Artikel erschienen am 27.04.2023
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Wohlfühlen durch Sicherheit

Alles im grünen Bereich?

Von Richard Jäger, Braunschweig

Eines der stärksten Bedürfnisse des Menschen ist das Wohlbefinden und die Sicherheit. Nur, wenn wir uns wohl und sicher fühlen, strahlen wir dieses Gefühl aus, übertragen es an unser soziales Umfeld und treten auch leichter mit unseren Mitmenschen in Kontakt. Und all diese Faktoren tragen zu unserer Lebensqualität bei.

Indessen schreitet die Verdichtung von menschlichen Siedlungen und der Vergrößerung von Wohngebieten voran, meist aufgrund der besseren Arbeits- und Lebens­bedingungen in Städten. Wo Wohnraum entsteht, muss die Natur weichen.

Für den materiellen Wohlstand ist eine entsprechende Infrastruktur notwendig – dazu gehören zum Beispiel Energieversorgung, Trinkwasser, Abwasser, Müllentsorgung, Verkehrsinfrastruktur: Gehwege, Parkplätze – nur um einige Faktoren zu nennen. Was ist jedoch mit dem physischen Wohlbefinden eines Menschen in solch einer Betonwüste an einer lauten, stark be­fahrenen Straße in Nähe einer Hochspannungsleitung?

An einem Zitat von Dieter Kienast (Landschaftsarchitekt, Schweiz) wird es deutlich:
Der Wohnraum, in dem man lebt, ist für die öffentliche Außenwelt nicht einsehbar. Das Viertel, also die Außenanlagen, in denen man sich aufhält, sind öffentlich meist frei – jedoch sind beide wichtige Lebensmittelpunkte. Mit dem Unterschied, dass jeder selbst über das soziale Umfeld in seinem direkten Wohnumfeld entscheiden kann. Der eigene Wohnraum bietet eine entsprechende Aufenthaltsqualität für seinen Bewohner, da er seine ganz persönliche Handschrift trägt.

Bietet die Außenanlage eine ebenso hohe Aufenthaltsqualität? Attraktive Außenanlagen mit einer entsprechenden Gestaltung, sicheren Wegen und Sitzmöglichkeiten laden zahlreiche Bewohner dazu ein, sich in unmittelbarer Nähe des Hauses aufzuhalten und den öffentlichen Bereich Raum zu beleben. Ein lebendiges Viertel sorgt für ein nachhaltiges Gefühl der Sicherheit.

Einigkeit besteht sicherlich darin, dass die Mehrheit einen Garten mit frischen Kräutern zur Nutzung bevorzugen würde. So manche werden dabei allerdings denken: Das mag einfach gesagt sein, wird jedoch nicht funktionieren. Man kann keinen Kräutergarten und eine Sitzbank dazu, wie in manchen Eigentumshäusern vorhanden, in einem Viertel herstellen. Auf der anderen Seite machen Fahrradständer bei einem Einfamilienhaus keinen Sinn. In umfangreichen Wohnquartieren sind Fahrradständer nicht nur notwendig, sondern sie sorgen auch für Sicherheit – aber auch nur dann, wenn sie an sinnvollen Stellen aufgestellt sind, gepflegt werden und sich in das Gesamtbild eines Wohnviertels einfügen. Die Notwendigkeit, sein Hab und Gut in Wohnquartieren zu schützen, hängt jedoch nicht nur davon ab, dass Möglichkeiten vorhanden sind – diese Möglichkeiten müssen auch fachmännisch platziert und dauerhaft gepflegt werden, damit diese Bereiche auch langfristig als sicher wahrgenommen werden und Straftaten von Anfang an vorbeugen. Das können bereits Baumäste sein, die beschnitten werden müssen, um ein gepflegtes Bild herzustellen, denn mit dieser Maßnahme wird der Boden frei von Vogelkot gehalten und das gesamte Areal wirkt nicht nur gepflegt, sondern lädt auch zu seiner Nutzung ein.

