Artikel erschienen am 11.01.2018
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Die Finanzmittelbeschaffung im digitalen Zeitalter

Von Dominic Groß, Braunschweig | Dimitrios Giannakopoulos, Braunschweig

Um eine schnelle und effiziente Bankenkommunikation und/oder Investorenkommunikation sicherzustellen, benötigt ein Unternehmen ein stets aktuelles und aussagekräftiges Rechnungswesen.

Da deutsche Unternehmen ihren Kapitalbedarf traditionell über Banken decken, ist dieser Gruppe ein besonderer Stellenwert beizumessen. Bereits seit der Umsetzung von Basel II im Jahr 2007 und der Fortsetzung unter Basel III ab dem Jahr 2013 und der damit eingeführten risikogedeckten Eigenkapitalunterlegung bei der Kreditvergabe sind Banken stets daran interessiert, ihr Kapital Kunden mit guter Bonität zur Verfügung zu stellen. Zur Bemessung der Bonität sind Ratings nahezu zum alleinigen Entscheidungsinstrument der Kreditzusage geworden. Auch die andauernde Niedrigzinsphase hat zu keinen Änderungen bei den Kreditvergaberichtlinien der Banken geführt.

Das Rating teilt sich in drei zu beurteilende Bereiche ein. In die Bonitätsbewertung fließen sowohl quantitative (sog. hard facts) und qualitative Faktoren (sog. soft facts) als auch Branchenfaktoren ein. Ein positives Rating ermittelt sich aus dem Zusammenspiel der vorgenannten Faktoren.

Die quantitativen Merkmale umfassen im Wesentlichen die Eigenkapitalausstattung, die Rentabilität, die Liquidität sowie die Kapitaldienstfähigkeit. Durch eine Analyse der Kennzahlen aus der Finanzbuchhaltung können hier etwaige Schwächen aufgedeckt werden und gezielt abgestellt werden.

Ebenso bedeutsam sind allerdings auch die qualitativen Faktoren. Hierzu zählen insbesondere das Kontoführungsverhalten, die Unternehmensorganisation und Strategie, die Nachfolgeregelung sowie die Qualität des Rechnungswesens und der Planzahlen, die Jahresabschlussqualität und das Informationsverhalten.

So führt bereits allein die regelmäßige unaufgeforderte Einreichung eines substantiierten und kurz erläuterten Monatsreporting bei der Bank zu einer Verbesserung des Ratings. Bei Kreditbedarf ist daher eine offene Kommunikationsweise mit den Banken zu empfehlen.

Das gleiche gilt selbstverständlich genauso in der Kommunikation mit externen Investoren. Risikokapitalgeber verlangen stets ein zeitnahes Reporting zur Beurteilung und Überwachung ihrer Investition. Monatliche ausführliche Reportings zur Mitte des Folgemonats sind hierbei nicht unüblich.

Neben der Funktion als wichtigstes Instrument zur internen Erfolgsmessung und zur Unternehmenssteuerung bildet das betriebliche Rechnungswesen die zentrale Quelle der quantitativen und qualitativen Faktoren eines Ratings.

Entscheidend hierbei ist die Qualität und Aktualität der Finanzbuchhaltung

Beide Faktoren sind kumulativ und zeitgleich zu erfüllen, da nur eine hoch qualitative Finanzbuchhaltung überhaupt die Grundlage für Entscheidungen darstellen kann und den Entscheidungsträgern die Vornahme rationaler Handlungen ermöglicht. Die zeitnahe Kenntnisnahme interner und externer Daten ermöglicht Ressourcenfehlleitungen rechtzeitig aufzudecken und abzustellen. In welchem Umfang das Rechnungswesen ausgestaltet sein sollte, hängt hierbei einerseits von der Größe des Unternehmens und andererseits von der Komplexität der Geschäftsfelder und Märkte ab, auf denen das Unternehmen tätig wird.

Im heutigen digitalen Zeitalter liegen die technischen Voraussetzungen zur Umsetzung eines aktuellen und qualitativ hochwertigen Rechnungswesens bereits vor. Den Finanzierungspartnern ist das bekannt.

Um die notwendige Geschwindigkeit bei der Erstellung der Finanzbuchführung sicherzustellen, ist die digitale Erfassung rechnungswesenrelevanter Belege alternativlos geworden.

So können bereits alle für die Finanzbuchhaltung notwendigen Wertschöpfungsprozesse einer Unternehmung digital abgebildet werden. Während Konzernunternehmen kostenintensive ERP-Systeme einsetzen, hat das digitale Zeitalter auch bezahlbare Softwarelösungen für kleine und mittelständische Unternehmen hervorgebracht.

Beispielhaft sei an dieser Stelle die Softwarelösung der DATEV eG, DATEV Unternehmen/Belege online erwähnt.

Neben den offensichtlichen Vorteilen der Digitalisierung der Finanzbuchhaltung, wie z. B. die Verringerung der Ablage- und Suchzeiten sowie bei Umsetzung des ersetzenden Scannens die Einsparung von Papier und Lagerfläche, haben die nachfolgenden Vorteile zu einer geänderten Banken- und Investorenkommunikation geführt.

Diese zeigen sich zum einen in den Bereichen zeitnahe Übermittlung der betriebswirtschaftlichen Auswertungen sowie in absehbarer Zeit die digitale Zusendung der Bilanzdaten an die Banken entsprechend dem Vorbild der E-Bilanz und zum Anderen bei der Vermeidung von Mehrfacharbeiten durch prozessangepasstes Co-Working. Außerdem werden durch die Einbeziehung bereits digital vorgehaltener Daten aus Vorsystemen des Unternehmens Fehler aus der manuellen Erfassung verringert und die Aussagekraft der Auswertungen erheblich erhöht.

Die Empfehlung kann nur lauten, auch im Hinblick auf den bereits begonnen Fachkräftemangel, den kaufmännischen Prozess vollständig zu digitalisieren, um zur Sicherstellung der (kostengünstigen) Liquidität um dem damit einhergehenden Fortbestands des Unternehmens, gegenüber den Kapitalgebern zeitnah aussagekräftige betriebswirtschaftliche Kennzahlen zu kommunizieren.

Kernaussagen

  • Das Informationsbedürfnis externer Finanzierungspartner (z. B. Banken, Investoren) steigt durch die Möglichkeiten der Digitalisierung in Bezug auf Qualität, Aktualität und Schnelligkeit bei der Kommunikation.
  • Das Informationsbedürfnis kann nur noch durch den Einsatz technischer Lösungen sachgerecht und effizient befriedigt werden.
  • Für den Unternehmer selbst wird ein aktuelles und aussagekräftiges betriebliches Rechnungswesen ebenfalls zu einem bedeutsamen Instrument der Unternehmenssteuerung und Ressourcenleitung.
  • Zugleich ermöglicht die digitale Transformation im Rechnungswesen die Reduzierung des Aufwands zur Erstellung der Finanz- und Lohnbuchhaltung durch z. B. die Vermeidung von Mehrfacharbeiten.

Foto: Fotolia/Anatoly Maslennikov

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