Bandscheibenersatz an der Halswirbelsäule
Bewegungserhalt bei Halswirbelsäulenoperationen
Von Daniel Kümpfel, BraunschweigAnfang der 1990er-Jahre wurden erste Modelle in relevantem Umfang implantiert, es folgte die technische Weiterentwicklung und schließlich ein breites Angebot von Bandscheibenprothesen unterschiedlichen technischen Designs. Um die Jahrtausendwende war dann ein „Hype“ um die modernen Implantate entstanden – Bandscheibenprothesen kamen häufig zur Anwendung. Vereinzelt mussten auch Prothesen aufgrund technischer Mängel wieder vom Markt genommen werden.

Foto: HEH, AdobeStock/Knopp-Pictures
Bewährte Operationsmethode ist die Versteifung
Seit Jahrzenten etabliert und weiterhin „Goldstandard“ ist der operative Zugang zur Halswirbelsäule von vorne. Hierdurch können die meisten Pathologien wie z.B. Bandscheibenvorfälle, Verengungen des Wirbelkanals und der Nervenaustrittslöcher erreicht werden. Der Zugang erfolgt über den Zwischenwirbelraum, was eine Entfernung der dort befindlichen Bandscheibe notwendig macht. Nach Beseitigung des pathologischen Befundes wird ein Platzhalter im Zwischenwirbelraum eingefügt und ggf. zusätzlich eine Titanplatte an den Wirbelkörpern montiert und das Bewegungssegment somit versteift. Der Nachteil ist eine vermehrte mechanische Belastung der Nachbarsegmente, was zu einem beschleunigten Verschleiß und ggf. zu erneuten Problemen oder gar weiteren Operationen führen kann.
Erhalt der Beweglichkeit durch Prothese
Anstelle des starren Platzhalters kann alternativ auch eine bewegliche Bandscheibenprothese im Zwischenwirbelraum, bei modernen Implantaten ohne wesentlichen operativen Mehraufwand, platziert werden. Die Beweglichkeit der Wirbelkörper und Wirbelgelenke bleibt mit der Prothese erhalten.
Trotz des bestechenden Konzeptes konnte bisher in klinischen Studien kein eindeutiger Vorteil zugunsten der Prothesen nachgewiesen werden. Im Langzeitverlauf findet sich eine etwas geringere Rate an erneuten Operationen. Es scheinen insbesondere jüngere Patienten ohne weit fortgeschrittenen Verschleiß, Achsfehlstellungen oder Instabilitäten von Prothesen zu profitieren, sodass eine sorgfältige präoperative Patientenselektion für das Ergebnis essenziell ist.
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