Soziale Treffpunkte schaffen

Die Bauordnung schreibt je nach Anzahl der Wohneinheiten Pkw-Stellplätze, Spielplätze für Kinder etc. vor. Es gibt allerdings durchaus weitere Möglichkeiten, das Außenareal eines Wohnviertels ansprechend zu gestalten – wie wäre es zum Beispiel mit einem Treffpunkt mit einer witterungsfesten Bedachung und freiem W-Lan? Ob solche Treffpunkte zeitlich eingeschränkt nutzbar sein müssten oder umschlossen durch eine Zaunanlage und nur tagsüber geöffnet, hängt sicherlich von den Bewohnern des gesamten Viertels ab.

Grundsätzlich sollten jedoch Plätze, Wege, Garagenhöfe usw. optimal bei Dunkelheit ausgeleuchtet sein, denn nur so wird ein hohes Sicherheitsgefühl vermittelt. Zum einen kann man sich besser orientieren, zum anderen sieht man gut, was sich um einen herum ereignet. Das Ziel ist daher, dunkle Ecken in den Außenanlagen mit Hilfe der richtigen nachhaltigen Außenbeleuchtung aufzuhellen.

Stolperfallen entfernen

Um böse Stürze zu vermeiden, sollten sämtliche Stolperfallen aus den Außenanlagen entfernt werden und damit allen Bewohnerinnen und Bewohnern ein sicheres Bewegen in den Außenanlagen zu ermöglichen. Darüber hinaus sollte überall dort, wo es bautechnisch möglich ist, für einen barrierefreien Zugang zu den Wohnhäusern gesorgt werden.

Sauberkeit und Ordnung herstellen und halten

Klar ist, dort wo Abfall liegt, kommt Abfall hinzu. Sobald ein Graffiti an einer Wand angebracht ist, wartet das zweite meist nicht lang. Optimal ist ein sauberes Viertel, ohne Zigarettenkippen auf dem Boden, ohne herumfliegenden Abfall oder Kaugummi auf den Belägen, denn dann wäre die Hemmschwelle höher, Abfall einfach so fallen zu lassen. Fakt ist, (mehr) Sauberkeit sorgt für eine hohe Aufenthaltsqualität. Die wiederum bedingt ein spürbares Sicherheitsgefühl für alle Bewohnerinnen und Bewohner. Hierzu müssen entsprechende Grundlagen geschaffen werden. Hausnahe Stellplätze für Mülltonnen, die gegebenenfalls abgeschlossen werden können, ausreichende Abfallbehälter in den Außenanlagen und vor allem ein ausreichendes Budget für den Dienstleister, die Außenanlagen auf das gewünschte Sauberkeitsniveau zu bringen und dieses nachhaltig zu halten. Denn jeder bewegt sich gern in einem sauberen Viertel.

Alles im grünen Bereich?

Nicht alle Pflanzen eignen sich für ein Wohnviertel. Einige bedürfen einer intensiven Pflege, andere sind teilweise giftig. Bei Neuanlagen würde man heutzutage sicherlich eine andere Pflanzenauswahl treffen als damals, ebenso würden heute keine Waschbetonplatten mehr verbaut werden. Hohe Hecken und dichte Büsche sind zwar schön grün, eignen sich aber leider auch bestens dazu, sich dahinter zu verstecken. Deshalb sollte dieser Sicherheitsaspekt neben der Optik berücksichtigt werden.

Dass ein Auto alle zwei Jahre zum TÜV muss, ist selbstverständlich, aber kommen Sie ebenso Ihrer Verpflichtung einer Spielplatzkontrolle oder dem Nachweis der Verkehrssicherungspflicht der Bäume auf dem eigenen Grundstück z. B. durch ein Baumkataster nach?

Fazit

Durch Sicherheit wird das Wohlgefühl gesteigert, durch das erhöhte Wohlbefinden steigt die Lebensqualität und somit ergibt sich ein weitaus positiveres soziales Umfeld. Ziel sollte es sein, die Verschwendung allgemein, insbesondere die Zerstörung zu reduzieren – und die Wertschöpfung zu steigern. Durch eine nachhaltige Wert­erhaltung durch einen geeigneten Dienstleister zur Unterstützung ist dieses ohne Weiteres möglich.

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