollateralen im Gehirn von der Gegenseite und über die Nackenschlagadern versorgt. Leider sind diese Kollateralen nicht immer gleich gut ausgeprägt, sodass die Notwendigkeit der Überwachung der Durchblutung während der Operation besteht. Die schonendste Methode ist die bereits genannte Operation unter Regionalanästhesie bei wachen und schmerzfreien Patienten. Sofern die Durchblutung über die Kollateralen nicht ausreichend ist, kann der Operateur während der Operation sofort einen sogenannten Shunt einlegen. Dies ist ein Röhrchen, das die Blutzufuhr zum Gehirn auch während der Klemmphase sichert.

Die Operation ist insgesamt ein hoch standardisierter Eingriff mit geringem Risiko. Hauptrisiko ist ein intraoperativer Schlaganfall. Dieses Risiko ist aber bei eindeutiger OP-Indikation deutlich geringer als das statistische Risiko eines Schlaganfalles ohne Operation und ist auch nur während der Operation, also einmal, vorhanden. Dies im Gegensatz zu dem dauerhaften Risiko ohne Operation. Somit stellt die Beseitigung des Kalkplaques aus der Halsschlagader ein schonendes, effektives und sicheres Verfahren dar.

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